Lest die Review zu "Melancholia" von LOOSE LIPS bei krachfink.de

Loose Lips – Melancholia – Review

Wenn das Trio von LOOSE LIPS aus Oldenburg in ihr Album “Melancholia” einsteigt, wähnt man sich erst in einer verfänglichen Krimiszene. Es dauert aber nicht lange, bis sich die rockigen Flächen ergießen und die Groove-Maschine Fahrt aufnimmt. Die Band platziert sich selbst zwischen den Stühlen, denn während der Sound an sich spröde und wirklich minimal im besten Sinne ist, sind die Gesangslinien ganz groß und harmonisch. Kein introvertiertes Genuschel oder kryptische Zeilen, auf denen man erstmal kauen muss. LOOSE LIPS orientieren sich eher an den ganz Großen der Neunzigerjahre und fangen mit ihren Alternative-Rock-Tendenzen schnell viele Menschen ein.

Lest das Track by Track mit LOOSE LIPS bei krachfink.de
LOOSE LIPS, 2023

Drei Musiker verschmelzen zu einer Band

Wenn man es ganz genau nimmt, dann wirken LOOSE LIPS auf ihrer Platte “Melancholia” gar nicht wie drei einzelne Individuen. Alles läuft im bestmöglichen Sinne der Songs zusammen und bildet die imaginäre Instanz der Band. In “Lalalalove” spürt man richtig, wie die einzelnen Instrumente intuitiv aufeinander reagieren, scheinbar einzelne musikalische Dialoge zu führen scheinen (“Eye For An Eye”). Das lässt erst den Eindruck von einer gewissen Glätte entstehen, ist aber eigentlich einer der bestmöglichen Zustände, die man als Band wohl erreichen kann.

Alles und doch eigen(ständig)

Das ist gar nicht so weit vom Vorgehen von ODD COUPLE oder PIGHOUNDS entfernt, aber im Ergebnis eben poppiger (“Deja Vu”). Wobei Pop hier nicht auf Kosten der inhaltlichen Tiefe geht. In “Comfort In Chaos” geht es um die Tatsache, dass mensch dazu neigt, sich anzupassen und es sich somit auch im aktuellen Chaos gemütlich macht. Einfach mit dem unweigerlichen Untergang anfreunden und zwischendurch inhaltslos lamentieren? Muss ja, was willste machen?

LOOSE LIPS musikalisch einzuordnen ist schwer, denn das bereits beschriebene Call-and-Response der Instrumente richtet sich nach den Grundzügen des Blues, aber auch Grunge (“Comfort In Chaos”) und Alternative-Rock sind eindeutig verarbeitet und trotzdem wirkt “Melancholia” nicht wie aus der Zeit gefallen. Dabei könnte der überragende Gesang von Joel bei “Broken Arms” locker von SEAL stammen, wird in seiner fragilen Sexyness heutzutage nur sehr selten im Rock umgesetzt. Im letzten Drittel bricht der Songs, wird fluffig und schleppt sich herrlich elegisch ins Finale. Ok, lasst uns noch Fragmente von Post-Rock als Einflüsse notieren.

Qualität vor Schublade

Beim Schreiben der Review – und für euch beim Lesen dieser – formt sich sicherlich der Eindruck, dass LOOSE LIPS weder Fisch noch Fleisch wären. Irgendwie stimmt das auch und genau das macht sie aber interessant. Dabei wäre noch nicht mal klar, auf welche Art von Festival man die Band stecken könnte. Bei “Deja Vu” würden sicher auch Hardrock-Fans spontan anfangen zu klatschen, bis der rockig-bluesige Gesang einsetzt und LOOSE LIPS das Ding wieder zu ihrem ganzen eigenen machen. Was LOOSE LIPS an Zuordnungsmöglichkeiten fehlt, machen sie auf “Melancholia” aber locker mit Qualität und Nachhaltigkeit wett. 

Dauer: 36:29
Label: D.I.Y.
VÖ: 14.04.2023

Tracklist “Melancholia” von LOOSE LIPS
Wasting Time
How Much More
Lalalalove
Keep Me Sane
Broken Arms
Interlude
Deja Vu
Comfort in Chaos
Eye For An Eye
Tempest
Melancholia

Alben, die Dir gefallen könnten:
Track by Track mit LOOSE LIPS zum Album “Melancholia”
DIE GRUPPE KÖNIG – Altare
DAS BISSCHEN TOTSCHLAG – swamp
BILLY ZACH – A Momentary Bliss
MAFFAI meets THE KRIMIS – Split Tape 
DIE WÄNDE / KALA BRISELLA – News/Sonnenmilch
65DAYS OF STATIC – replicr, 2019
HEADS. – Push
LYSISTRATA – The Thread
LINGUA NADA – Djinn
BLACKUP – Club Dorothee
SLEEP TOKEN – Sundowning
THE GUILT – New Knives
THE GARDEN – Kiss My Super Bowl Ring
ICE DREAM SOCIAL – Daggus (EP)
GÖSTA BERLINGS SAGA – Konkret Musik
KOJ – Home
I AM THE FLY – s/t
SHE DANCED SLOWLY veröffentlichen Video zu “I Gotta Go”
ALL DIESE GEWALT kündigt Album “Andere” an
PUSCIFER – Existential Reckoning
ALL DIESE GEWALT – Andere
BAHRENFELD – Ponton (EP)
KONTROLLE veröffentlichen Video zum Song “Zugang zu Informationen”
CROWN veröffentlichen Video zum Song “Violence”
CROWN – The End Of All Things
METRONOMY – The English Riviera “10th Anniversary”
ZEMENT – Rohstoff
AUA – The Damaged Organ

LOOSE LIPS bei Instagram

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert