Nathaniel Ratecliff The Future

Nathaniel Rateliff & The Night Sweats – The Future – Review

Überraschend streamingkompatibel steigen die Amerikaner von NATHANIEL RATELIFF & THE NIGHT SWEATS mit dem Titelsong zu ihrem neuen, dritten Album “The Future” sofort ohne Umschweife ein. Das wäre wahrscheinlich auch das einzige, mikroskopisch kleine Kalkül, dass man dieses Album vorwerfen könnte. Ansonsten gibt es hier handgemachte Musik, erschaffen von Menschen, die Folk, Americana und Vintage genauso atmen, wie Soul und R’n’B.

NATHANIEL RATELIFF & THE NIGHT SWEATS 2021, Credit: Danny Clinch

Wenn die Zukunft so klingt, dann her damit

Wenn NATHANIEL RATELIFF & THE NIGHT SWEATS mit “Survivor”, “I’m On Your Side” oder “Love Don’t” das Tempo etwas anziehen, deutlich mehr Lärm machen und das laut-leise-Spiel stärker zelebrieren, dann erinnert das an einen gelungenen Zusammenstoß von THE HEAVY und EARTH, WIND & FIRE. Die vermeintlich beiläufigen Einsätze des Trompeters sorgen regelmäßig für Gänsehaut und zeigen, wie man dieses gnadenlos verkannte Instrument tatsächlich zu spielen hat.

Doch die lauten und hastigen Momente halten sich auf “The Future” in Grenzen, die Band setzte eher auf vehementes Grundrauschen und ein stetes nach vorne kommen. Entscheidend ist dabei auch die Leistung von Drummer Patrick Meese, der das Spiel einmal durchzockt und mit seinen Percussion für einige prägnante Momente sorgt.

Keine Anwärmzeit, man ist sofort drin

Dementsprechend ist “The Future” ein Album, dass man mit Sicherheit von Sekunde eins gut findet, dessen Höhepunkten einem aber nicht ins Gesicht springen. Doch mit jedem weiteren Durchlauf bemerkt man mehr Details, fast unbemerkt wächst einem das Album stärker ans Herz. Man freut sich auf das Auffächern der Chöre in “Something Ain’t Right”, die Retro-Orgel mit dem vollen Klang und dem ungewöhnlichen Rhythmus in dem zeitlosen Hit “Love Me Till I’m Gone”, das James-Brown-hafte Stampfen in “Love Don’t” oder auf den Bebop-Gesang in “Baby I Got Your Number”.

Gute Songs erkennt man in diesem Genre daran, dass man sich immer unsicher ist, ob es den Song nicht schon vor einigen Jahren gab. Das ist bei NATHANIEL RATELIFF & THE NIGHT SWEATS wirklich oft der Fall (“What If I”). Und das von Reggae angehauchte “Oh I” hätte AMY WINEHOUSE oder PHYLLIS DILLON auch gut gestanden, ein zeitloser Song, der sich sofort ins Ohr schlängelt.

Musik, die alles einnimmt

Das liegt auch an der angenehm unpathetischen Sprache, die einfach, aber vorhersehbar ist. NATHANIEL RATELIFF & THE NIGHT SWEATS äußern sich durchweg motivierend und positiv, aber eben auch nicht unangenehm mit der erhobenen Tschakka-Faust. Dinge einfach mal laufen lassen, Fehler überdenken, Krisen annehmen und auf ihnen gestärkt hervorgehen, das ist eher der Tenor von “The Future”. Und gerade will ich zusammenfassen, dass diese Band eigentlich unverschämt unterschätzt wird.

Wer allerdings bei BOB DYLAN und THE ROLLING STONES Support spielen durfte, ist eigentlich genau das nicht. Macht euch ein Lichtchen an, hört “The Future” von NATHANIEL RATELIFF & THE NIGHT SWEATS und lasst bisschen gut gemachte Musik mit Herz in eure Bude.

Dauer: 41:03
Label: Caroline (Universal Music)
VÖ: 05.11.2021

Tracklist “The Future” von NATHANIEL RATELIFF & THE NIGHT SWEATS
The Future
Survivor
Face Down In The Moment
Something Ain’t Right
Love Me Till I’m Gone
Baby I Got Your Number
What If I
I’m On Your Side
So Put Out
Oh, I
Love Don’t

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