Mastodon Hushed And Grim Artwork

Mastodon – Hushed And Grim – Review

Seien wir doch mal ehrlich; wenn MASTODON mit “Hushed And Grim” ein neues Album veröffentlichen, dann stellt sich eigentlich nicht die Frage, ob es gut ist, sondern nur wie gut. Ein pralles Doppelalbum also, das eröffnet Möglichkeiten, allerdings haben MASTODON schon immer an der Stundenmarke gekratzt. Das Album startet progressiv und die Drums übernehmen den Empfang. MASTODON trommeln sich mit “Pain With An Anchor” aufgeregt aus der Anlage und spannen sofort einen Bogen auf, wir sind umgehend mitten im Zentrum des Songs und werden mit der bitteren Wahrheit konfrontiert.

Am Ende aller Tage angekommen, stellen uns Brann und Troy die Frage, wie es dazu kommen konnte. Getreu dem Albumtitel geben sich hier optimistische und aussichtslose Sichtweisen und tonale Fragmente die Klinke in die Hand. Der Opener wird definitiv auf musikalischer Ebene erzählt und entschieden, der Text ist eher ein Schubs in die richtige Richtung. Unser Gefühl sagt uns, dass der Protagonist den Anker nicht mehr erreicht hat.

Mastodon-Foto-von-Clay-McBride
MASTODON 2021, Foto von Clay McBride

It’s dark inside

Bei der ersten Begegnung braucht “Hushed And Grim” etwas, um sich warmzulaufen. Uff, ein Satz der an Haarspalterei nicht zu überbieten ist, virtuelle Spontanohrfeigen verdient und nur im Kontext mit dem bisherigen Schaffen der Band verstanden werden darf. Die ersten drei Nummern sind noch MASTODONsche Fingerübungen, die zwar qualitativ hochwertig, aber nicht sonderlich überraschend wirken. Den Startschuss zur Wende gibt das grandiose Fingerpicking in “The Beast” , obwohl man sich erst massiv ausgebremst fühlt. Eher weniger grausig greift uns hier erstmal nichts an. MASTODON geben sich stattdessen massiv groovend und projizieren Bilder von Wüste und betäubender Ödnis. Langsam aber sicher nimmt der Song dann Fahrt auf und stemmt sich immer wieder gegen die zerpflückten Gitarren.

Save me from myself

Die Songs “Pushing The Tides” und “Teardrinker” waren die ersten beiden Lebenszeichen, die MASTODON offiziell für uns gesendet haben. Das lag wahrscheinlich an der Zugänglichkeit und der erhöhten Dynamik, die beide sich teilen. Damit stechen sie aus der generellen Stimmung der Platte schon hervor, sind eher für den grimmigen Teil verantwortlich. “Peace And Tranquillity” hingegen, ist ein herrlich vielschichtiger und überwiegend instrumental beeindruckender Hit, der mit Polyrhythmen um sich wirft und dadurch sehr lebendig wirkt. Immer wieder ergießen sich Gesang und Gitarre in einer herrlich bunten Strom aus Tönen.

Inhaltlich verdeutlichen MASTODON, dass der Weg zu innerem Frieden kein einfacher und häufig von vielen emotionalen Schlaglöchern geprägt ist. Ein weiteres Highlight ist das gefühlvolle “Had It All”, ein friedvoller Blick zurück, die Töne scheinen von allen Seiten hereinzuperlen, der Song schlängelt sich Richtung Ende in einen dunklen Loop. Einzeln herausgepickt, mag das Lied gefühlsduselig wirken, eingebettet in das Album ergibt das aber Sinn. Und selbstverständlich auch mit der traurigen Tatsache im Blick, dass MASTODON vor Kurzem ihren Freund und Manager Nick John verloren haben.

Ohne Licht keine Schatten

“Savage Lands” hoppelt nach vorne, ein immer wieder von dunklen Szenen durchzogener Rocksong, der im Ohr hängen bleibt und live besonders viel Spaß bringen wird. Der Song rollt aus wie ein Kreisel. Während “Eyes Of Serpent” teilweise recht stoisch im Stakkato nach vorne stampft, kontrastieren MASTODON das mit warmen Chören. Mit achteinhalb Minuten stellt “Gobblers Of Dregs” den längsten Song, eigentlich wäre das auch ein schöner Abschluss gewesen. “Hushed And Grim” lässt ziemlich viel Raum für Solis, oft haben sie das letzte Wort. Über handwerkliche Finessen braucht man bei dieser Band kein Wort zu verlieren.

MASTODON wollten schon immer mithilfe von Tönen Geschichten erzählen und das ist ihnen auf diesem Doppelalbum mehr als gut gelungen. Und in erster Linie ist es ein Album, zu dem man gerne zurückkehrt. Das liegt letztendlich auch an der Produktion von David Botrill, der bereits für PETER GABRIEL, TOOL, KING CRIMSON und MUSE gearbeitet hat.

Dauer: 89:32
Label: Reprise Records
VÖ: 29.10.2021

Tracklist “Hushed And Grim” von MASTODON
CD 1
Pain With An Anchor
The Crux
Sickle And Peace
More Than I Could Chew
The Beast
Skeleton Of Splendor
Teardrinker
Pushing The Tides

CD2
Peace And Tranquility
Dagger
Had It All
Savage Lands
Gobblers Of Dregs
Eyes Of Serpents
Gigantium

Artikel, die Dir gefallen könnten:
THE St PIERRE SNAKE INVASION – Galore
THE AFGHAN WHIGS – How Do You Burn?
STAKE – Love Death and Decay
MASTODON kündigen Tour für 2022 an
CADAVRE DE SCHNAPS – Unlearning By Doin
KARNIVOOL – The Decade Of Sound Awake
MUSA DAGH – s/t
Interview with Keith Buckley from EVERY TIME I DIE about “Radical
BIFFY CLYRO – The Myth Of The Happily Ever After
CASPER kündigt Album und Tour an und veröffentlicht Song
Interview with THE PICTUREBOOKS about “The Major Minor Collective” (english version)
GONE IS GONE – If Everything Happens For A Reason Then Nothing Really Matters At All
PUSCIFER – Existential Reckoning
65DAYS OF STATIC – replicr, 2019
BILLY TALENT kündigen neues Album an und veröffentlichen “End Of Me (feat. Rivers Cuomo)”
HEADS. – Push
KADAVAR – The Isolation Tapes
LINGUA NADA – Djinn
SLEEP TOKEN – Sundowning
ICE DREAM SOCIAL – Daggus (EP)
GÖSTA BERLINGS SAGA – Konkret Musik
KOJ – Home
I AM THE FLY – s/t
AUA – I Don’t Want It Darker
ALL DIESE GEWALT kündigt Album “Andere” an
PAIN OF SALVATION – Panther
ALL DIESE GEWALT – Andere
MAYNARD – On The Verge Of Sth.
THE DAMNED THINGS – High Crimes
SYSTEM OF A DOWN veröffentlichen zwei neue Songs
KILLER BE KILLED – Reluctant Hero
SIGUR RÓS – Odin‘s Raven Magic
KONTROLLE veröffentlichen Video zum Song “Zugang zu Informationen”
THE ARMED – Ultrapop

MASTODON bei Facebook

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert