KOJ_Home_Album

KOJ – Home – Review

Als Deep Dark Indie beschreibt die Band KOJ aus Münster ihre Musik auf dem neuen Album “Home”. Besser hätte man es nicht beschreiben können. Dass es sich bei der Sängerin und Gitarristin Alina, dem Keyboarder Simon und dem Drummer Nils um zwei Brüder und ein verheiratetes Paar handelt, scheint erst eine nichtssagende Information zu sein. Wenn die Musik von KOJ nicht so auffällig verschlungen und folgerichtig wäre, dass man die Vertrautheit fast spüren kann.

KOJ, 2020

Bock auf eine Reise?

Musikalisch in den Neunzigerjahren sozialisiert, vereint KOJ die besten sphärischen Fragmente aus dieser Zeit, verschachteln sie neu und holen sie ins Hier und Jetzt. Das Album folgt einem losen konzeptionellen Aufbau, der sich nicht aufdrängt, aber nach mehrmaligem Hören deutlich wird. Das atmosphärische “Stars” scheint uns im dunklen Nichts abzusetzen und versucht die HörerInnen offensichtlich erstmal für die anstehende musikalische Reise zu kalibrieren. Langsam tröpfeln und drücken sich die Melodien in die Szenerie, während Sängerin Alina dann im Refrain auffächert. Grundsätzlich ist es natürlich so, dass der Gesang als Instrument gewertet werden kann.

Perspektivenwechsel

Im Falle von KOJ ist schon auffällig, wie viele Facetten Alina anbietet. Selbstbewusst, mysteriös oder Elfen-gleich tritt sie manchmal ins Rampenlicht und passt sich in anderen Momenten den Instrumenten an, ordnet sich schon fast unter. Das Austauschen der unterschiedlichen Schichten, ist die große Stärke von KOJ. Häufig scheinen die musikalischen Schichten unverrückbar aufgetragen und angeordnet, bis sich die Band dazu entschließt, mitten im Song fast unbemerkt alles zu lösen und neu anzuordnen. Dieses Fingerspitzengefühl fällt besonders im Wirkungskreis von Keyboarder Simon auf.

Das Album profitiert von einem bemerkenswerten Sound von Engineer und Produzenten Beray Habip, der die Anlage daheim echt herausfordert. KOJ liefern mit ihrem Album “Home” Spitzenqualität ab und können damit ganz sicher auf dem internationalen Markt bestehen. Mit den düsteren Märschen “Pamela” und “Human Love” könnten KOJ auch mühelos in der Schwarzen Szene Fuß fassen. Der kühle Takt in Kombination mit den schwenkenden Synthies und den post-rockigen Gitarren, erinnert im besten Sinne an frühe Alben von WOLFSHEIM oder DEINE LAKAIEN.

Internationaler Standard

Das etwas rhythmischere “Jenny” und der unweigerliche Tanzbefehl “Thunder” mit seinem drückenden Bass, folgen zwar einem ähnlichen Schema, sind aber deutlich moderner, was wiederum an die Hamburger Elektropop-Band HUNDREDS erinnert. Mein persönlicher Höhepunkt ist allerdings das progressive “Unscarred”, bei dem KOJ mit einem etwas hektischen Takt und hohem Gesang spielen. Hier gönnt sich die Band mehr Zeit und formuliert die cineastischen Ansätze noch etwas sauberer aus. Nachdem uns das letzte Lied “Outro” dann langsam und sicher wieder auf der Erde abgesetzt hat, wird auch der konzeptionelle Ansatz wieder deutlicher. Erst rückblickend wird klar, wie stark die Reise war, die KOJ hingelegt haben. Auch wenn sich KOJ scheinbar zwischen alle Stühle setzen, so haben sie doch einen unverkennbaren Sound und sind mitnichten damit beschäftigt, mutwillig andere zu kopieren. Starkes Album!

Dauer: 38:02
Label: Long Branch Records
VÖ: 21.08.2020

Tracklist “Home” von KOJ
Human Love
Home
Outro
Pamela
Scarlett
Thunder
Jenny
Unscarred
Stars

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