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Jakob Hein – Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste – Review

Mit seinem Roman „Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste“ widmet sich der Psychologe und Autor Jakob Hein einer tatsächlichen, mysteriösen Begebenheit Anfang der Achtzigerjahre. Er spinnt die Idee weiter, warum der damalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß einen Milliardenkredit an die bereits marode DDR vergab. Im Zentrum der vom Fleck weg verfilmbaren Erzählung steht Grischa, der frisch als Assistent der Plankommission ins Berufsleben startet und bis oben hin mit Tatendrang aufgeladen scheint. Relativ schnell merkt er, dass es dort eigentlich nichts zu tun gibt, und sucht sich selbst eine sinnvolle Aufgabe. Sein ambitioniertes Ziel: Ein deutsch-afghanischer Freundschaftsladen im Grenzgebiet, der unter anderem Gras zum Zeitvertreib für Westdeutsche testweise anbietet.

Im Namen der Freundschaft

„Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste“ von Jakob Hein ist kurzweilig, und sofort ist man mitten in der wie für ein Theaterstück inszenierten engen und runden Erzählung. Nach dem ersten Kopfschütteln wird dem Umfeld von Grischa natürlich das kapitalistische Ausmaß klar, weshalb er schnell von den richtigen Seiten grünes Licht bekommt und sich die kuriosen Geschäfte direkt im Grenzgebiet rasch herumsprechen. Spätestens als die Regierungsverantwortlichen im Westen davon Wind bekommen und natürlich sofort ihre Jugend und die verlorenen Scheine in den Fokus nehmen, dreht Hein die Geschichte zum realen Deal.

Von der DDR über Afghanistan nach Bayern

Jakob Heins Art zu schreiben ist kurzweilig und genau im ausreichenden Maße bildgewaltig. Wenn er seine kleine, scheinbar wahllos zusammengewürfelte Reisegruppe zum Ausspähen nach Afghanistan schickt, fällt es leicht, sich Land und Leute sofort vorzustellen. Gleiches gilt für seine Beschreibungen von urigen Herbergen, ausschweifenden Fress- und Saufgelagen und dubiosen Hinterzimmergeschäften in Bayern. Das Ensemble ist überschaubar, präsentiert aber alle denkbaren Facetten der Gesellschaft, und Jakob Hein skizziert sie punktgenau mit ihren Eigenheiten. „Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste“ tarnt sich wieder als harmlose Geschichte, streift aber essentielle Fragen des Lebens, so beiläufig, dass man sie nicht als mühsam wahrnimmt.

Seiten: 256
Verlag: Galiani-Berlin
ISBN-10: 386971316X
ISBN-13:  978-3869713168
VÖ: 13.02.2025

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Autorenseite von Jakob Hein beim Verlag

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