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Luis Baltes – Graue Welle (EP) – Review

Mit seiner EP “Graue Welle” hat LUIS BALTES ein paar schöne musikalische Kurze am Start. Alle der sechs Songs stehen sofort im Zentrum, Vorlauf von über fünf Sekunden gönnt er uns nicht und zum Zeit verschwenden neigt er offensichtlich generell nicht. Es wird sofort gezündet. Das scheint erst etwas gewöhnungsbedürftig, ebenso wie der ständige Perspektivenwechsel, den BALTES immer wieder vorfühlt.

Aber tanzbar ist das auf jeden Fall immer und sobald man sich die Zeit nehmen kann, um richtig hinzuhören, fällt auch auf, dass alles exakt aufeinander abgestimmt wurde. Jeder Sound passt zum Kerninhalt der jeweiligen Komposition und der gewählten Stimmung. Es sind keine komplexen Geschichten, die erzählt werden, eher ausgearbeitete Empfindungen. Alles ohne Gewähr, ohne Aufklärung oder gar Aktionsaufforderung.

Momentaufnahmen

“Hekate” beschreibt einfach den Moment, wenn man im Club in einer Art Rausch geraten ist, durch den Strobo alles ganz anders wahrnimmt und im festen Willen jetzt für immer in diesem Glückszustand sein zu können, einfach nur weiterfeiern will. Die leicht melancholische Tendenz hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack und eine ganz leichte Positionierung von einem, der wohl weiß, wie sich der Kater danach anfühlen kann.

Die griechische Göttin hat er wohl deswegen gewählt, da sie die Wächterin der Tore zwischen zwei Welten ist. Auch ein Detail, das beinahe untergeht und zeigt, dass LUIS BALTES nicht einfach blind werkelt. Man kennt den Musiker (Absolvent der Pop-Akademie in Mannheim) und Beatboxer durch seine Aktivitäten als Luis Laserpower und mit der Band FÜNF STERNE DELUXE, sodass man schon grob ahnen kann, welches Niveau hier zu erwarten ist.

Schwer greifbar, sehr intuitiv wirkend

Mit “Fotos” skizziert er dann eine kurze Liebesepisode im Rückblick und obwohl er wieder inhaltlich noch lyrisch ausschweift, weiß man genau worum es ihm geht. Um richtig tief mitfühlen oder andocken zu können, fehlt noch etwas mehr Kontext. “Graue Wellen” von LUIS BALTES wirkt auf mich manchmal wie der Moment, wenn jemand jetzt die große Story ankündigt und dann langsam mit “ah ne, erzähl ich doch nicht” die Luft aus dem zum Platzen gespannten Ballon lässt. Im Beatbox-Song “Paraonia” mit starkem Reggae-Einschlag gelingt es ihm wiederum auffallend gut, dass am Ende eine klare Story steht. Er nimmt ironisch und smart Bezug auf den irren Verfolgungswahn, dem manche eben einfach erlegen. Die Tendenz zu PETER FOXX oder DEICHKIND ist nicht zu verleugnen, gibt natürlich Schlimmeres.

LUIS BALTES offeriert hier also eher Momentaufnahmen, was sicher viele als sehr angenehm empfinden werden, die eher intuitiv Musik hören. Im abschließenden “Rotterdam” mit stampfendem Beat wirkt die Dehnung des Instrumentalteil so derart zeitverzögernd, dass man wirklich denkt, gerade drüben in Holland was durchgezogen zu haben. Die Beschreibungen von dem “gelobten Land” und das beschriebene “Weg freiballern” lösen in persönlich allerdings wenig aus.

Dauer: 22:31
Label: KANONE RECORDS 2021
VÖ: 04.06.2021

Tracklist “Graue Welle” von LUIS BALTES
Graue Welle
Magnetisch
Fotos
Paraonia
Hekate
Rotterdam

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