Lest die Review zu "Leave Me To The Future" von ISCHIA bei krachfink.de

Interview mit Ischia zum Album „Leave Me To The Future“

Mit ihrem Debütalbum „Leave Me To The Future“ vereinen ISCHIA aus Österreich moderne und nostalgische Elemente und schweben irgendwo zwischen Gitarrenwänden, flächigen Synthesizern und stetig nach vorne treibenden Rhythmen. Im Interview spricht Adele mit krachfink.de über den kreativen Prozess hinter den Songs, die Herausforderungen des Banddaseins, schwärmt über die Mannigfaltigkeit von Gitarrensounds und die Balance zwischen künstlerischer Freiheit und Gemeinschaft. Wir erfahren wie subtil gesellschaftspolitischen Themen in den Texten mitschwingen, und warum ISCHIA für sie mehr ist als nur Musik.

Seit wann gibt es ISCHIA, woher kennt ihr euch, wer macht was und mit welcher Sound-Idee seid ihr gestartet?

Die Sound-Idee war von Anfang an eigentlich ziemlich klar: Gitarren und Soundflächen. Gestartet hat alles Anfang 2022, nachdem Lena und ich uns zufällig in die Arme gelaufen sind. Hjörtur und ich kennen uns schon seit unseren Teenie-Jahren und standen auch immer im musikalischen Austausch. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon ein paar Songideen in petto, an denen ich dann parallel mit Hjörtur und Lena gearbeitet habe. Im Sommer haben wir drei dann beschlossen, eine Band zu gründen. Im Frühjahr 2023 ist uns noch Philipp zugeflogen, und dann waren wir komplett. Mittlerweile ist Lena aber nicht mehr Teil von ISCHIA. Wir mussten lernen, dass eine Band eine komplexe Sache ist und viele Faktoren stimmen müssen, damit sich alle künstlerisch entfalten können. Lena ist zu dem Entschluss gekommen, dass das mit ISCHIA für sie leider nicht möglich war. Zum Glück sind wir aber im Guten auseinandergegangen.
Die Songs auf dem Album sind meistens so entstanden, dass ich einen Song in seiner Rohfassung – das heißt: Melodien, Strophen, Refrains, Gitarren und Text – geschrieben und in die Band gebracht habe. Hjörtur hat den Song dann mal mehr, mal weniger geordnet und geformt und ihm eine Richtung oder einen Groove gegeben. Im Proberaum bzw. im Studio haben wir dann alle gemeinsam an den Arrangements gefeilt und die Songs zum Leben erweckt.

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ISCHIA 2024, Foto von Franziska Barcsay

Shoegaze, Krautrock, Psychedelic, Indie… das alles sind Genres, die zu eurem Album „Leave Me To The Future“ passen würden, aber wie würdet ihr selbst, ohne Genres zu verwenden, eure Musik anderen beschreiben?

Das Herz des Albums sind für uns wahrscheinlich die (Gitarren-)Sounds; sie bestimmen oft den Charakter eines Songs. Eine Gitarre kann so vieles sein: ein warmer Teppich oder ein tiefes, dunkles Meer, aber auch eine helle Laterne auf einem nebligen Pfad, manchmal ein Unwetter oder ein scharfer Stachel. Zusätzlich verleihen ein flächiger Synthesizer oder eine Orgel dem Album dann noch weitere Farben und Stimmungen. Das treibende und präsente Schlagzeug und die poppigen Melodien halten die Sound-Eskapaden dann aber im Zaum. Ich finde, das Album ist doch recht verdaulich, muss ich sagen.

Der Albumtitel spielt mit Zeitebenen und passt perfekt zu eurer Musik, die zwar modern, aber auch nostalgisch ist. Den meisten fällt es schwer, im Hier und Jetzt zu sein; kennt ihr das, und schaut ihr überwiegend nach vorne oder nach hinten?

Ich glaube, wir alle schauen tendenziell lieber nach vorne. Für mich ist aber das Besondere an Musik, dass sie nostalgisch und sehnsüchtig sein kann, ohne direkt nostalgisch und sehnsüchtig zu sein. Ich mag Musik, die Stimmungen und Gefühle auslösen kann, ohne dass ich genau weiß, woher sie kommen. Manchmal bin ich auch einfach gerne melancholisch und weine ein bisschen zu einem Album, das mich gerade begleitet, ohne an etwas Konkretes dabei zu denken.

Wer schreibt die Texte, was inspiriert diese Person dazu, und wann stimmt ihr die Musik mit den Texten ab?

Ich schreibe die Texte gemeinsam mit den Songideen. Im Zuge der Entwicklung eines Songs stimmen Hjörtur und ich dann nochmal Musik und Text aufeinander ab. Da bei mir vieles recht schnell aus dem Bauch herauskommt und Englisch nicht meine Erstsprache ist, finden sich auf dem Album auch immer wieder einzelne Zeilen und Strophen von Hjörtur. Zum Glück kennen wir uns gut genug, dass wir dasselbe aussagen wollen.

Viele Texte drehen sich um das Patriarchat und andere gesellschaftspolitische Themen, die mich immer wieder beschäftigen. Dabei geht es auch um Erfahrungen sowohl mit nahestehenden Personen als auch mit einem fiktiven Gegenüber. Je nach Phase geschieht das manchmal eher introvertiert und selbstreflexiv, manchmal konfrontativ.

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