My Dying Bride - The Ghost Of Orion Artwork

My Dying Bride – The Ghost Of Orion – Review

Es ist nicht leicht das zwölfte Album “The Ghost Of Orion” von MY DYING BRIDE zu beurteilen. Wenn eine Band schon seit Jahrzehnten mit Schwermut und Melancholie hantiert und dann selbst mit einem tragischen Schicksal konfrontiert wird, kann man sich ungefähr vorstellen, welche Auswirkungen dies auf ihre Kunst hat. Aaron Stainthorpes, der Sänger und Gründungsmitglied der britischen Doom-Metal-Institution, wurde mit der Krebserkrankung seiner Tochter konfrontiert. Dementsprechend niederdrückend ist das Album auch geraten.

MY DYING BRIDE, 2020

In tiefer Trauer

Es gibt selbstredend die Momente, in denen MY DYING BRIDE Wut anstelle von Trauer setzen und mit garstigen Growls arbeiten. Schon der Opener “Your Broken Shore” schlägt in die Kerbe und schöner könnte der Einstand – mit den ultrastarken Gitarren im Rücken, von Streichern flankiert – auch gar nicht sein. Überwiegend wirkt “The Ghost Of Orion” aber wie ein Verharren, eine einzige Schockstarre und das Umherirren in dunklen Gängen. Das hat durchaus seinen Charme, besonders das wahrhaftig in Tränen versinkende “Tired Of Tears” nutzt seine Spieldauer von über acht Minuten aus. “The Solace” lässt dann schon fast schmunzeln, da die eigentlich auf irisch angelegten Gitarren stark an IRON MAIDEN erinnern. Diese Assoziation ist aber schnell vergessen, denn Lindy-Fay Hella von WARDRUNA hebt das Lied auf ein neues Level. Komplett ohne Drums zelebrieren MY DYING BRIDE eine Folkhaftigkeit, die man so in dieser nahbaren Form noch nie vond der Band gehört hat.

Folk zum Ausgleich

Die eingangs erwähnte und für “The Ghost Of Orion” metaphorische Schockstarre sorgt dafür, dass das Album weder nach oben noch nach unten groß ausschlägt. Es wäre vermessen ein Album von MY DYING BRIDE, in diesem Kontext entstanden, als belanglos zu bezeichnen. Aber es sind eher die neu dazugewonnenen folkigen Momente, die die Highlights setzen und in Songs wie “The Old Earth” oder “To Outlive The Gods” eskalieren. Ob das den alten Fans ausreicht und neue vorm Ofen hervorlockt, ist noch nicht absehbar. Darüber hinaus ist noch die überragende Produktion zu erwähnen, die dafür sorgt, dass MY DYING BRIDE mit einem angemessenen Verhältnis aus singenden Gitarren, Härte und Wärme aus der Anlage fließen.

Dauer: 56:26
Label: Nuclear Blast
VÖ: 06.03.2020

Tracklist “The Ghost Of Orion” von MY DYING BRIDE
Your Broken Shore
To Outlive The Gods
Tired Of Tears
The Solace
The Long Black Land
The Ghost Of Orion
The Old Earth
Your Woven Shore

Artikel, die Dir gefallen könnten:
BORKNAGAR – True North
INSOMNIUM – Heart Like A Grave
DARK FORTRESS – Spectres From The Old World
ZEAL & ARDOR – Live in London
NECRONAUTICAL – Apotheosis
Interview mit Naut von NECRONAUTICAL zu “Apotheosis”
ALCEST – Spiritual Instinct
BATUSHKA – Hospodi
JON FOSSE – Der andere Name: Heptalogie I-II
KVELERTAK – Splid
SLEEP TOKEN – Sundowning
BATUSHKA – Hospodi
NAGLFAR – Cerecloth
Interview mit GRAFI zum Album “Ektoplasma”
PARADISE LOST – Obsidian
TRIPTYKON – Requiem (Live at Roadburn 2019) featuring Metropole Orkest
MY DYING BRIDE – Macabre Cabaret (EP)

MY DYING BRIDE bei Facebook

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert