Keele – Kalte Wände- Review
KEELE wählen mit ihrem Albumtitel „Kalte Wände“ ein passendes Bild. Manchmal müssen die Wände nämlich einfach kalt und kahl sein, damit es stärker widerhallt oder damit ein echter Neuanfang machbar ist. Die Hamburger Band befasst sich auf ihrem zweiten Album mit unterschiedlichen Schicksalsschlägen, von den sie in letzter Zeit wohl auch überdurchschnittlich viel einstecken mussten. Dabei glänzen sie aber mit dem besonderen Schmackes, dem Quäntchen Extradynamik und schaffen somit, trotz den eher traurigen Texten, ansteckende Aufbruchsstimmung zu verbreiten.
Für ein besseres Gefühl!
KEELE lassen ihre kleinen Geschichten niemals aussichtslos enden, drängen sich aber auch nicht mit Lösungen auf. Es geht eher darum, immer weiterzumachen, weiterzukämpfen und sich unermüdlich nach den schönen Dingen im Leben umzuschauen. Im Zweifelsfall lohnt es sich auch, einfach mal kritisch in den (inneren) Spiegel schauen. Wie lange man eigentlich schon freiwillig im Hamsterrad? Wie sozial ist man eigentlich selbst im Netz („Panem“)?
Fips, Berti, Aal, Karbrüggn und Bär verbiegen sich nicht, um mit aller Gewalt anders zu klingen und den üblichen „Klingen wie“-Vergleichen zu entkommen. Deutscher Post-Punk entspricht nun mal gewissen Mustern und hat seinen Wurzeln bei bestimmten Bands. Auffallend sind die stimmliche Ähnlichkeit und die Übereinstimmung in der Intonation, die an Felix Brummer von KRAFTKLUB erinnern. Der Bass ist bei KEELE nicht nur Mittel zum Zweck, häufig setzen sie den Spot auf den Tieftoner („Nullpunkt“). Es gibt musikalische Spitzen, aber wenig bis keine wirklichen Ausbrüche oder aggressiven Momente bei KEELE. Hitzige Strecken werden immer von flächigen Post-Rock-Momenten abgefedert, es geht also auch ohne Geschrei.
KEELE gehen ins Detail
Scheinbar mühelos halten KEELE die Balance, sind eingängig und trotzdem nicht platt. Sie klingen traurig und trotzdem verbindend, häufig sogar tanzbar („Grenzbereich“). Die Rädchen greifen überraschend gut ineinander auf „Kalte Wände“ ist ein rundes Album, das über die gesamte Spielzeit dynamisch und interessant bleibt. „Kalte Wände“ von KEELE fühlt sich trotz der offensichtlichen Schwere ungewöhnlich leicht an, die Band schaut eher auf Details und widmet sich den vermeintlich kleinen Dingen und einzelnen Personen. Das macht die Assoziationsmöglichkeiten für die Betroffenen größer und die Band authentischer. Gleichzeitig ist natürlich nicht für jeden ein Herzensthema dabei und KEELE lassen jede Menge Beifang und Klatschvieh auf der Seite liegen, indem sie eben nicht nur die offensichtlichen Themen bedienen. Könnte mir gut vorstellen, dass das der Band aber vollkommen gleichgültig ist.
Dauer: 35:20
Label: Rookie Records / Indigo
VÖ: 23.08.2019
Tracklist „Kalte Wände“ von KEELE
Kalte Wände
Nullpunkt
Einer von den Großen
Schwarze Decken
Zwischen toten Nerven
Vorstadt
Panem
Hypertonie
Grenzbereich
Abendland
Der Weg in den Ruin
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