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Lydia Meyer – Die Zukunft ist nicht binär – Review

Als Autor*in, Redakteur*in und Konzepter*in kennt sich Lydia Meyer eigentlich bestens aus, wenn es um Gendern, gesellschaftliche Normen und die Akzeptanz von unterschiedlichen Sexualitäten und Lebensformen geht. Mit dem Buch “Die Zukunft ist nicht binär” vergaloppiert Meyer sich allerdings an manchen Stellen. Das Buch beschäftigt sich stark mit Transidentität, die eben nicht zwangsläufig mit nicht-binär in Verbindung stehen muss, wenn auch kann.

Die Gliederung des Buches verspricht eigentlich eine schrittweise Annäherung an die einzelnen Stationen, die das Thema begreifbar machen könnten. Denn letztendlich sollte sich “Die Zukunft ist nicht binär” an Menschen wenden, die sich mit damit auseinandersetzen wollen und unter Umständen keine Erfahrungen mitbringen. Und an Menschen, die davon selbst betroffen sind und sich mit ihren Erfahrungen abgleichen möchten.

Über den Ursprung aller Zwänge

Lydia Meier hält das Buch “Die Zukunft ist nicht binär” auch mitnichten sachlich, erzählt vieles aus der Kindheit und von nicht-binären Fühlen, das durch die Gesellschaft zu etwas Schlechtem verdreht wurde und in nahezu jeder Alltagssituation infrage gestellt wird. Was bist du, Mann oder Frau, Junge oder Mädchen? Lydia Meyer schreibt also gegen die Machtstellung an, die cis-hetero Personen weiterhin in dieser Gesellschaft halten, die alles abseits ihrer Norm sofort zur kurzzeitigen oder abartigen Bewegung degradiert und deren Lebensform unterdrücken möchte. Privilegiert sind die, die als eindeutig männlich oder weiblich gelesen werden und meistens in der Masse untertauchen können. Besonders interessant sind die ersten Kapitel, in denen Lydia Meyer sachlich und sehr informativ über den Ursprung aller Zwänge in unserer Gesellschaft spricht.

Ganz eigene Kausalität

Im weiteren Verlauf des Buches verheddert Lydia Meyer sich allerdings in der zu kleinteiligen Auseinandersetzung mit Einzelbeispielen. Es besteht kein Zweifel daran, welche Stars Meyer beeindruckt haben, welche Showkonzepte Meyer verachtet, welche Meinungen verabscheut werden und man legt sich die eigene Kausalität zurecht, die in einigen Punkten arg wackelig steht und voreingenommen wirkt. Das alleine wäre kein Problem, allerdings erweckt “Die Zukunft ist nicht binär” doch den Eindruck ein Sachbuch sein zu wollen. Ein Eindruck, den man beim Lesen dringend ablegen sollte. Denn unterm Strich ist es Meyers Meinung und eine Schilderung der persönlichen Erfahrungen und Eindrücke zu dem Thema. Meyer stellt beispielsweise die Frage, warum Kinder, die die Geschlechter infrage stellen, in Erwachsenen Ängste und Ekel auslösen? Ich denke nicht, dass man das so pauschal schreiben sollte.

Die in Aussicht gestellte Perspektive, wie genau diese nicht binäre Zukunft aussieht, zeigt uns Lydia Meyer in “Die Zukunft ist nicht binär” leider nicht.

Seiten: 224
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN-10: 3499010607
ISBN-13: 978-3499010606
VÖ: 18.04.2023

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