Kmpfsprt – Euphorie und Panik – Review
Die Kölner Punkband KMPFSPRT legt mit “Euphorie und Panik” ihr mittlerweile viertes Album vor. Musikalisch können KMPFSPRT bei mir von jeher punkten. Der ruppige Unterton der Songs, mit denen sich die Band von schon immer eher Richtung Hardcore statt Punk streckt, sind echt stark. Die Melodien werden immer exakt im richtigen Moment gezündet, fast immer bleibt eine Szene sofort im Gedächtnis und alles klingt nach live, ohne verkrampft laut “Oho und jetzt alle” zu rufen.
KMPFSPRT selbst wirken wie eine stabile Einheit. Hört man ganz genau hin, merkt man sofort, dass sie blind aufeinander eingespielt sind und alle ihr Bestes beisteuern, der Staffelstab wird präzise weitergegeben. Einen kleinen Bonuspunkt gibt es trotzdem für das Drumming, das die Dynamik von “Euphorie und Panik” maßgeblich trägt.
KMPFSPRT wagen sich an die komplizierten Themen
Textlich schwankt meine Begeisterung. Dabei beackern KMPFSPRT zweifelsohne gute Themen. Auf “Euphorie und Panik” geht es um Querdenker und Querdenkerinnen, die ihr seltsames Gedankengut lautstark und Schulter an Schulter mit Rechten verbreiten. Es geht um Punk als Marketingmodell, den Status von Kultur in Krisensituationen, falsche Ideale, Vergänglichkeit und die scheinbare Stabilität von Systemen und Zuständen. Aber eine Band wie KMPFSPRT wirkt ehrlich gesagt nicht über alle Maßen D.I.Y. oder so am üblichen Schema (inhaltlich und musikalisch) vorbei musizierend, dass ein kritisierender Song wie “Punk muss sich wieder lohnen” auf der Hand liegen würde. (Übrigens schönen Gruß an SYSTEM OF A DOWNs “A.D.D. (American Dream Denial)” von der Gitarre…)
Vielseitig und kleine Hits an Bord
Und eigentlich empfehlen sich Songs wie das offen skatende “Vom Augenwischer zum Millionär” oder “Löwen-Emoji” genau für die große Masse, deren Lebenspraxis vielleicht nur zu 50 % mit dem knallharten Punk-Manifest übereinstimmt und die sich über Konsumkritik weniger Gedanken macht. Bläser, offene und herrlich drehende Melodien, mehrstimmige Chöre und ein Schlagzeugtakt, der schön nach vorne tänzelt, all das steht KMPFSPRT richtig gut und dagegen ist auch nichts einzuwenden. Dem gegenüber stehen grandiose und deutlich anspruchsvollere Songeröffnungen wie “Per Anhalter durch die Dystopie” oder das herrlich mit Black-Metal liebäugelnde “Regen wie der Lärm von Ziegen”. Beides mit einem Hauch Post-Hardcore überzogen und lyrisch viel ausgefeilter, als beispielsweise “Schottergarten Eden”. Bei “Anti-Manifest” spielen KMPFSPRT dann alle Joker aus. Alles, was die Bandstärke ausmacht, läuft hier auf Level 3000 zusammen. Hit!
Kein Gefälligkeitspunk und kein Parolen-Bingo
KMPFSPRT machen mit Sicherheit auch 2022 keinen Gefälligkeitspunk und Parolen-Bingo wird offensichtlich auch nicht betrieben. Es sind komplizierte Zeiten und vieles von dem, was die Band behandelt ist mit Sicherheit nicht einfach zusammenzufassen oder gar zu pointieren. Umso mutiger, dass KMPFSPRT sich mit “Euphorie und Panik” nicht wegducken, sondern ihre Interpretation lautstark anbieten.
Dauer: 36:11
Label: Uncle M Music
VÖ: 18.03.2022
Tracklist “Euphorie und Panik” von KMPFSPRT
Scherben, Stein, Papier
Punk muss sich wieder lohnen
Vom Augenwischer zum Millionär
Anti-Manifest
Schottergarten Eden
Löwen-Emoji
Per Anhalter durch die Dystopie
Auf den Schultern von Giganten
Schwanenkampf
Kein Signal
Theatersterben
Regen wie der Lärm vor Zügen
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