Lords Of Chaos Filmplakat

Lords Of Chaos – der Film – Review

Der Film LORDS OF CHAOS, basierend auf dem gleichnamigen Buch von Michael Moynihan und Didrik Søderlind, ist mittlerweile auf DVD erhältlich und auch in einigen Streamingportalen verfügbar. Ob es sich gelohnt hat, die Geschichte über die Entstehung des “true norwegian black metal”, die norwegische Band MAYHEM und die Ermordung von deren Kopf Euronymus durch Varg Vikernes zu verfilmen, ist schnell beantwortet: Ja, verdammt.

Natürlich darf man LORD OF CHAOS von Regisseur Jonas Åkerlund – seines Zeichen Ex-Drummer von BATHORY und bekannter Musikvideoregisseur (u.a. RAMMSTEIN, LADY GAGA, OZZY OSBOURNE) nicht als Dokumentation über die damaligen Geschehnisse sehen. Es ist in erster Linie ein Film, der auf vielen Fakten, aber auch einigen Mythen basiert. Erzählt wird aus der Sicht von MAYHEM-Gründer Euronymous, geboren als Øystein Aarset, der überraschend gut von dem Schauspieler Rory Culkin verkörpert wird. Relativ schnell entwickelt sich dessen Idee von Black Metal, gnadenlosem Nihilismus und extravaganter, optischer Provokation zu einer kleinen Sensation, die damals auch weit über die Grenzen von Norwegen bekannt wurde. Als Per Yngve “Dead” Ohlin, bis dahin Drummer von MAYHEM, immer stärkere Depression erleiden muss und letztendlich Selbstmord begeht, steht Euronymous an einem Scheideweg.

Wenn aus Show Ernst wird

Es wäre ein guter Moment gewesen, den Kreislauf zu durchbrechen und Spaß von Ernst bzw. echte psychische Probleme wie Depression und Selbsthass, von Show zu trennen. Er entscheidet sich dagegen und hebt die abgebrühte Haltung und die okkulte Erscheinung seiner Band damit auf das nächste Level. Er gründet das Label Deathlike Silence Productions und eröffnet seinen Plattenladen “Helvete” (norwegisch Hölle). Angetrieben durch den Kult um ihn und seine Band, lebt Euronymous seine schwarze Seite komplett aus.

Nach einiger Zeit lernt er Varg Vikernes kennen, der seine Nähe sucht, sich von MAYHEMs krasser Haltung angezogen und in seiner eigenen menschenverachtenden Ideologie bestätigt fühlt. Die beiden Freunde zu nennen, wäre übertrieben, sie eher gehen eine Weile den gleichen dunklen Pfad. Um seine radikale Einstellung transparent zu machen, zündet Varg Vikerne die Stabkirche Fantoft an. Damit sichert er sich Respekt im “inner circle”, dem sogenannten Schwarzen Kreis (Svarte Sirkel), dem Euronymous bis dahin noch vorsteht. Euronymous ermutigt ihn dazu, sein erstes Album als BURZUM aufzunehmen, er ist vom kreativen, kompromisslosen Schaffen von Vikernes stark beeindruckt. Langsam aber sicher verschieben sich die Machtverhältnisse zwischen Euronymous und Varg, die Spannungen werden immer stärker. Varg schaut nicht länger zu ihm auf, sondern beginnt ihn für seine Art zu verachten und unterstellt ihm Dampfplauderei. Die generelle Gewaltbereitschaft innerhalb des “inner circle” steigert sich, eine Kirche nach der anderen wird abgefackelt.

Vikernes ist fest entschlossen mit allen Mitteln den Kult zu steigern, will ihn sogar publik machen. Er wünscht sich einerseits öffentliche Bestätigung für seine Taten, möchte aber den Black Metal nicht verkauft wissen und gerne im Underground halten. Auch über die Erlöse der BURZUM-Platte gibt es Streit und während Euronymous von Show und Marketing spricht, ist die Sache für Varg schon längst bitterer Ernst geworden. Letztendlich findet LORD OF CHAOS ein tragisches Ende, als Varg Vikernes Euronymous in seiner Wohnung heimsucht, um in mit insgesamt 23 Messerstichen niederzustrecken. Jemand hatte ihm gesteckt, dass Euronymous ihn angeblich töten möchte, sodass Vikernes im unbedingt zuvorkommen wollte. Euronymous stirbt im Treppenhaus seiner Wohnung im Alter von nur 25 Jahren.

Lords Of Chaos ist mehr Drama, als Bandbio

Grundsätzlich ist LORDS OF CHAOS überraschend gut geworden und auf mehreren Ebenen äußerst sehenswert. Zum einen sind die schauspielerischen Leistungen von Rory Culkin, Emory Cohen und Jack Kilmer großartig. Zum anderen entspricht ein Großteil des Filmes der Wahrheit, die Alben sind verfügbar und nachzuhören, was dem Film natürlich einen gruseligen Realitätsbezug gibt. Viele Originalbilder sind in die Fiktion reingeschnitten worden und auch einige Originalschauplätze dienten als Kulissen. Schade ist, dass der Fokus komplett auf Euronymous und Varg liegt und andere auch relevante Musiker, wie Jan Axel “Hellhammer” Blomberg und Jørn “Necrobutcher” Stubberud, eher Randfiguren sind. Optisch absolut top, aber nicht gerade mit der besten Rolle gesegnet, ist Wilson Ochsenknecht, der den etwas debilen Blackthorn spielt. Einige Szenen sind definitiv zugefügt worden, weil man dem Zuschauer eine gewisse Intelligenz abspricht. So bekommt Euronymous von seiner (ebenfalls dazu erfundenen) Freundin Ann-Marit die Haare geschnitten, kurz bevor Varg bei ihm auftaucht.

Für den Zuschauer auf Nummer sicher

Er öffnet ihm also in einer Jogginghose mit Oberhemd und relativ hässlich geschnitten Haaren die Tür. Der symbolische Holzhammer – Achtung an alle: Euronymous ist kein ehrenhafter Black Metaller mehr! – trifft hart und war total unnötig. Der Soundtrack des Films, der neben MAYHEM und BURZUM auch u.a. CATHEDRAL, SODOM, ACCEPT, HOLY TERROR, WARDRUNA, DIAMOND HEAD und DEAD CAN DANCE enthält, ist passend und sichert die authentische Stimmung, ebenso wie die bildgewaltigen Naturaufnahmen von Norwegen. Ganz sicher wird es so sein, dass LORDS OF CHAOS nicht nur aufgeklärte Zuschauer erreicht und deren musikalisches Hintergrundwissen erweitert. Es wird genug Leute geben, die sich dadurch zu Dummheiten angestiftet fühlen und in den Kult Black Metal mehr interpretieren als dahinter steckt.

Dauer: 118 Minuten
Studio: Fox Vice Films Holdings, LLC and VICE Media LLC
Genre: Drama, Band-Pic

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