La Dispute – Panorama – Review

Auf ihrem mittlerweile vierten Album „Panorama“ vertonen LA DISPUTE ihre nächste Kollektion mit kleinen und großen Dramen, dieses Mal in zehn Akten. Songtitel wieder in Versalien, weil dringlich. Grundlage für die Geschichten der Post-Hardcore-Band ist dieses Mal eine Autofahrt, die Sänger und Texter Jordan Dreyer mit seiner Freundin über die Fulton Street von Grand Rapids nach Lowell führte. Inspiriert von vielen Todesfällen, die sich auf dieser Strecke ereigneten, befasst er sich mit diesen Tragödien. Wie immer äußert durchdringend, emotional aufwühlend und ständig im Wechsel zwischen Ausbruch und zephirischer Nachdenklichkeit.

La Dispute live Foto von Nadine Schmidt
La Dispute live 2019, Foto von Nadine Schmidt

LA DISPUTE huldigen der Tragödie

LA DISPUTE gönnen sich dem Album einen anschwellenden Aufbau, das Doppel „ROSE QUARTZ“ und „FULTON STREET I“ sammelt alle Selbstzweifel und Wut, explodiert aber leise und schon fast zurückhaltend. Erst „FULTON STREET II“ startet den Motor wirklich und lässt das Auto richtig anrollen, alles davor gab noch Gelegenheit sich auf die Reise einzulassen und wieder in den Kosmos von LA DISPUTE zu finden. Während einer Autofahrt den Gedanken nachzuhängen, ist ein Gefühl, das sicher jeder schon aus seiner Kindheit kennt. Man sieht ein verlassenes Haus, mitten in der Pampa, und stellt sich die Frage, wer da wohl wohnt und wie das Leben der Person verlaufen mag.

Gleichzeitig fühlt man sich vom Motorengeräusch und dem ständigen Vorwärtskommen geschaukelt und irgendwie behütet. Genau diese Emotionen haben LA DISPUTE perfekt aufgegriffen. „VIEW FROM OUR BEDROOM WINDOW“ hat wohl die geschmeidigste Eskalation, die man sich vorstellen kann. Quasi nahtlos steht man gleich darauf mitten im schon fast lockeren Einstieg von „FOOTSTEPS AT THE POND“, einem Song über einen Mann, der in einem Teich ertrunken ist. Die Situationen werden so detailliert beschrieben, dass man sich sofort damit verbinden kann.

Gewohntes Wechselspiel zwischen laut und leise

Dreyer wechselt innerhalb der Songs zwischen Spoken-words und Gesang, je nachdem wie es intuitiv zu passen scheint. Man konzentriert sich schon sehr auf, beinahe vergisst man dabei, welch großartige Arbeit seine Bandkollegen machen. „THERE YOU ARE (HIDING PLACE)“ und „RHODONITE AND GRIEF“ sind überragende Kompositionen, gleichermaßen behutsam wie bildlich. Blind nehmen sie die Schwingungen der Texte auf, transportieren sie in Töne und Takte. „Panorama“ ist sicherlich das persönlichste Album, aber mit Sicherheit auch musikalisch das beste.

Die Amerikaner haben über die letzten 15 Jahre mächtig zugelegt, alleine die wehklagenden Trompetenklänge in „RHODONITE AND GRIEF“ (mein persönliches Highlight!) und die skizzenhafte Kombination aus Akustikgitarre und Trommelschlägen in „YOU ASCENDANT“ sind hörenswert. Auch wenn LA DISPUTE ohne Dreyer ein großes Problem hätten, es ist auf jeden Fall die Gesamtleistung, die der Musik von LA DISPUTE Einzigartigkeit verleiht und sie so massiv emotional auflädt. Schon bemerkenswert, wie sich LA DISPUTE ständig der Tristesse stellen, sich intensiv damit beschäftigen. Dass wir als Hörer immer mitziehen, sagt einiges aus.

Passt gut zu, …
langen Autofahrten auf dem Rücksitz.

Tracklist „Panorama“ von LA DISPUTE
ROSE QUARTZ
FULTON STREET I
FULTON STREET II
RHODONITE AND GRIEF
ANXIETY PANORAMA
IN NORTHERN MICHIGAN
VIEW FROM OUR BEDROOM WINDOW
FOOTSTEPS AT THE POND
THERE YOU ARE (HIDING PLACE)
YOU ASCENDANT

Dauer: 41:52
Label: Epitaph
VÖ: 22.03.2019

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Fotos vom Konzert von LA DISPUTE im Schlachthof Wiesbaden am 08.07.2019 findet ihr hier.

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