THE SCREENSHOTS 2020 Teaser Foto von Frederike Wetzels

Interview mit The Screenshots zu “2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee”

Gar nicht so blöd, da steckt ein Funken Wahrheit drin. Das im Musikgeschäft auch so. Kennste einen Trottel und der sagt du bist gut, dann glauben das noch fünf andere. Und irgendwann stehst du mittendrin und fragst dich zwar, wie du da hingekommen bist, aber wird schon stimmen.

Kurt Prödel: Das ist aber total super, weil einige uns schon dazu gebracht haben, dass wir das von uns Dreien auch glauben.

(Niemand lacht. Niemand. Ironie off.)

Bei Wikipedia ist die Rede von “zwei jungen Internetkünstler und die eine Musikerin”, was sich schon mal so anhört, als ob Kurt und Dax keine Musiker wären…

Dax Werner: Und vor allem hört es sich so an, als ob wir das nicht selbst geschrieben hätten.

Genau, darauf will ich hinaus. Ich gehe bei einer Band wie THE SCHREENSHOTS davon aus, dass ihr sowas im Griff habt.

Kurt Prödel: Ne, keine Ahnung, wer das war.

Susi Bumms: Doch, ich weiß, wer das war und wollte das sogar ändern und wollte die Geschichte frisieren, weil mich das auch gestört hat. Ich habe versucht, es besser zu schreiben und alles, was ich gemacht habe, wurde gelöscht (lacht).

Dax Werner: Ich bin ganz froh, dass bei mir nicht Satiriker steht.

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THE SCREENSHOTS 2020, Credits Matthias Köster

Weil zu hoch gegriffen oder für dich unpassend?

Kurt Prödel: Na die richtige Bezeichnung ist ja wohl Rockstar!

Dax Werner: Genau, sag ruhig Kurt! Ich bin in erster Linie Rockstar, Unternehmer und natürlich auch Satiriker. Aber wenn das bei Wikipedia in der ersten Zeile steht, dann ist da direkt ein Framing drin und nicht unbedingt das, was wir wollen.

Kurt Prödel: Das ist eine Nische von – man muss schon sagen – Männern, die sich damit befassen. Damit haben wir noch einige Kunden im Männerumfeld akquiriert.

Wobei der Begriff gerade im letzten Jahr gelitten hat, weil er missverstanden und auch bewusst missbraucht wird. Viele kennen noch nicht mal den Unterschied zwischen Satiriker und Komiker.

Dax Werner: Deshalb bin ich ja auch froh, dass es da nicht steht. Auch weil ich finde, dass Satire und THE SCREENSHOTS keine Überschneidung hat. Für mich ist das nicht die richtige Perspektive, auf das was wir machen. Und was Satire heißt, weiß ich tatsächlich nicht. Jeder kann das machen und behaupten, dass er das macht.

Kurt Prödel: Satire ist auch nicht mehr zeitgemäß und hat für mich keine Daseinsberechtigung mehr. Wir stehen für ehrlichen content.

Auf “2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee” fällt mir besonders das Gleichgewicht zwischen ernsten und den Momenten, die wir nicht satirisch nennen möchten, auf. Jeder Gegensatz kann ja nur durch den anderen wirken, habt ihr darauf geachtet?

Susi Bumms: Aktiv nicht, aber ich glaube, dass wir alle Drei unterschiedliche Humorelemente gut finden. Neben der Satire wäre das zum Beispiel noch Albernheit und es ganz viele andere Humorfarben, die es auf dem Album gibt. Damit der Witz richtig zieht, muss man ja auch mal ernst sein. Oder eben einen Witz machen, damit das Ernste danach mit voller Wucht kommt.

“Airbnb” ist ein hervorragender Text, der sich eigentlich damit beschäftigt, ab wann man so stark kapitalistisch und egoistisch motiviert wurde, dass aus der harmlosen Frage “kann ich heute bei dir pennen?” ein Ruf nach dichten Grenzen und meins-meins laut wird. Wann entscheidet ihr, ob ihr mit dem Witz oder der Ernsthaftigkeit startet?

Kurt Prödel: Bei dem Song könnte ich gar nicht sagen, ob ich ihn auf der ernsten oder unterhaltsamen Basis sehe. Der Kerngedanke von “Airbnb” war die Vorstellung von einem Typen, der jetzt seine Wohnung vermietet und das aber auch so einer Haltung herausmacht, dass das für ihn ein richtiger Job ist und das auch organisiert werden muss. Den Gedanken, dass das richtig zur Arbeit wird, den fanden wir lustig. Zum Schluss kommt dann sowas raus und wie du es jetzt zusammengefasst hast, wäre eigentlich das, was ich gerne selber darüber sagen könnte. (lacht)

Susi Bumms: Dass es dann zu “welcome to Germany” gekippt ist, kam dann, als wir ausgesprochen haben, wer da alles kommt. Plötzlich kam es zu einer zentralen Aussage, die wir auch mit aller Ernsthaftigkeit so meinen.

Kurt Prödel: Der Satz hat auch eine extreme Polarität. “Welcome to Germany” klingt ja so, als ob ich jemanden gratuliere, ein richtiger Scheißsatz.

Krass, wie aufgeladen der Satz mittlerweile ist. Gibt es eine große Schnittmenge, zwischen den Leuten, die euch auf Twitter folgen und denen, die eure Musik hören?

Susi Bumms: Da müsste man mal eine Umfrage machen, wahrscheinlich schon.

Kurt Prödel: Manchmal sind es wohl mehr, als man denkt und manchmal weniger, als man denkt. Gute Frage…

Dax Werner: Weiß man echt nicht so genau. Ich habe generell wenig Gefühl dafür, wer mir eigentlich folgt und manchmal wundere ich mich auch über manche Kommentare.

Als man euch zum ersten und bisher einzigen Mal im TV gesehen habt, wolltet ihr noch anonym bleiben. Jetzt geht ihr offen raus und ich denke, dass es nicht schlecht ist, zu sehen, dass ihr Menschen seid, die nicht nur im Internet abhängen, sondern irgendwie auch zu normalen Sozialverhalten fähig seid. Was waren eure Gründe dafür?

Susi Bumms: Weil wir die Möglichkeit hatten aufzutreten. Und dann war es ganz spannend, beim ersten Konzert in Hamburg, das hat sehr viel Spaß gemacht. Wir haben noch gehofft, dass niemand Fotos macht, es hat auch niemand welche geteilt. Wir sind dann aber doch sehr direkte Leute und haben uns gemeinsam dazu entschieden, unsere Gesichter zu zeigen, um weiterhin Spaß zu haben. Es sollte keine Maske oder keinen Enthüllungsmoment geben.

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