Peter Doherty & Frédéric Lo – The Fantasy Life Of Poetry & Crime – Review

Für das Album „The Fantasy Life Of Poetry & Crime“ haben sich PETER DOHERTY – ja, er wird durchweg als PETER und nicht PETE angekündigt- und der französischen Musiker FRÉDÉRIC LO zusammengefunden. Aufgenommen wurde es in Cateuil in Étretat in der Normandie und im Water Music Studio in Paris, gemischt wurde es von François Delabrière im Studio Moderne in Paris. Tatsächlich entsteht durch diese Kombination eine neue und besondere Atmosphäre, man erkennt beide in den Songs und darf das Beste aus vielen Welten erleben.

Zum einen die französische Leichtigkeit, die selbst im tiefsten Drama noch zu spüren ist, in Kombination mit DOHERTY’s philosophischen Texten und seiner ganz besonders intuitiven Art Musik zu machen und zu präsentieren. Die Instrumentierung auf „The Fantasy Life Of Poetry & Crime“ ist großartig, schwenkt mühelos von Chanson-Pop zu geschmackvoller Klassik, wieder zurück zu vermeintlich schweren Balladen, nach denen man sich aber auf ganz seltsame Art und Weise beflügelt und deutlich besser fühlt.

Peter Doherty und Frédéric Lo, 2022 Credit Nicolas Despis

Sneaky Pete in Hochform

„ship that are sunken, still can hold treasure“ oder „yes, I wear a mask my friend… inside…“, das sind Bespiele für die ganz besondere Lyrik, die PETE DOHERTY einfach so beherrscht. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er auf der Bleistiftspitze kauend lange überlegen muss, um solche Weisheiten zu finden. Das macht am Ende den Unterschied zwischen Star und Künstler. Schwer zu sagen, ob LO bewusst etwas in DOHERTY gelöst hat, oder ob sich nach all den Jahrzehnten durch das Leben selbst etwas zum Guten verändert hat.

Aber nach all den Jahren, in denen man wirklich täglich damit rechnete, dass die Medien berichten, dass DOHERTY den Kampf gegen die Drogen leider verloren hat, erscheint dieser beinahe geheilt und musikalisch so klar wie nie. Was das bei einem Genie bedeutet, kann man sich ungefähr vorstellen. In „The Ballad Of…“ strahlt er gleichzeitig Zerbrechlichkeit und unheimliche Stärke aus, lässt sich vollends von der Musik leiten.

Das Album „The Fantasy Life Of Poetry & Crime“ nimmt Bezug auf die großen und kleinen Dinge mit Leben. Was davon was ist , kommt auf den Blickwinkel an. Songs wie „The Monster“ richten sich sowohl nach innen und außen. Vermeintlich leise inszeniert, ist die Komposition eigentlich ganz weit gefächert, schwillt herrlich an und umschlingt die Hörerinnen und Hörer. Selbst „Far From The Madding Crowd“, eine Dystopie für alle Künstlerinnen und Künstler, hat etwas Warmes und Beruhigendes. Was wie ein one-take erscheint, sorgt mit seiner Opulenz dafür, dass man diese paar Sekunden länger vor Anlage sitzt und den Nachhall genießt.

Wiegenlieder für Erwachsene

Auch der Song „The Glassblower“ ist ein wahres Meisterwerk, die Vorgehensweise von Arrangeur FRÉDÉRIC LO ist bemerkenswert. Wie bei einem guten Rezept, gibt es immer wieder eine feine Prise hier und da hinzu, rührt einmal herum, lässt manche Szenen köcheln, stellt das Feuer nach Belieben größer und kleiner. Orgel, Spinett, Metallophon, Mundharmonika, Gitarren, Drums und Klavier, jeder einzelne Ton ist gut abgestimmt und trotzdem wirkt alles herrlich locker und wie eben mal hingetupft. Wiegenlieder für Erwachsene, so beruhigend und märchenhaft anregend wirken Songs wie „Abe Wassenstein“ oder „You Can’t Keep It From Me Forever“.

„The Fantasy Life Of Poetry & Crime“ von PETER DOHERTY und FRÉDÉRIC LO ist ein tröstendes und zeitloses Album, das wirklich etwas bedeutet. Und um jetzt mal richtig altbacken daherzuschwafeln; ich hätte nie zu träumen gewagt, PETER DOHERTY nochmals in dieser Form erleben zu dürfen. Bitte mehr davon!

Dauer: 49:08
Label: Strap Originals
VÖ: 18.03.2022

Tracklist „The Fantasy Life Of Poetry & Crime“ von PETER DOHERTY und FRÉDÉRIC LO
The Fantasy Life Of Poetry & Crime
The Epidemiologist
The Ballad Of
You Can’t Keep It From Me Forever
Yes I Wear A Mask
Rock & Roll Alchemy
The Monster
Invictus
The Glassblower
Keeping Me On File
Abe Wassenstein
Far From The Madding Crowd

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