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Maffai – Shiver – Review

Die Nürnberger Indie-Punkband MAFFAI meldet sich mit dem zweiten Album “Shiver”, wieder über Kidnap Records, zurück. Durch das Debüt haben sich mindestens zwei musikalische Abzweigungsmöglichkeiten ergeben. Mehr Punk oder mehr Indie? Das Artwork sieht nach Zähne zeigen aus. Die Frage ist nur, wie genau man das definiert. Die erste Single “Schieflage” ließ vermuten, dass MAFFAI den vermeintlich sicheren Weg einschlagen werden. Nicht zu weit entfernen vom Altbekannten, aber bisschen zackiger nach vorne gehen.

Wahrlich subversiv zeigen sie sich erst mit der folgenden Single “Down”, ein klares Nein in Richtung Punkeinheitsbrei. Eher eine von Synthies angetriebene Reise in die Achtzigerjahre, mit bittersüßem Unterton und Mut zu Emotionen. Das zeigt sich musikalisch und auch visuell im Video, das wieder Schlagzeuger Jan gedreht hat.

MAFFAI 2021, Foto von hdrsch

Das Bild wird detaillierter, jedes Bruchstück ein Teilchen

Das Bild, das man als Hörer*innen über eine Band und deren Antrieb erhält, wird logischerweise immer detaillierter, je mehr die Band veröffentlicht. MAFFAI unterstreichen mit “Shiver”, dass eine ihrer Stärken Zeitlosigkeit ist. Bassist und Textschreiber Daniel ist mit Sicherheit ein guter Teampartner für das Gesellschaftsspiel Tabu. Denn es gelingt ihm, innere und äußere Umstände treffend zu beschreiben, ohne die üblichen Signalwörter zu benutzen. Ein “Fickt euch” ist trotzdem möglich im MAFFAI-Kosmos und im jeweiligen Moment auch überhaupt nicht störend und notwendig.

“Shiver” im Sinne von Schaudern oder Frösteln, so lautet der Albumtitel. Aber aus welchem Grund, vor Angst, Scham oder vor Freude? So richtig legen sich MAFFAI darauf nicht fest und fügen außerdem die Übersetzungsmöglichkeit “Bruchstücke” hinzu. Das zweite Album wirkt nämlich zersplittert, aus unterschiedlichen Ereignissen und Zeitabschnitten zusammengetragen, aber in sich stimmig. Und es bietet noch mehr Möglichkeiten, um sich den Frust von der Seele zu tanzen. Die Betonung liegt auf Tanzen und nicht wild im Pit auf Nasen boxen.

Immer mit Ausblick auf den Abgrund

Und obwohl der Ausblick immer auf den Abgrund gerichtet ist und über dem kompletten Album wieder eine gewisse Melancholie wabert, ist “Shiver” doch eine tröstende und schöne Platte. Rückblickend scheinen die Vergleiche mit TURBOSTAAT und DRANGSAL auch aus reiner Hilflosigkeit geboren. Denn MAFFAI stellen sich als Mannschaft ganz anders auf, sind dezenter und weniger kryptisch. Mit “Cornerkids” haben MAFFIA dann auch ihren ersten kleinen Hit an Bord. Ein bubblegumiges Video mit Sepia-Filter dazu und in den Neunzigerjahren wäre ihnen regelmäßige Screentime auf MTV sicher gewesen. Die Band ankert mit einem leicht verdaulichen Wohoow, das eigentlich gute Laune macht. Dabei ist es ein heimliches High-five an alle Soziopath*innen und eine Hymne für das Anderssein, nur getarnt als Hit eben.

Kein Plastik, sondern echt

Mit “Houdini feat. Elena Steri” integriert die Band eine einzigartige Künstlerin, die sich für den Song aus ihrer Komfortzone wagt und zum ersten Mal deutsche Texte singt. Die Kombination wirkt überraschend gut und wird hoffentlich auch mal live umsetzbar sein. Eine weitere – und eventuell die größte – Stärke der Band ist die, dass man sie, in allem, was über den Bandnamen MAFFAI geschickt wird, wahrnimmt. Kein Plastik, sondern echt. Mit Ecken und Kanten.

Dauer: 34:37
Label: Kidnap Records
VÖ: 06.08.2021

Tracklist “Shiver” von MAFFAI
Wichtig
Schieflage
Shinigami
Down
Wölfe
Sphynx
Wurzeln
Cornerkids
Shift
Houdini (feat. Elena Steri)
Todschick

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