Ktreen – Aus Berlin (EP) – Review
KTREEN „Aus Berlin“ – bestehend aus Karsten und Ron Jon – sind auf jeden Fall bisschen durchgeballert. Menschen, die „Promotexte“ auf abgelöste Etiketten von Bierflaschen schreiben – natürlich nicht das Etikett mit dem Code, der das kostbare Pfand sichert – sind mir auf jeden Fall sympathisch. Die Musik des Duos ist sehr rhythmusbetont und auf den ersten Blick nur mit einem Augenzwinkern zu verstehen, bei genauem Hinhören doch etwas tiefgründiger. Mir fallen sofort Bands wie I AM THE FLY, IDEAL und natürlich STEREO TOTAL ein.
Nur Fratzen um uns rum
Die beiden scheißen auf Perfektionismus und während alle, größtenteils vor Jahren euphorisch in die Hauptstadt geströmte Wahlberliner*innen, urplötzlich entdecken, dass es jetzt cool sein könnte, aus Berlin wegzuziehen, bleiben KTREEN standhaft. Mit ihrem Titelsong „Aus Berlin“ setzen sie ein Ohrwurmstatement für ihre stinkende und vom Kapitalismus beinahe verschluckte Stadt. Wenn alle jetzt die Verwüstung hinter sich lassen und einen Check hinter ihre ach so geilen Zwanziger und Dreißiger machen, tanzen die beiden auf den Trümmern. Dass gerade dieser Song dem typischen Indie-Punk-Vibe folgt, ist mit Sicherheit kein Zufall. Karsten (jepp, Karsten!) kann einfach jede Stimmung gut vermitteln. Man nimmt ihr die Langeweile genauso ab, wie den Zynismus oder die puren ernst gemeinten Momente und zwar auf deutsch und englisch.
Danke für die gute Zeit
KTREEN legen Wert auf den Kern der Kompositionen und selbst wenn sie nicht komplett abwegig musizieren, dann sind sie doch meilenweit vom üblichen 08/15-Einheitsbrei entfernt. Aber jeder Song hat einen Ohrwurmhaken, einen Höhepunkt oder eine Szene, die irgendwie überrascht. Wie eingangs erwähnt, pendeln KTREEN zwischen Sarkasmus und deutlichen Aussagen. Währen die Synthies wie kleine Raupen hektisch im Kreis tanzen, bringen die beiden in „Nichts zu tun“, die Spannung der Langeweile auf den Punkt.
Und Sätze wie „Everyday I wear my own head“ lassen schmunzeln, aber eben auch nachdenklich werden. Und KTREEN können nicht nur Kurzstrecke, sondern auch längere Songs tragen. Das abschließende und bewusst träge und sexy gestaltete „Heiss“ ist am dicksten arrangiert und somit wohl am eingängigsten. Aber eigentlich sind die vorherigen Songs viel interessanter, weil ungewöhnlicher.
Dauer: 19:30
Label: Eigenproduktion
VÖ: 13.03.2021
Tracklist „Aus Berlin“ von KTREEN
Fake French
Aus Berlin
Danke für die gute Zeit
Nichts zu tun
FDdW
Keine Macht
Heiss
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