Milk Teeth Milk Teeth Artwork

Milk Teeth – Milk Teeth – Review

Das britische Trio MILK TEETH besteht mittlerweile seit sieben Jahren. Weder in der öffentlichen Wahrnehmung, noch in der Qualität der Musik ist zu erkennen, dass es sich mit dem vorliegenden, selbst betitelten Album erst um die zweite Veröffentlichung handelt. Mit Punkrock greift man bei der Band auch eigentlich viel zu kurz. Was Becky Blomfield, Em Foster und der neue Schlagzeuger Jack Kenny erschaffen, erinnert an die guten Momente der Neunzigerjahre und ähnlich wie PABST oder SWAIN, integrieren sie häufig die besten Ideen des Grunge (“Sharks”, “Better”).

MILK TEETH, 2020 Foto von Sean Black

Auf den Punkt, aber mit Gefühl

Das Songwriting auf Album Nummer 2 ist geradelinig, auf den Punkt und ohne viel Schnörkel. Emotionen und Spitzen schöpfen sie aus dem markanten Gesang von Becky Blomfield und dem gewissen Etwas zwischen den Noten. Wenn dann noch Em Foster (NERVUS) einstiegt und die beiden sich gegenseitig auf ganz feinfühlige und zauberhafte Weise duellieren, erreichen MILK TEETH den Höhepunkt. Dabei ist es gleichgültig, ob es die Kompositionen krachig oder zaghafter angelegt sind. Die beiden tragen jede Stimmung und wirken sehr vertraut miteinander, obwohl Em erst seit 2019 mit an Bord ist und Becky die einzige Konstante der Band darstellt. Die Band jongliert ganz selbstverständlich mit allen verfügbaren Möglichkeiten, durchweg auf Rock basierend. Dadurch entstehen interessante Hybride, die sich nach gleichzeitig nach NIRVANA, SILVERCHAIR und dem aktuellen Zeitgeist anfühlen.

Unverkennbar von Anfang an

Und da wo Grunge sich eher nach innen richtete und eine melancholisch bis depressive Haltung verbreitete, stellen sich MILK TEETH genau auf die andere Seite. Sie ermutigen Menschen für ihre Identität einzustehen, aufeinander zu achten, sichtbar zu sein und sich den eigenen Ängsten zu stellen. Obwohl hier mit “Milk Teeth” erst die zweite Veröffentlichung vorliegt, sind MILK TEETH unverkennbar bei sich angekommen und sofort als sie selbst zu erkennen. Abgesehen vom Titelsong haben die Drei auch jedes Lied gemeinschaftlich geschrieben. Das spürt man, alles klingt intuitiv, sinnvoll verflochten und aufrichtig. Dass die großen Hooks fehlen, die Stadien zum Kochen bringen macht MILK TEETH nur noch ein Stückchen besser. Denn dafür gibt es verhuschte Hymnen wie der Gänsehautkracher “Medicine” oder die Freiheit konservierende Songs wie das bassige “Flowers”, die man bewahren und genießen kann.

Dauer: 36:34
Label: Music For Nations
VÖ: 27.02.2020

Tracklist “Milk Teeth” von MILK TEETH
Given Up
Flowers
Dilute
Better
Transparent
Sharks
Medicine
Destroyer
Smoke
Circles
Wanna Be

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