Lest das Interview mit Oskar von VIAGRA BOYS über "Cave World" bei krachfink.de

Interview mit Oskar von Viagra Boys über “Cave World”

Mit “Cave World” legt die schwedische Punkband ihr mittlerweile drittes Album vor. Oskar Carls spielt Saxofon bei der Band und gab bereitwillig Auskunft darüber, wie es zu diesem losen Konzeptalbum über die Rückentwicklung der Menschheit kam, Verschwörungstheorien, was die Band inspiriert und wie es sich anfühlt, gerade jetzt sein Geld mit Musik verdienen zu wollen.

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VIAGRA BOYS 2022, Foto von Frederik Bengtsson

Eure Musik habe ich als “Leicht aggressiver Dance-Punk mit Substanz” beschrieben, wie würdest du sie beschreiben?

Dass es tanzbar ist, ist für mich einer der wichtigsten Punkte und letztendlich ist das wohl auch der Grund, dass es besonders live gut funktioniert. Von daher trifft es das schon gut.

Bist du ein guter Tänzer?

(lacht) Oh je, nein nicht wirklich. Aber es macht einfach Spaß und verbindet alle. Eine Rockband muss nicht unbedingt darauf fokussiert sein, die schlausten Texte zu bringen, es muss in erster Linie unterhalten und die Leute dazu bringen, körperlich ergriffen zu sein.

Also Menschen nicht nur kognitiv in Bewegung bringen?

Ja genau. Und gerade live schließt das viel mehr Menschen ein, sie können dann ein echter Teil der Show sein. Wobei ich selbst auch sehr viel Musik höre, die genau die gegensätzliche Herangehensweise verfolgt. Aber für unsere Band ist das wichtig.

Witzig, gerade heute Morgen habe ich mich mit jemandem über eure Band unterhalten und er meinte, dass genau das ihm so gut an euch gefällt. Dass man erstmal von 0 auf 100 in dem vibrierenden Songtunnel ist und dann danach auch noch merkt, dass die Texte ganz schön clever sind. Ziel erreicht, würde ich sagen.

(lacht) Gut zu wissen, letztendlich ist das der Idealfall, dass man darüber hinaus auch noch mehr Substanz finden kann.

Euer Album heißt “Cave World”, was sich unterschiedlich deuten lässt. Was assoziierst du auf Anhieb mit dem Wort Höhle?

(lacht) Ich denke, dass wir es schon meistens als negative Metapher verwenden, um die Rückentwicklung unserer Menschheit auf den Punkt zu bringen. Covid hat uns in vielerlei Hinsicht stark zurückgeworfen, die Menschen sind auf sich gestellt, haben weniger Berührungspunkte untereinander und auch somit weniger Möglichkeiten sich zu reflektieren und mit anderen auszutauschen. Deshalb glauben auch einige daran, dass Prinz Carl Philip von Schweden Blut von kleinen Kindern trinkt, um jünger auszusehen und frisch zu bleiben und das ganze Zeug von der einer angeblichen Elite, die die Welt beherrschen will. Das ist echt verrückt alles…

Aber das hat ja leider nicht erst mit der Pandemie angefangen…

Das stimmt, aber es wurde eben dadurch massiv beschleunigt. Ich denke wirklich, dass es sehr viel damit zu tun hat, dass man sich eine Zeitlang nicht getroffen hat und der direkte Austausch fehlt. Wir Menschen brauchen die echte Interaktion, das Sprechen über unterschiedliche Ideen und Ansichten und einfach dieses in Kontakt bleiben. Wenn man auf sich selbst gestellt ist, kommt man schnell auf dumme Gedanken. Viele Menschen sind einsam, das Internet gaukelt Scheinkontakte vor, wahrscheinlich sieht man deshalb auch dort auch so viel Absurdes.

Was hat sich wohl am schnellsten zurückentwickelt? Humor, Intelligenz, Empathie oder Kreativität…?

Hm, wahrscheinlich ist es die Empathie. Man kann ja theoretisch alles ins Internet schreiben, an wen auch immer man es richten will, es werden dort furchtbare Dinge geäußert und unter Umständen kommt niemals eine Reaktion. Das verschiebt das Verständnis von Empathie schon enorm, wenn man außer Acht lässt, dass da andere Menschen mit Gefühlen unterwegs sind. Und das springt dann irgendwie auch auf die Intelligenz über.

Wir hatten mal eine Politikerin, die bei den Leuten geklingelt hat, um sie auf ihre Beleidigungen im Netz, die sie ihr gegenüber geäußert haben, anzusprechen. Die Reaktionen waren größtenteils verblüfft und kleinlaut.

(lacht) Das ist eine gute Taktik.

Ist eure Sicht auf die Lage überwiegend sarkastisch oder ist da auch eine gehörige Portion Angst dabei. Also Angst, wie sich das alles entwickeln könnte?

Sicherlich ist da auch Ernsthaftigkeit drin, aber man sollte auch die Chance sehen, die sich aus sowas immer ergibt. Wenn etwas kaputtgeht, hat man auch die Chance etwas neu aufzubauen. Angesichts der vielen Probleme, die wir aktuell haben, wäre der erste Schritt aber, dass man sich um die Leute um sich herum kümmert und versucht, das auszustrahlen, was man selbst auch empfangen möchte.

Was tust du denn, um kein Teil der Rückwärtsbewegung zu sein?

(lacht) Nein, nein, ich habe da schon auch einen Anteil daran. Wir sind da alle nicht ganz unschuldig daran, sollen aber versuchen das Beste daraus zu machen.

Ich dachte immer, dass ihr eine Band seid, die Livekonzerte als Erfahrungen braucht, um kreativ sein zu können. Das Album belehrt mich eines Besseren. Wann genau habt ihr das Album geschrieben?

Letztendlich mussten wir zu Anfang der Pandemie sehr viele Shows absagen und hatten endlich mal Zeit, an diesem Albumin Ruhe zu feilen. Wir haben uns dann in einem Studio, in den Wäldern Schwedens irgendwo im Nirgendwo, eingeigelt und sehr intensiv daran gearbeitet. Nur die Band, ganz eng beisammen und da ist ziemlich viel Gutes zwischen uns entstanden. Das war eine sehr inspirierende Woche.

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