Refused – War Music – Review
Schon mit dem Opener zu ihrem neuen, fünften Album „War Music“ krachen REFUSED sofort ins Schwarze. Eine einzige Revolution könnte ausreichen, um einige Schieflagen weltweit zu begradigen. Irgendwie erwartet man genau das von den Schweden, den großen Knall. Generelles Anspruchsdenken macht natürlich auch vor Musik nicht Halt. Kriegt man sich davon frei, darf man sich über eine druckvolle, angespitzte Platte freuen, die wie selbstverständlich mit guten, unmissverständlichen Texten glänzt und auch musikalisch nachhallt.
Was blieb übrig vom Versprechen?
Besonders gut gefällt mir „War Music“ immer dann, wenn Dennis Lyxzén ganz dreist die Strukturen seiner anderen Band INVSN auf REFUSED überträgt. Den schönsten Refrain hat ganz sicher das davon betroffene „I Wanna Watch The World Burn” . Ein Song wie ein einziger stampfender Tanz, sozusagen der letzte Versuch vor dem Untergang wenigstens noch einmal Spaß zu haben. Songs wie „Blood Red“ und „Malfire“ sind nichts anderes als frisch polierte Weiterführungen von REFUSEDs eigenem Song „New Noise“. Mein Gott, es gibt wahrlich Schlimmeres, zumal REFUSED nichts von ihrem Elan eingebüßt haben. Die Konsequenz, mit der die Band vehement über Jahrzehnte zu ihren politischen Überzeugungen steht, ist und bleibt beeindruckend.
Die Kapitalismuskritik, die den alten, weißen Männern an den Kragen will, ist keine reine Kampfansage mehr. Sie beinhaltet schon die Hoffnung mit Lyrics wie „Tears of wrath water the beer, Lost boys choose their politics according to their fear.” Immer mehr Menschen stehen auf und ein für Toleranz, Gleichberechtigung und Weitblick, warum also nicht hoffen? „The Infamous Left” basiert auf einem so bockstarken metallischen Fundament, dass man hier auch quasi nichts Falsches aufsetzen konnte und das Instrumental auch alleine genug Aussagekraft gehabt hätte. Mal abgesehen von aller inhaltlichen Relevanz, ist „War Music“ auch musikalisch auffällig stark und sehr mitreißend.
Wenn Du das hörst, bist Du eine Waffe
Oft klingen REFUSED auch einfach schlicht wie RAGE AGAINST THE MACHINE („Damaged III“) zu ihren besten Zeiten. Schön mit der Zeitmaschine eingeflogen, die gleichen Probleme und Ideen im Gepäck. Und wenn in „Violent Reaction” die Riff rausgeschleudert werden, weiß jeder, der eine grobe Vorstellung von einem REFUSED-Konzert hat, dass Dennis Lyxzén dem Publikum live dazu mit dem nackten Arsch ins Gesicht springen wird. Natürlich nicht wirklich, aber im übertragenen Sinne. Dieser Song läuft auffallend metallisch aus, in vielen Momenten ist „War Music“ mehr Thrash als Punk (u.a.“Economy Of Death“), was die Zündschnur noch verkürzt.
„War Music“ von REFUSED klingt konkreter und knackiger als der Vorgänger „Freedom“, der leider etwas an seinem eigenen künstlerischen Anspruch gescheitert ist. Den Vergleich mit ihrem Meisterwerk „The Shape Of Punk To Come“ hält das neue Album dann natürlich nicht stand, von dem absurden Anspruch sollte man sich aber auch mal langsam verabschieden. Solange REFUSED noch mit einem garstig gebrüllten „you’re so fucked“ schließen, darf man sich wohl nicht beschweren.
Dauer: 34:32
Label: Spinefarm Records/Universal Music
VÖ: 18.10.2019
Tracklist “War Music” von REFUSED
Rev 001
Violent Reaction
I Wanna Watch The World Burn
Blood Red
Malfire
Turn The Cross
Damaged III
Death In Vännäs
The Infamous Left
Economy Of Death
Alben, die Dir gefallen könnten:
THE CASTING OUT – !!! (The Lost Album)
FAKE NAMES – Expendables
FIDDLEHEAD veröffentlichen Video zum Song “Down University”
BAD RELIGION – Age Of Unreason
HAL JOHNSON – Seasons
13 CROWES – Solway Star
FOUR YEAR STRONG – Brain Pain
KVELERTAK – Splid
DEADYARD – Armageddon It!
THE HOMELESS GOSPEL CHOIR – This Land Is Your Landfill
BLACKUP – Club Dorothee
WESTERN ADDICTION – Frail Bray
ROLLING BLACKOUTS COASTAL FEVER – Sideways To New Italy
RAISED FIST – Anthems
Interview mit Magnus und Johan von STATUES zum Album „Holocene“
REFUSED – The Malignant Fire (EP)
Interview mit Tor Sjördén von VIAGRA BOYS zu „Welfare Jazz“