Kurschatten – Träume in Pastell – Review
Die Idee, wie sich die Dortmunder Punkband den Bandnamen KURSCHATTEN herleitet, ist interessant. Allerdings vermitteln sie mit ihrem ersten Album “Träume in Pastell” nicht unbedingt, dass wir Verbündete im Sinne einer heilenden Kur sein könnten. Wir scheinen eher verbündet im Sinne des Kaputtseins und der Notwendigkeit von Erholung zu sein. Dafür eignet sich der düster-staubige Post-Punk, der vermeintlich melodisch daherkommt, aber uns in jeder zweiten Szene gekonnt die Kehlen zudrückt, hervorragend. Inhaltlich und musikalisch, aber immer im positiven Sinn.
Einmal nach unten durchgearbeitet
KURSCHATTEN berichten auf ihrer Platte “Träume in Pastell” von den verstörenden Zwischentönen, die wir alle subtil aufnehmen, bis hin zu den ganz offensichtlichen Dramen, die unseren Alltag beherrschen und ausgehalten werden müssen. Der Gesang klingt deutlich nach einer fragenden Anschuldigung und liefert keine Lösungen, bemüht sich noch nicht mal um welche. Umschwirrt wird der eingängige Post-Punk von bitteren, aber herrlich schönen Gitarren und einem schutzbietenden Bass, allesamt angetrieben vom hektischen, nimmermüden Schlagzeug. Doch die Musik wandelt sich im Verlauf der Platte, wird immer dichter und waviger und arbeitet sich, mit uns im Schlepptau, immer tiefer in den Kaninchenbau ein.
KURSCHATTEN geht mitnichten die Puste aus, aber ihnen brennenden die erhellenden Lichter schlichtweg ab und letztendlich wird im dunklen Keller nur noch nach Instinkt getanzt. „Expedition“, der heimlich Hit der Platte, wirkt beinahe wie ein verteidigender Hilferuf an die Menschheit selbst. Wie ein Mantra schieben uns KURSCHATTEN den Refrain ins Ohrwurmzentrum… “ich hab so viel zu sagen, so viel zu teilen…”, nur um mit “Morane” fast nahtlos den nächsten drückenden Brecher mit nihilistischen Tendenzen anzuschließen.
Hat hier niemand Fragen?
Noch bevor man versteht, worum es KURSCHATTEN geht, empfängt man Schwingungen. Schwingungen, die einem durchaus bekannt sind, von Bands wie RAZZIA oder TURBOSTAAT, tatsächlich mit an Bord sind Leute von DEAD KOYS und CAMP LATE. Richtig stark sind KURSCHATTEN aber genau dann, wenn sie mit dem Takt spielen. Wenn sie sich ganz offensichtlich nach richtig schwerem Goth strecken und sich mit ihrem eignen Sound niederstrecken. Dann wirkt es beinahe so, als ob sie langsam in einem dichten Moor, geschaffen aus Frust, Angst und Trauer, versinken. Dann reißen sie sich allerdings los, wagen den nächsten, letzten Versuch. In solchen Momenten sprengen sie das Genre Post-Punk eindeutig, krabbeln aus der Schublade, in die man sie vorschnell gesteckt hat und werden erst richtig interessant.
“Träume in Pastell” ist, wie bereits erwähnt, keine Platte, die Antworten liefert. Eher eine, die sich eher wundert, dass andere keine Fragen zu haben scheinen. Passt für euch, oder wie?
Dauer: 32:21
Label: Bakraufarfita Records
VÖ: 17.03.2023
Tracklist “Träume in Pastell” von KURSCHATTEN
Tagelohn
Gemüse
Stalagmit
Okkultes
Urmund
Expeditionen
Moräne
Grausedruden
Froster
Matt
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