Kadinja – DNA – Review
Als ich von Morgan Berthet von KADINJA zu ihrem letzten Album “Super 90” interviewen durfte, bezeichnete er die Neunzigerjahre als “die goldenen Jahre des Metals”. Damit liegt er gar nicht so falsch und auch das Cover von ihrem neuen Album “DNA” ist nicht zufällig an den Musiksender MTV angelegt. Das war damals die treibende Kraft und das Medium der ersten Wahl, wenn es darum ging, sich über neue Musik und den damit verbundenen Lifestyle zu informieren.
Für die Künstler war die audiovisuelle Verknüpfung eine tolle Möglichkeit, um ihre Musik und Botschaften tief in den Hirnen der Zuschauer zu verpflanzen. Nicht selten lief der Sender einfach über mehrere Stunden, ohne dass man direkt vor dem Gerät saß. Ein Großteil der Bands, denen sich KADINJA auf ihrem Coveralbum widmen, sind heute noch regelmäßig die Headliner der großen Festivals.
KADINJA finden den Kern der Songs
KADINJA lassen sich aber in keiner Sekunde zu einer platten Kopie hinreißen. Sie setzen sich wirklich mit jedem einzelnen Songs auseinander und transferieren ihn in ihren eigenen Progressive-Metal-Kosmos. Das führt dazu, dass man manche Gassenhauer erst gar nicht auf Anhieb erkennt. “Between Angels and Insects” von PAPA ROACH haben KADINJA komplett transformiert, ihm eine introvertierte Note verpasst und die ernste Anklage in den Vordergrund gerückt, ohne die poppige Komponenten anzutasten. Sänger Philippe Charny Dewandre verfügt über eine enorme Bandbreite, die er für “DNA” komplett ausreizt. Damit gibt er dem Album eine enorme Tiefe, die Coveralben normalerweise abgeht.
Problemlos meistert er vielschichtigen Gesang beim DEFTONES-Cover “My Own Summer (Shove It)”. Es klingt beinahe so, als ob der Song auf seinen eigenen Emotionen basieren würde. Und schon das eröffnende “Hot Dog” , ursprünglich von LIMP BIZKIT, legt offen, woher die djentigen Strukturen kommen. Es geht um dieses rhythmische Gezerre, dass wir heute als besonders arty verkaufen bekommen, während Nu Metal aber schon fast manisch immer wieder totgesagt wird. Herrlich, wie KADINJA das klaustrophobische Gitarrenintro von KORNs “Falling Away From Me” in Nebel auflösen und dem Hauptriff noch eine weitere Rhythmusebene hinzufügen.
Pedantische Huldigung
Wie verrückte Uhrmacher haben KADINJA sich die Vergrößerungslupe umgeschnallt und die liebgewonnene Songs auseinandergenommen. Die einzelnen Teilchen werden dann in mühsamer Kleinstarbeit geschliffen, von der Band neu lackiert und penibel genau auf den eigenen Sound übertragen.
“DNA” von KADINJA ist ein äußerst detailverliebtes Album. Die Frage nach den Heroen und Inspirationen sollte nun ein für alle mal beantwortet sein. Und spätestens wenn KADINJA zum Abschluss ihre orientalisch angehauchte Version von SYSTEM OF A DOWNs “Aerials” im Balladenstil zum Besten geben, dann wünscht man sich die Neunzigerjahre zurück.
Tracklist “DNA” von KADINJA
Hot Dog
Points Of Authority
Falling Away From Me (feat. Malyka Johany)
My Own Summer (Shove It)
This Is the New Shit (feat. Tom Gadonna)
Spit It Out (feat. Aaron Matts)
Between Angels and Insects
Alive
Passive
Aerials
Dauer: 37:18
Label: Arising Empire
VÖ: 27.09.2019
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