Nowar – Don’t Lie – Review
Erst als das Album “Don’t Lie” der Kieler Hardcoreband NOWAR durch meine Anlage rattert, stellt sich mir plötzlich die Frage: Was hat eigentlich Hardcore im letzten Jahr für mich getan? Irgendwie nicht viel, es war ziemlich still um das sonst so rebellische Genre, über das sich Wut und Frust herrlich eskalieren lässt. NOWAR stellen gleich klar, dass es ihnen aber ausdrücklich darum geht, positiv zu denken, zu bleiben und dann auch zu handeln.
Der erste Aufschlag – mit teils englischen und teils deutschen Texten – macht schon richtig Bock, krankt eigentlich nur an den Details, an denen Hardcore-Debüts immer kranken. Die da wären: Sound wummst nicht genau, weil NOWAR einfach noch nicht im dicken Studio sind und der Sänger weiß manchmal nicht so wirklich, was er außer Bellen noch so machen könnte.
Sick of it all
Aber unterm Strich ist “Don’t Lie” von NOWAR ein wirklich starker, erster Aufschlag. NOWAR können die Stimmung anpeitschen und hochschrauben. Man hört deutlich, dass die Band fleißig Genre unterwegs ist und auch viele Impulse von den großen amerikanischen Urgesteinen und deutschen Post-Hardcore-Bands eingesammelt, um sie in ihrem Sound zu verweben Es gibt nicht nonstop auf die Glocke, stattdessen haben NOWAR einige instrumentale Ruheinseln platziert, die der Dynamik echt guttun und weitaus mehr bieten, als das übliche Stop-and-Go-Gezuckel.
Auch die Saitenfraktion weiß, was zu tun ist und musiziert weit weg von mantrischen Baller-Akkorden, die man schon vorhersehen kann, bevor der Song durchgelaufen ist. So mancher Chor ist zwar gut gemeint, aber zu schief gesungen. Aber alles nichts, an dem man nicht arbeiten und besser werden kann. Die Inhalte sind stark, dem Genre entsprechenden werden Korruption, Ausgrenzung und Missbrauch von Hierarchien thematisiert.
Geballte Power
Gerade an den deutschen Texten scheitern manche Hardcore-Bands, NOWAR haben das gut im Griff und klingen in diesen Momenten sogar bissiger und einfach authentischer. Und selbst wenn ich den Wunsch nach Internationalität verstehen kann, dann ist ein amerikanisches Polizeifunk-Intro für eine Band aus Kiel doch irgendwie unpassend. Außer es geht natürlich eindeutig um das Anprangern der Verhältnisse in USA. Und ja, der norddeutsche Polizeifunk klingt halt wahrscheinlich auch einfach nicht gut. Dann wenn die geballte Sangeskraft zusammenkommt, kann die Band richtig punkten. Dann kommen eben genau das Gemeinschaftsgefühl und die daraus resultierende Kraft zustande, die das Genre irgendwie unterm Strich ausmachen.
Dauer: 37:27
Label: Last Exit Music
VÖ: 29.01.2021
Tracklist “Don’t Lie” von NOWAR
Prana
Don`t Lie
Lights
Liberation
Fallout
Blind
Karoshi
Salem
Rise
Roses
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