Korrosion-Scheisse-Split

Korrosion / Scheisse Split – Review

Selbst wenn die Split der beiden Berliner Punkbands KORROSION und SCHEISSE schlecht gewesen wäre, dann freut man sich doch über die Tatsache, dass es eine Band gibt, die sich heutzutage noch SCHEISSE nennt und ein Label, das Zehnagel Records heißt. Man beachte auch den stilistischen Verzicht auf das ß und die unterschwellige Botschaft, die damit verknüpft ist. Auch wenn keine der beiden Bands zimperlich ist, dann ist die Musik doch nicht ganz so asselig, wie man vermuten könnte. Fast 25 Minuten auf den Punkt gebrachte Kritik, die im Fall von KORROSION auch mal zum groben Hardcore-Ausschlag tendiert und im Falle von SCHEISSE die Melodieverliebtheit von BAD RELIGION und Co. aufgreift.

Gelebte D.I.Y. Punkkultur

Mitreißend. Eigentlich ein Wort, das man gerne in Ermangelung von besseren Beschreibungen verwendet. Im Fall der Split von KORROSION und SCHEISSE trifft das aber eben genau zu. Die beiden Bands nutzen ihre Chance und fackeln nicht lange. Man kann sich sofort auf den straffen Zug und das herrlich locker geknüppelte Schlagzeug von KORROSION einlassen. Setzt man die Akzente in Bezug mit der verfügbaren Spielzeit, ist das sogar herausragend kreativ. Bisschen Sprenkel von Ska (“Berlin”), gerne mal auf die Mütze, alles schön dynamisch, mit einigen Stop-and-Go (“Primetime”) und trotzdem nicht beliebig.

Mit “23er” machen die beschließen sie die A-Seite der EP. Nach einem fast schon harmonisch antäuschenden Intro, gibt es eine zynische Kritik an blutarme Punktruppen, die sich mit belanglosen Themen beschäftigen, um bloß nicht anzuecken. “Geile Melodien, Kacksongs” ist ein schönes Fazit, für die Tatsache, dass ohne Hirn und echte Emotionen irgendwie gar nichts geht.

Verschiedene Sorten SCHEISSE

SCHEISSE nehmen den Faden nahtlos auf und sind nicht minder einfallsreich und melodiös, wenn auch deutlich grober. Herrlich ist deren spaßig vorgetragene Verweigerungshymne “Ich bin nicht da” und der Diss auf Computernerdos, die den ganzen Tag auf der Tastatur unterwegs sind, um im Internet ihr geiles Leben zu inszenieren. Und besser als beim schon fast hymnischen, aber strikt dreckig gezockten “Deutschland, Du Opfer” kann man es kaum auf den Punkt bringen, während man zwangsläufig erst zum Basslauf mit seinem Popo wackelt und dann im Pit eskaliert. Das abschließende “Romantik” spuckt dann nochmal in den Vorgarten derjenigen, die ihr Paarsein und das Abhaken von teilweise aufgedrängten Lebensziele (Heirat, Hund, Haus, Kind… Scheidung) als Leistung vor sich hertragen. SCHEISSE geben noch mehr Gas und geifern etwas mehr, die beiden Bands ergänzen sich also perfekt.

KORROSION und SCHEISSE zeigen, wie man D.I.Y. Punk interpretieren sollte. Zieht euch die Musik gegen ein paar Euros auf Bandcamp oder kauft euch gleich die schöne, limitierte Vinyl oder das Tape: https://scheiss.bandcamp.com/album/split-w-korrosion

Dauer: 25:27
Label: Zehnagel Records
VÖ: 20.11.2020

Tracklist “KORROSION/SCHEISSE” Split
Whack
Berlin
Primetime
Sick World
Salomé
23er
Ich bin nicht da
Deutschland, du Opfer
Computererde
Teenager
Wie man sagt
Romantik

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