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Mourn – Sorpresa Familia – Review

„Sorpresa Familia“, das dritte Album von MOURN, muss man schon wegen dem Cover lieben. Man sieht dem Quartett sofort an, dass sie den Schalk im Nacken haben und die biedere Erscheinung in diesem Fall eine Art Verkleidung ist. Und insgesamt wirken MOURN auch wie Kinder mit hohem IQ, die gleichermaßen mit ihrer Beweglichkeit nerven und ihrem Intellekt beeindrucken. Das Album „Sorpresa Familia“, übersetzt bedeutet das Familienüberraschung, klingt liebevoll kleinteilig und ungewöhnlich. Es gab Probleme bei der Veröffentlichung dieses Albums und es wäre jammerschade gewesen, wenn uns dieses Werk entgangen wäre. Schon im Opener „Barcelona City Tour“ geben sich MOURN entsprechend trotzig, klatschen und schreien sich im Chor den Frust von der Seele.

„They can let you in, They can’t kick you out”

Kennt man MOURN noch nicht, muss man sich sicher erst an deren Sperrigkeit gewöhnen, wird von deren teilweise schrägen Kompositionen irritiert sein. Die Band spielt durchweg auf einer rockigen Basis, zaubert ruhige-süße Momente genauso gut wie aufmüpfig-laute. Die größte Stärke von MOURN ist sicherlich deren unverkennbare Art bildlich zu komponieren. Im Song „Candle Man“ tanzt die Gitarre wie die einzelne Flamme einer Kerze, der mehrstimmige, weibliche Gesang symbolisiert die behagliche Wärme. Gleiches gilt für „Sun“, nach einem getragenen Einstieg, gesellen sich alle Instrumente dazu und man hat tatsächlich das Gefühl, jetzt ginge ebendiese auf.

MOURN ist die Überraschung gelungen

„Orange“ ist ein düsterer Song, einer zu dem man herrlich alleine im Dunkeln tanzen kann. Wie aus dem Off gesellt sich ein ungewöhnlich phrasierter Gesang zu dem pumpenden Takt und deiner melancholischen Bassline. MOURN lassen die meisten Songs offen, verarbeiten auch Skizzen zu Songs und geben nichts auf Songlängen und schon dreimal nichts auf übliche Songstrukturen. Manche Instrumente scheinen sich urplötzlich aus dem Songkonstrukt zu lösen und frei im Raum zu schweben. MOURN lieben die Gegensätze und lassen diese gerne in einem Song aufeinanderprallen. „Thank You For Coming Over“ vermittelt textlich eigentlich positive Emotionen, die piksende Instrumentierung und der vor Ironie und Sarkasmus triefende Gesang erzählen genau das Gegenteil. Und dann gibt es noch Songs wie „Bye, Imbecile!“, die schon fast normal wirken und trotzdem im Kontext von „Sorpresa Familia“ eine skurrile Note haben. Ganz selbstverständlich grätschen Gitarre und Bass hier immer wieder in den Gesang rein.

MOURN sind irre intensiv

Der Lo-Fi-Punk ordnet sich irgendwo zwischen AT THE DRIVE-IN und BOSNIAN RAINBOWS ein, wobei mir ein Wort wie „einordnen“ in diesem Zusammenhang eigentlich widerstrebt. Es macht verdammt Spaß, die Band dabei zu beobachten, wie sie in alle Richtungen ihre Fühler ausstreckt. Oder wie sie aus allen Richtungen unverkrampft in die Mitte strömen und sich zu etwas Bezauberndem zusammenfinden. Songs wie „Epilogue“ oder „Sun“ haben eine so starke, überwältigende Seele, das bekommen manche Bands in ihrer gesamten Karriere nicht hin. „Sorpresa Familia“ ist ein warmes, ehrliches Album, eines das starken Eindruck hinterlässt und ganz eigene Standards setzt. Wenn man irgendwie an die Art von MOURN anknüpfen kann, hat man ein Album voll konservierter Emotionen für die Ewigkeit gefunden. Wo bleibt nur der wirkliche Hype für diese Band?

Passt bestens zu …
Leuten, die auf der Suche nach Emotionen sind.

Tracklist “Sorpresa Familia” von MOURN
Barcelona City Tour
Skeleton
Strange Ones
Fun At The Geysers
Candle Man
Orange
Doing It Right
Thank You For Coming Over
Bye, Imbecile!
Divorce
Epilogue
Sun

Dauer: 29:18
Label: Captured Tracks
VÖ: 15.08.2018

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