
Interview mit Veva von False Lefty zur EP „You’re Welcome“
Einfach ist ja bekanntlich am schwersten, wie leicht fällt es euch wirklich, nach dem Minimalprinzip zu musizieren und dem Drang zu widerstehen, noch mehr draufzupacken?
Es ist wirklich erstaunlich leicht und hilft dem Songwriting enorm. Wir haben uns im März zum Schreiben für das Album zurückgezogen und jedes Mal, wenn wir bemerkten, dass uns der Song entglitt und nicht mehr gefiel, lag es daran, dass wir wieder eine Lage extra draufgepackt haben. Wenn wir die wieder herunternehmen, dann ist die Essenz wieder da und dann gefällt es auch wieder.
Es sind bei uns meist die ersten Demos, die „es dann sind“ – mit ganz wenig Overdubs!
Ihr habt euch bewusst für diesen Minimalismus entschieden, um Musik von dem Ballast zu befreien? Ich denke da an Selbstdarstellung, Musik überladen mit Effekten oder zu viel aufgedrängte Botschaften. Woran denkt ihr, wovon braucht Musik weniger und was wird dadurch besser?
Musik braucht weniger Kopf, mehr Impulsivität. Weniger Perfektionismus, mehr Charakter. Mehr Mut zu Fehlern – absichtlich oder unabsichtlich – und weniger Geradlinigkeit. Mehr Uneindeutigkeit und mehr Lücke lassen. Alles in allem: Happy Mistakes sehen lernen!
Jetzt gibt es mit „you’re welcome“ eure erste EP und die Stimmung wirkt auf mich (mindestens) zweigeteilt, liege ich damit richtig?
Das kann man mit Sicherheit so sehen. Die Songs der EP sind auch auf unterschiedliche Art entstanden: Auf der einen Seite gibt es Stücke, die wir einfach immer live genauso heruntergebrettert haben, ohne, dass wir die Zeit oder das Bedürfnis hatten, das, was wir da fabrizieren, mal genauer zu hinterfragen. Das hat dann einfach funktioniert. Auf der anderen Seite haben wir uns natürlich immer wieder hingesetzt und arrangiert, uns gefragt, was „unser Sound“ eigentlich ist. Vielleicht ist es das, was man hört?
Seit dieser betrunkenen Idee bzw. der Bandgründung ging jetzt alles durchaus schnell – ich hatte mich damals gerade mal seit vier Monaten an den Drums versucht, da ging es für uns auch schon zum ersten Gig und seitdem sind wir von den Bühnen kaum runtergekommen.

Als wir dann letzten Sommer mit Martin Bechler ins Haldern Studio gefahren sind, war es auch gar nicht vorrangig unsere Absicht, eine EP zu machen. Vielmehr dachten wir an Sound basteln, gemeinsam Wein trinken und halt mal schauen, wie FALSE LEFTY eigentlich klingen kann. Wir haben halt dafür unser Live Set rauf und runter gespielt und am letzten Morgen unserer Studiozeit saß Martin da mit seinem Kaffee, und hat von eben diesen sieben Files, die jetzt die EP sind, einen Rough Mix gemacht. Genau dieser Rough Mix wurde dann auch tatsächlich gemastert und ist genau so auf die Platte gekommen.
Eure Liveerfahrung ist beachtlich, vor allem dafür, dass ihr bisher nichts veröffentlicht habt. Was erwartet die Leute, die eure Shows anschauen, worauf legt ihr auf der Bühne wert?
Wir machen die Erfahrung, dass neues Publikum für die ersten paar Songs erstmal gucken muss, wie es die ganze Szenerie für sich einordnen will und kann: Da ist die stehende Drummerin im weißen Kleid und der Typ im Anzug, der nur drei Saiten spielt. Ab dem dritten Song löst sich die Stimmung dann meistens und das Kopfnicken setzt ein. Ich würde behaupten, wir liefern auf jeden Fall keine klassische Punk-Show, wie man sie erwarten würde und gehen definitiv verschwitzter von der Bühne, als das Publikum nach Hause. Unseren „Fans“ oder unserer „Company“, wenn man so will, ist kein Moshpit-Publikum. Dafür kennen sie einzige Textzeile auswendig.
Ich habe nicht das Bedürfnis eure Musik zu katalogisieren, sie wirkt auf mich stark rhythmusorientiert und trotzdem angenehm nebelig und an den richtigen Stellen zerfasert. Wie beschreibt ihr selbst den Sound von FALSE LEFTY?
Von Post-Punk über Indie zu Pop, mit viel Platz für Definitionen dazwischen.
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