Lest die Review zu "The Pain Behind It All" von MAN MUST DIE bei krachfink.de

Man Must Die – The Pain Behind It All – Review

Wer hätte das gedacht, dass sich die Tech-Death-Giganten MAN MUST DIE nochmals mit einem solchen Machtwerk wie “The Pain Behind It All” zurückmelden? Abgesehen von einer EP in 2019 war es still um die Band, die mit “Peace Was Never An Option” eines meiner absoluten Lieblingsalben vorgelegt hat. Um euch die Vorfreude zu steigern und die Zweifel zu entkräften – sie knüpfen nahtlos musikalisch und inhaltlich genau an dieser Qualität an und gehen mit “The Pain Behind It All” einerseits auf Ursachensuche und andererseits offerieren sie eine grandiose Möglichkeit, um Frust abzubauen.

Dem Präfix Tech machen die Schotten alle Ehre, es wird über Kreuz geknüppelt, dass einem in manchen Momenten wieder die Luft wegbleibt. Melodien gibt es zweifelsohne, aber MAN MUST DIE verschleiern diese gerne durch im Vordergrund stattfindendes ultrahartes Drumming von Tony Corio, das nur noch mehr anstachelt und verdeutlichen soll, wie allgegenwärtige Gewalt und Druck in unserer Gesellschaft mittlerweile herrschen.

MAN MUST DIE, 2023

Du sollst es selbst fühlen

Sänger Joe McGlynn lässt auch auf “The Pain Behind It All” keinen Zweifel daran, dass er tatsächlich wütend ist und was ihm diese vertonte Kritik bedeutet. Er hat einen bemerkenswert standfesten Gesang, lässt aber trotzdem zwischen den vor Ärger triefenden Zeilen auch sanfte Emotionen und aufrichtiges Mitgefühl und Trauer durchscheinen (“Enabler”). Nur mit dem Genre Tech-Death-Metal kriegt man MAN MUST DIE auch dieses Mal nicht gefangen. Deutliche Spuren von Thrash-Metal und Hardcore werden genau dann zur Verstärkung der musikalischen Handkantenschläge eingesetzt, wenn sie angebracht sind. Schon der Opener “O.C.D.” – steht für (Obsessive Compulsive Disorder), also eine Zwangsstörung – überfährt die Hörerinnen und Hörer erstmal, sobald er in das vertrackte, aggressive “Patterns In The Chaos” übergeht.

So wie die Betroffenen dieser Krankheit, sind wir kurz handlungsunfähig, unser Körper triggert Angst und das Gefühl massiv bedrängt zu werden. Aber MAN MUST DIE lösen erst dann auf, wenn sie es für angebracht halten. Ähnlich wie bei progressiver Muskelrelaxation fühlt sich das Loslassen danach umso befreiender an. Und selbstverständlich macht diese rüde Verdeutlichung des Status Quo auch traurig darüber, dass in so vielen Punkten einfach nichts passiert und die Menschheit – aka Wir alle! – immer mehr Leid erschafft und vor allem toleriert.

Hass stagniert nie

Generell sind MAN MUST DIE zwar begnadete Frickler, achten aber auch auf “The Pain Behind It All” wieder penibel darauf, dass ihre Musik zu den Inhalten passt. Hier wird nicht zu Akustikgitarren- Geschrammel gesungen, dass alle sich als gefickt betrachten dürfen. Es klingt auch so, wie es gemeint ist und umgekehrt. Die Band versucht bewusst Stress und starke Emotionen auszulösen, um ihre Inhalte zu verdeutlichen.

MAN MUST DIE verstehen sich als Störsignal, als Konter des kollektiven Stillschweigens. Bereits auf dem Vorgängeralbum gab es den kritischen Song “Antisocial Network”, leider hat sich ein Jahrzehnt später nichts geändert und dementsprechend führt “Clickhate” die Tradition fort und erzählt über Trollarmeen und wahre Hass-Panzer, die in Form von Kommentaren anrücken und alles niedermachen, um sich zu entlasten.

Verweigerung auf jeder Ebene

MAN MUST DIE sind wie immer effektiv groovend, viele ihrer Attacken sind nicht nur moshbar, sondern im Sinne von Deathcore auch tanzbar. Nein, kein Windmühlentanz, sondern rhythmische Bewegungen, ohne anderen ungefragt auf die Fresse zu hauen. Es benötigt wie beim Vorgängeralbum einige Durchläufe, um “The Pain Behind It All” zu durchdringen, jede Nuance zu erhören und jedes Gefühl zu spüren.

Das macht MAN MUST DIE so besonders und hält ihre Fangemeinde leider noch (viel zu) überschaubar. Mit ihrer klaren Handlung geht natürlich eine entsprechende Verweigerung für grobe Vermarktung einher, die aber nicht daran rütteln kann, dass “The Pain Behind It All” schon jetzt in meiner Jahresbestenliste Platz nehmen darf.

Dauer: 41:18
Label: Distortion Music Group
VÖ: 17.02.2023

Tracklist “The Pain Behind It All” von MAN MUST DIE
O.C.D
Patterns in the chaos
The Pain Behind it all
In the Hour Before your Death
Clickhate
Enabler
Bring me the Head of the King
War is my Will
Alone in a Crowded Room
Who Goes there?/I.F.F

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