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Interview mit Tor Sjödén von Viagra Boys zum Album “Welfare Jazz”

Er kommt mit seinen Texten an und dann musiziert ihr drumherum?

Nein, die Musik ist immer zuerst da und er textet dann dazu. Es kann schon sein, dass er dann manchmal noch eine Idee hat, der wir uns dann anpassen, damit sein Gesang besser reinpasst.

“Creatures” ist mein Lieblingssong von “Welfare Jazz”, ich liebe diesen Achtzigerjahresound.

Wir haben davon mehrere Versionen gemacht und tatsächlich haben wir uns da von DEVO und ähnlichen Bands aus den Achtzigern inspirieren lassen.

Viagra Boys 2020 Press Shot 02 Credit Marcus Wilen
VIAGRA BOYS 2021, Credit: Marcus Wilen

Worum geht es euch da genau? Irgendwie will doch niemand von uns wirklich in der High Society sein und wir genießen viele Aspekte davon da unten zu sein.

Irgendwie schon (lacht), aber wenn man so gar kein Geld hat, um zu Überleben, dann ist das natürlich auch ziemlich doof (lacht). Viele Menschen sind sehr unglücklich mit dem, was sie tun und mit ihren täglichen Jobs. Ich würde mir wünschen, dass möglichst viele schnallen, dass man nur ein Leben hat und damit etwas anfangen soll, dass einen glücklich macht. Wenn man jeden Tag besoffen sein möchte, dann ist das natürlich auch keine gute Idee. Tut was ihr wollt, aber passt auf euch auf. Das wäre so meine Botschaft.

War das schon immer deine Botschaft oder hat sich das mit dem Älterwerden ergeben?

Meine Eltern haben das so an mich weitergegeben. Also den Grundsatz, dass man sein Leben ändern muss, wenn es einen unglücklich macht. Sie haben ich immer darin bestärkt Musik zu machen, wenn ich das möchte. Und eben darin so gut wie möglich zu werden, dann wird sich am Ende schon alles fügen. Ich mache mein ganzes Leben lang nichts anderes.

Was genau konntest du denn in deiner musikalischen Laufbahn vom Jazz spielen lernen, dass du in keinem anderen Genre hättest lernen können?

Wahrscheinlich das Konzept von Zeit, wann ist der richtige Moment? Diese Fähigkeit hilft einem enorm weiter, wenn es um Rhythmus geht und es erschließt sich eine komplette Welt mit neuen Möglichkeiten.

Und wahrscheinlich kommt dir auch die daraus resultierende Handwerklichkeit jetzt bei VIAGRA BOYS zu Gute, oder?

Sicherlich. Generell sollten einige Leute, gerade im Rockbereich, viel mehr üben und versuchen mit ihren Instrumenten vertrauter zu werden. Nur so wird man besser und auch durch das Hören unterschiedlicher Genres erweitert sich das Spektrum.

Deshalb konnten VIAGRA BOYS auch die Grenzen des Punks etwas erweitern, das wird wohl euer Geheimnis des Erfolgs sein.

Für uns wäre es auch unmöglich, immer die gleichen Sachen zu spielen. Aus meiner Sicht, führt das auch nirgendwo hin, wenn man sich immer nur wiederholt. Man muss immer weiterkommen.

Wenn man nicht AC/DC ist, dann sollte man das besser lassen, stimmt.

Genau (lacht). Aber genau aus diesem Grund, war ich etwas besorgt, ob die Leute “Welfare Jazz” mögen. Aber anscheinend verstehen die Leute, warum wir das tun, was wir tun und das macht mich echt glücklich.

Weil ihr von Anfang an keine EinsZweiEinsZwei-Punkband gewesen seid und eine Band, die sich VIAGRA BOYS nennt… na ja, das ist ja wohl schon eine Art Statement, oder?

(lacht) vielleicht.

“The Old Dog” hat mich inhaltlich angesprochen, manchmal fühle ich mich auch so. Wie viel von VIAGRA BOYS ist denn ernst gemeint und wie viel ist einfach nur purer Spaß?

Gute Frage, Humor ist das Wichtigste im Leben. Aber gleichzeitig muss man natürlich auch ernst sein, um lachen zu können. Und unsere Musik nehmen wir auf jeden Fall zu 100 % ernst, aber trotzdem kann da auch Humor stattfinden. Man kann aber auch nicht alles total ernst nehmen und irgendwann muss man auch mal albern sein. Das Eine geht nicht ohne das Andere.

Gerade bei eurem Video fällt das auf. Man denkt immer erst, das wäre eine totale Spaßband, aber die Musik ist ernsthaft durchdacht und auf einem sehr hohen Niveau konzipiert.

Ja, genau das ist unser Anspruch.

Auch als Liveband habt ihr einen guten Ruf, gibt es denn schon Pläne für irgendwelche Liveaktionen oder Streams?

Ganz am Anfang haben wir mal kurz darüber nachgedacht, aber dann hat jeder Streams gemacht und wir haben es schnell verworfen. Nun gab es ein Streamingkonzert am Tag der Albumveröffentlichung, mehr aber bisher nicht.

Wie hat sich das angefühlt?

Gut, wir waren froh endlich mal wieder spielen zu können und es hat total Spaß gemacht das komplette Album einmal live zu spielen. Auch die Kameraleute waren total ausgehungert und haben sich voll gefreut, endlich mal wieder Livemusik zu hören (lacht).

Hat euch das Publikum nicht gefehlt?

Doch schon, aber die Freude spielen zu können, hat eindeutig überwogen. Da hatte sich so viel Energie angestaut, aber natürlich ist es total anders, wenn da echte Leute sind, die auf die Musik reagieren.

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