Karl die Grosse - Was wenn keiner lacht_Albumcover

Karl die Große – Was wenn keiner lacht – Review

Man stolpert nicht nur über den Namen KARL DIE GROSSE, auch das Album „Was wenn keiner lacht“ ist irritierend im besten Sinne. Die sechsköpfige Band aus Leipzig wird als Indie-Pop eingeordnet, eigentlich ist es aber viel mehr. Was zuerst auffällt ist der tolle Sound, der beinahe live, druckvoll und akzentuiert klingt. Alleine das Plattenknistern im Opener „Das dicke Mädchen hat es den Berg hochgeschafft“, die Beats und das satte Klavier sind wahre Ohrenschmeichler. Dazu kommt noch die glasklare und samtene Stimme der Sängerin und Songschreiberin Wencke Wollny.

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KARL DIE GROSSE 2021, Foto von Marco Sensche

Große und kleine Fragen

KARL DIE GROSSE teilen Fragen mit uns. Fragen, mit denen man sich selbst schon auseinandergesetzt hat und Perspektiven, die man bisher nicht bedacht hat. Dabei wird es manchmal sehr persönlich („Immer immer“) und häufig auch gesellschaftskritisch („Generation A“). Die Features mit FATONI im sphärischen „On my side“ und MAECKES im klangschalenartigen „1000k“ sind gelungen. Beide Musiker bewegen sich eher auf KARL DIE GROSSE zu und brechen angenehm aus ihren gewohnten Mustern aus. Auch die Kooperation mit Franceso Wilking (Ex-TELE, DIE HÖCHSTE EISENBAHN) ist eine Bereicherung, zu dem man sich gegenseitig umschlungen über die Tanzfläche schieben kann. Das poppige „Gefällt“ kann sich unbemerkt ins Formatradio schmuggeln, ein nachhallender Refrain und eine leicht zugängliche, offene Komposition. Und um es den Fans von NENA, SARAH CONNOR und SILBERMOND leicht zu machen, wird sogar euphorisch in die Hände geklatscht. Ob die HörerInnen, die hiermit anschnappen, dann mit dem Rest von „Was wenn keiner lacht“ zufrieden sind, sei mal dahingestellt.

Der heimliche Hit des Albums ist das clevere „Alleskönner“. Hier legen KARL DER GROSSE brummende Fläche und einen beschwingten Beat vor. Wencke Wollny klinkt sich im Refrain von dem Song aus, scheint über ihm zu schweben und von außen daraufzublicken. Nicht selten erinnert sie an INGA HUMPE und deren Leichtigkeit, nicht nur in „Spinnweben am Geländer“. Ein ausformuliertes Gefühl und trotz – oder gerade wegen? – der Kürze und Wiederholung echt bewegend. Der Gesang wirkt so nah, dass man Wollny neben sich wähnt. Abgesehen von ihrer auffallend schönen Klangfarbe ist auch das der bemerkenswerten Produktion zuzuschreiben.

Das Ende kann mit dem fulminanten Start nicht mithalten

Nach einem echt fulminanten Start, fällt „Was wenn keiner lacht“ leider etwas ab und läuft dann eher uninspiriert aus. Was letztendlich auch einfach an der Spieldauer von 55 Minuten liegen kann oder daran, dass sich manche Songs dann von der Tonalität her einfach zu sehr ähneln. Und wer sich 2021 noch über einen hidden track freut, ist auch unklar. Schade, denn eigentlich hat das Album gerade in den ersten beiden Dritteln eine sehr packende Dynamik. KARL DER GROSSE könnten mit „Was wenn keiner lacht“ allerdings tatsächlich ein größeres Publikum erreichen. Das Album schillert in so vielen, unterschiedlichen Farben und ist so detailliert instrumentiert, dass da sicher alle etwas für sich picken können.

Dauer: 55.59
Label: Golden Ticket
VÖ: 19.02.2021

Tracklist „Was wenn keiner lacht“ von KARL DIE GROSSE
Das dicke Mädchen hat es den Berg hochgeschafft
Generation A
On my side (feat. Fatoni)
Allesgönner
1000k (feat. Maeckes)
Spinnweben am Geländer
Immer Immer
Gefällt
Heute Nacht
Lied ohne Überschrift
Du bist noch nicht da (feat.Francesco Wilking)
Zweifel
31. März
Schmerz ohne Unfall
Goodbye Vorbild (Bonustrack)

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