
Raging Speedhorn – Night Wolf – Review
Kann sein, dass es an der durchdrehenden Zeit liegt, aber so extrem kommt einem die einstige Extreme-Metalband RAGING SPEEDHORN auf ihrem neuen Album „Night Wolf“ gar nicht vor. Der prügelnde Bastard setzt sich aus groovendem Sludge, kräftigem Hard Rock, stampfenden Hardcore-Spuren, flinkem Thrash Metal und einer derben Punk-Kante zusammen. Über allem steht aber, wie schon das auf den Kultfilm „Teen Wolf“ mit Michael J. Fox aus den Achtzigern anspielende Artwork, der Spaß! Das Album sprengt sofort jede Tristesse, sorgt für innere Standfestigkeit und gute Laune. Die Magie der Gitarren speist sich aus deren schnittigem Groove und der überbordenden Heavyness, die RAGING SPEEDHORN in unterschiedliche Genres transferieren können.

Du bist das Tier!
Schon der Opener „Blood Red Sky“ wehrt sich wütend, möchte und kann nicht eingeordnet werden. „Night Wolf“ von RAGING SPEEDHORN eröffnet mit einem Schlagabtausch von gutturalem und pigsquealenden Gekeife, umschlungen von schon orientalisch anmutenden Gitarren, eingezäunt von einer betonharten Drum-Bass-Wand. Der Bass hat generell viel zu sagen auf „Night Wolf“, da sollten sich gerne einige Bands ein Beispiel nehmen und dem Dicksaiter mehr Raum geben. RAGING SPEEDHORN bauen immer wieder Szenen, in denen Gangshouts oder unterschiedliche gepaarte Instrumente kurz wirken und für Spitzen sorgen können. Wenn dann im Anschluss die Gitarren lärmen und die Spannung auflösen, wirkt das bemerkenswert dynamisch.
It’s a party, man, a party!
RAGING SPEEDHORN geizen auf „Night Wolf“ nicht mit Zitaten, das geht über das Optische hinaus und greift ins Songwriting ein. „Buzz Killa“ schnappt sich eine Variante von RAGE AGAINST THE MACHINEs „Bulls On Parade“, vermengt diese mit heavy Groove und brüllt uns kollektiv und breitflächig dazu an. Kennt man irgendwie und trotzdem ist die gepatchworkte Variante eigenständig und neu. Auch in Sachen Doomcore macht den Briten niemand etwas vor. „Can’t Stop“ präsentiert sich als angeriffelter Doom-Song mit mehr Schmackes und leicht erhöhtem Tempo.
Wer hier nicht mitwippt, ist unrockbar
Wer hier nicht wenigstens mit dem Fuß wippt, ist schlicht unrockbar. Im nächsten Moment leiten RAGING SPEEDHORN dann aus dem Stand eine wilde Abfahrt ein und platzen uns ohne Vorwarnung mitten ins Gesicht. Auch hier darf der Bass sich in guter alter SUICIDAL TENDENCIES-Manier durch das Lied bollern, ohne eingedämmt zu werden. Kein Problem für die angespitzten Gitarren und das unerbittlich nach vorne weisende Schlagzeug.
RAGING SPEEDHORN agieren (noch) am Zeitgeist vorbei
Mag sein, dass selbst KVELERTAK, die mit einem ähnlichen Konzept Erfolge gefeiert haben, inzwischen davon abgerückt sind. Heute steht der Szene aber wieder der Sinn nach groben Schreien in Kombination mit wild gedongeltem Genremix – hauptsache irgendwas mit Rock, laut und es knallt. Müssten RAGING SPEEDHORN sich auf eine Marschrichtung beschränken, wäre ihre Geschichte auch schnell auserzählt. Es geht um die Macht des Metals und allem, was daraus entsprungen ist und daran angrenzt. „Night Wolf“ macht mordsmäßig Spaß, ohne die Welt zu erklären oder wahnsinnig verschnörkelt zu sein. Damit agieren RAGING SPEEDHORN (noch) am Zeitgeist vorbei – gut so.
Dauer: 31:12
Label: Spinefarm Records
VÖ: 07.03.2024
Tracklist „Night Wolf“ von RAGING SPEEDHORN
Blood Red Sky
Buzz Killa
The Blood Code
Can’t Stop Every Night’s Alright for Fighting
Night Wolf
DOA
Comin‘ In Hard
Dead Men Can’t Dance
Dead Reckoning
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