
Pup – Who Will Look After The Dogs? – Review
Wer die Dogs rauslässt, haben die BAHA MEN schon vor Jahren gefragt – die kanadischen Pop-Punker von PUP wollen nun aber wissen: „Who Will Look After The Dogs?“ Gute Frage, vor allem wenn man die möglichen Interpretationen des Wortes Dogs durchspielt. Wenn eine schon nahe an der Grenze zur erträglich guten Laune eingependelte Band wie PUP mit „No Hope“ einsteigt, ist das eigentlich kein gutes Zeichen. Dabei bleibt sie ihren flohhaften Kompositionen treu, stampft uns immer noch freundlich grinsend in den Boden – wenn überhaupt. Im locker hüpfenden „Olive Garden“ beteuern sie sogar ihre Treue und ewige Loyalität, das nimmt man ihnen schon eher ab.

Die Sehnsucht nach dem echten Leben
Nach zwei etwas knapp gehaltenen Statement-Songs gönnen PUP den Songs, sich und uns mehr Zeit. Gut so – denn erst dann entfaltet „Who Will Look After The Dogs?“ seine typische Wirkung. Fernab von allem anderen versprüht die Band ansteckende Sehnsucht nach dem Leben und stellt die Möglichkeit, es tatsächlich in die Hand zu nehmen, in greifbare Aussicht. „Who Will Look After The Dogs?“ von PUP wirkt beinahe wie aus einem anderen Leben.
Stefan Babcock und seine Bandkollegen waren schon immer Meister darin, uns die schlimmsten inneren Kämpfe mit einem Augenzwinkern zu verkaufen. Jetzt brauchen wir sie mehr denn je. Die Songs auf der Platte pflastern Babcocks persönliche Entwicklung – startend in reiner Naivität über Zweifel, Betrug, Selbsthass bis hin zur Akzeptanz, einem gewissen Stolz und der Erkenntnis, dass die meisten Menschen, inklusive man selbst, am besten einfach still sein sollten („Shut Up“).
Eine Handvoll Töne, die die Welt bedeuten
Dass PUP schon immer heftig mit Jeff Rosenstock geflirtet haben, ist bekannt. Mit „Get Dumber feat. Jeff Rosenstock“ wirbeln sie nun gemeinsam durch die Gegend. Dabei schießen sie diese ganz besonders magischen Zaubermelodien zwischen den Takt – ähnlich wie bei BOB MOULD kann eine Handvoll Töne hier plötzlich die Welt bedeuten. PUP sprechen mit ihrer Musik kindliche Instinkte an. Harmlos wie Grundschüler und eingängig wie die Quietschbeus, täuschen sie Harmonien an, nur um dann herzallerliebst „fuck everyone on this planet“ zu trällern – außer dich natürlich („Hunger For Death“). Wahlweise explodieren die Kompositionen auch ungebremst vor unseren Nasen – der Kuschelkurs hält, musikalisch oder inhaltlich, niemals lange. Ganz egal, welchen Pfad PUP einschlagen: Dieses Mal hat man tatsächlich den Eindruck, dass sie jede Facette genießen und sie tragen ihre liebevollen Stories über das Scheitern mit erhobenem Kopf und ohne jegliche Bitterkeit vor.
PUP klangen noch nie so fokussiert
Dank der Tatsache, dass sich die Bandmitglieder kurzzeitig in unterschiedliche Richtungen verstreuten, fand Babcock die Zeit, Dinge mit sich selbst auszumachen. Der Weg vom Alleinsein zurück zur Band scheint wichtig gewesen zu sein – und bereichert „Who Will Look After The Dogs?“ spürbar. Statt der üblichen zwölf Songs über mehrere Jahre schrieb er diesmal 30 Songs in nur einem Jahr. Die besten haben wohl den Weg auf die Platte gefunden – denn PUP klangen lange nicht mehr so fokussiert.
Platte mit Geheimzutat
Was angesichts der Entstehung fast absurd klingt. Maßgeblich daran beteiligt war wohl Produzent John Congleton (u. a. ST. VINCENT, DEATH CAB FOR CUTIE, MANNEQUIN PUSSY ), der PUP dahingehend beeinflusste, dass gerade bei den Songs ein ständiges Überdenken nicht hilfreich ist. Dementsprechend zackt „Paranoid“, scheinbar planlos, einmal quer durch den kompletten PUP-Kosmos, ist in seiner Unberechenbarkeit aber charmant und herausstechend. Auch „Cruel“ lässt sich nicht festnageln, scherbelt ordentlich und konzentriert sich ausschließlich auf den emotionalen Kern. „Who Will Look After The Dogs?“ von PUP ist kein Schnellschuss, aber man spürt deutlich, dass diese Platte eine besondere Geheimzutat hat.
Dauer: 42:03
Label: Rise Records / BMG / Universal
VÖ: 02.05.2025
Tracklist zu „Who Will Look After The Dogs?“ von PUP
Olive Garden
Concrete
Get Dumber (feat. Jeff Rosenstock)
Hunger For Death
Needed To Hear It
Paranoid
Falling Outta Love
Hallways
Cruel
Best Revenge
Shut Up
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