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Interview mit Luis von Target zu “Deep Water Flames”

Das großartige Album “Deep Water Flames” der chilenischen Band TARGET wurde krachfink.de von der Band selbst zugespielt. Leidenschaft für Musik überwindet Ländergrenzen also ganz offensichtlich mühelos. Wir sprachen mit Luis, dem Gitarristen der Prog-Tech-Metalband TARGET (im Foto ganz rechts), über musikalische Grenzüberschreitungen und das Album.

“Deep Water Flames” ist ganz sicher ein Konzeptalbum, kannst Du mir mehr darüber erzählen?

Es ist eine Analogie aus unserem täglichen Leben, in der wir versuchen, unsere Komfortzonen zu verlassen. Das lyrische Konzept des Albums beginnt mit einem Wesen, das in der Tiefsee lebt und sich abmüht, um die Küste zu erreichen, um zu sehen, wie das Leben außerhalb des Ozeans verläuft. Aber während es versucht das zu tun, ziehen es mehrere Kräfte immer wieder zurück zum Meer. Diese Kräfte symbolisieren alle unsere inneren Kämpfe gegen unsere eigenen Gedanken und Überzeugungen. Wir sehen dieses Album als eine Übung des Einfühlungsvermögens bei allen Menschen. Jeder hat seine eigenen Kämpfe und wir wollten damit verdeutlichen, dass wir alle auf diesem Planeten damit nicht alleine sind.

Über die Metalszene in Chile weiß ich nicht viel. Lässt sich da leicht eine Band gründen und ist es möglich viel live zu spielen?

Die chilenische Szene ist heutzutage recht komplex, unterscheidet sich aber nicht stark von den übrigen südamerikanischen Ländern. Man muss weiterhin gute Musik machen, seine eigenen Gigs produzieren, die meiste Zeit seine gesamte, eigene Ausrüstung tragen und dann versuchen eine gute Show zu liefern. Aber für mich, da ich genau das liebe, gibt es keine Option. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um die Dinge am Laufen zu halten. Der größte Teil des kommerziellen Marktes liegt in nur in einer oder zwei Händen und um einen guten Auftritt zu bekommen, muss man so oft und laut wie möglich auf die Türen schlagen. Und wenn man Glück hat, entscheiden die vielleicht irgendwann, dass man genug ist gut, um Teil in einem ihrer Konzerte zu sein.

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Target, 2019

Es gibt also nicht wirklich viel zu erreichen und es gibt kaum eine Möglichkeit, tatsächlich Vollzeitmusiker zu werden. Die meisten Produzenten übernehmen nicht die Mindestkosten für die Shows einer kleinen oder mittleren Band. Manchmal ist der goldene Preis für eine ausländische Band zu eröffnen und für ein Viertel des Publikums zu spielen, da der Rest trinkt, während die Hauptband darauf wartet, zu spielen. Deshalb haben wir uns für eine globale Zusammenarbeit entschieden. Das ist der einzige Weg zum Erfolg in diesem Dschungel. Nach einigen Jahren harter Arbeit beginnen wir langsam damit, weltweit eine solide Fangemeinde aufzubauen, und wir wissen, dass das die richtige Entscheidung war.

TARGET spielen sehr technisch anspruchsvollen Sound. Wie habt ihr gelernt eure Instrumente zu beherrschen?

Unser Sänger Andy und ich sind autodidaktische Musiker, die alles lernen, indem sie den ganzen Tag Musik hören… und wir lieben das. Nur unser Schlagzeuger Rodrigo und unser Bassist Fernando sind Musiker mit professioneller Ausbildung und sie gehören zu denjenigen, die ihr Leben aufteilen in Musik und eine andere Aktivität, um ihre Leben zu finanzieren.

Offensichtlich haben wir nach über die Jahre unsere eigene musikalische Sprache entwickelt und ich habe das Gefühl, dass wir jetzt in der Lage sind, Musik mit seltsamen und komplexen Metriken und Klängen zu komponieren, die auf all dem basieren, was wir in den vergangenen Jahren gelernt haben.

Euer Album funktioniert auch über lange Strecken instrumental. Ist es schwieriger, sich ohne Texte auszudrücken oder sind das eher die Parts, die euch leicht fallen?

Ich bin mir nicht sicher, ob das richtige Wort dafür „schwieriger oder einfacher” ist. Für mich besteht die beste Definition darin, aus Spaß ein Risiko einzugehen und den umgekehrten Weg einzuschlagen, nur um zu sehen, was passiert und wie lange man ihn gehen kann, ohne das Gefühl zu bekommen, verloren zu sein. Die Regeln zu brechen ist eine Regel innerhalb unserer Band geworden.

Welches Genre hat Dein Herz für Musik geöffnet?

Ich bin ein großer Grunge- und Punk-Fan. Von da ausgehend, habe ich ein offenes Gespür dafür entwickelt, was Musik sein sollte. Meiner Meinung nach sollte es keine Grenzen geben, ganz gleich um welche Art von Musik es sich handelt. Jeder von uns hat einen anderen Musikgeschmack, aber im Moment, in dem etwas entsteht, gibt es keine Option. Es muss so laut wie möglich sein.

Ich weiß, dass jeder von uns mit den Klassikern angefangen hat, und dann sind wir in unseren eigenen Geschmack eingetaucht und es hört zum Glück nie auf. Wir entdecken immer wieder gute Musik für uns und werden von vielen neuen Bands überrascht.

Wenn ihr durch eure Musik eine Welt erschaffen könntet, in die die HörerInnen hereinspazieren könnten, wie sähe es da aus?

Eine Welt? Es wäre ein grünes Feld voller Berge, fast jeden Tag regnerisch und bewölkt. Und selbstverständlich gibt es kostenloses Essen, Bier und Gras für alle.

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Target, Deep Water Flames

Wann war der letzte Tag, an dem Du selbst keine Musik gehört hast?

Daran kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Seit ich angefangen habe, meine eigenen Songs zu spielen und zu schreiben, habe ich den ganzen Tag Riffs in meinem Kopf erschaffen. Manchmal ist es ziemlich nervig, aber die meisten Songs, die du auf unseren beiden Alben hörst, waren eine Idee in meinem Kopf, als ich im Büro war.

Wenn die Leute sagen, ein Leben ohne Musik wäre ein Fehler, kann ich nur zustimmen. Es gibt Rhythmen und Geräusche, wo immer man hingeht, also gibt es keine Orte, an denen man dem entkommen kann … und ich liebe das verdammt noch mal!

“Deep Water Flames” scheint einen ins Weltraum zu katapultieren, würdest Du gerne mal dorthin reisen, um andere Planeten zu erkunden?

Also ich bin eigentlich immer out of space, es ist fast unumgänglich zu glauben, dass es da draußen etwas gibt. Ich bin einer von denen, die immer darauf warten zu hören, dass wir ein Leben auf einem anderen Planeten gefunden haben und auf nette und höfliche Weise Kontakt mit ihnen aufgenommen haben.

Wie würdest Du euren eigenen Style selbst beschreiben?

Es fällt mir schwer, uns in einem Musikstil zu definieren, aber wir bezeichnen ihn aus Metalhead -Gründen gerne als Post-Death-Metal. Der Teil Post besteht hauptsächlich darin, dass wir uns entschlossen haben, alle Grenzen zu überschreiten, die wir sehen und kennen. Im Moment des Spielens und des Erzeugens gibt es keine Einschränkungen. Deshalb sehen wir gerne als Musikband über jedes Label oder jede Beschreibung hinweg.

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