Lest die Review zu "Fiesta" von LEATHERETTE bei krachfink.de

Leatherette – Fiesta – Review

LEATHERETTE sind eine Post-Punkband aus Italien, ihr Album heißt „Fiesta“ und ich hoffe, dass ihr schon jetzt angemessen irritiert seid?! Noch dazu spielt das Quintett keinen herkömmlichen Sound, ihre Vorabsingle „So Long“ ist mit Sicherheit das gefälligste Stück auf dem Debütalbum. Ansonsten stampft die Band wütend auf, lässt Rhythmen kreuzen und schickt uns mit einem Fingerschnips in eine jazzige Cocktailbar in der Twilight Zone.

Als tatsächliche Referenzband kommen THE GARDEN spontan in den Sinn. Denn genau wie die amerikanischen Zwillinge auf Kreativlevel3000, sind LEATHERETTE immer zwar immer selbst als sie erkennbar, aber so flink im Wechseln der Szenerie, dass man als Zuhörende mit offenem Mund zurückbleibt.

LEATHERETTE, 2022

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„Dead Well“ ist ein jazziges Ungetüm, das sich in Rage spielt, immer größer wird und letztendlich alles zermalmt. LEATHERETTE schlängeln sich mit britischem Zynismus lässig an dem dampfenden Desaster vorbei und machen weiter mit dem Titelsong „Fiesta“. Wobei dessen Atmosphäre eher nach Sin City passt und so klingt, als ob Pete Doherty von Aliens in eine schummrige Bar mit Kontrabass und Saxophon-Ekstasen entführt worden wäre. „Thin Ice“ bietet und Drummer Francesco dann für einen stechschrittigen Gesellschaftstanz an und erinnert mit seinen stoischen Beatbattles vage an THE FALL OF TROY. Ganz beiläufig jubeln uns LEATHERETTE, in erster Linie Sänger und Gitarrist Michele, am Ende noch einen hämmernden Refrain unter, der lange nachhallt.

Lasst euch nicht blenden

Bleibt echt zu hoffen, dass sich niemand wagt, LEATHERETTE nur den Post-Punk-Stempel aufzudrücken und die Band lieblos durchgewunken wird. Denn das hier ist wirklich neu. Als ob dieser eine Trick mit dem Jazz nicht ausreichen würde, stürzt sich die Band in bodenlose Melancholie im Sinne von TOUCHÉ AMORÉ oder TITLE FIGHT und krönt die Komposition Streichern („Cut“) und einer Opulenz, die den Inhalt komplett kontert. Und um im Alleinunterhalterbusiness Fuß fassen zu können, haben LEATHERETTE mit „No Way“ zwar schon die entsprechenden Mambo-Kurt-Qualitäten, leichtfüßig führen sie die Beattristesse dann aber in eine wirklich wuchtige Tanznummer.

Auch das abschließende „Sunbathing“ ist wieder gefällig, ohrwurmtauglich und leicht zu überhören. Lasst euch nicht von der Simplizität blenden und gönnt „Fiesta“ von LEATHERETTE mindestens einen Durchlauf. Es lohnt sich sowas von!

Dauer: 26:46
Label: Bronson Recordings
VÖ: 14.10.2022

Tracklist „Fiesta“ von LEATHERETTE
Come Clean
So Long
Dead Well
Fiesta
Cut
Fly Solo
No Way
Thin Ice
Play
Sunbathing

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