Keshavara – III – Review
Das neue Album „III“ von KESHAVARA hält einige offensichtliche Hinweise bereit, die darauf hindeuten, dass sich der Global Psych Pop der Kölner Band nicht an den üblichen musikalischen Mustern orientiert. Einst als Soloprojekt des deutsch-indischen Musikers Keshav Purushotham gestartet, haben wir es nun erstmal mit einem echten Bandalbum zu tun. Ihre Songs führen KESHAVARA mit bemerkenswerter Sicherheit weit weg von üblichen Strukturen und um das zu gewährleisten, nutzen sie vom Sound bis zum kompositorischen Aufbau jede Möglichkeit. Irgendwo zwischen Kraut-Pop und lieblich-bizarren Soundspiralen inszenieren sie ihre Lieder wie eine Kuriositätenschau aus dem 19. Jahrhundert.
Konfrontation der Hörgewohnheiten
„III“ von KESHAVARA denkt offensichtlich nicht marktorientiert, dementsprechend gibt es keine alles überschattenden Hits und kein Zucker für die Publikumsaffen. Stattdessen werden die von Charts und Formatradio geplagten Ohren mit Farfisa-Orgel und Space-Echo-Zusammenstößen konfrontiert und auch die Lyrics sind nicht nur inhaltlich mindestens doppelbödig.
Der Opener „Deewana Deewana“ demonstriert ganz gut, wie einnehmend die Mischung aus Englisch, Indisch, Deutsch und Gibberish klingen kann. Letztendlich ist der Gesang auch nur ein lautmalerisches Instrument, das sich einzufügen und keinen Anspruch an Sinn oder Spracheinheitlichkeit hat. Die Körper, die hier schon ansprechen, werden mit „III“ ihre Freude haben.
Eine Platte, zum Verlaufen
Das komplette Durcheinanderwirbeln von vermeintlichen Regeln, führt KESHAVARA aber nicht dazu, sich unnötig Raum zu neben und fernab jeglicher Hörgewohnheiten sinnlos zu dudeln. Dementsprechend können sie sich mit „Fata Sonata“ oder „Windy“ auf eine überschaubare Länge einigen. Trotzdem lassen beide Tracks nichts missen und entfalten sofort eine starke Wirkung auf Ohr und Körper.
Wenn überhaupt, dann wäre „Der Spiegelmann“ dazu geeignet, um den Kern von „III“ von KESHAVARA zu demonstrieren. Hier entblättert die Band nach und nach eine weitere Facette, treibt trotzdem unerbittlich nach vorne, ohne Hektik zu erzeugen. Genau wie bei einem Spiegel, reflektieren die Töne, passen einander ab und scheinen sich zu duplizieren.
„In einer Sekunde, vergeht ein Jahr…“, so heißt es in „Tableu Vivant“, während Bass und Handclaps und ohne schlechtes Gewissen in einen Loop takten. Die Band legt es auf jeden Fall darauf an, dass man sich auf der Platte vergisst und gerne auch mal verläuft. „III“ von KESHAVARA lohnt sich für alle, die gerne mal den musikalischen Reset-Knopf und etwas ganz Neues hören möchten.
Dauer: 31:03
Label: Papercup Records/Rough Trade.
VÖ: 28.06.2024
Tracklist zu „III“ von KESHAVARA
Deewana Deewana
Fata Sonata
Der Spiegelmann
Sun Cats
Mahani
Tableau Vivant
Indische Götter im Sauerland
Im Fahrstuhl durch den Treibsand
Windy
Surya Mandir
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