Raketkanon – #rktkn3 – Review

Die Belgier von RAKETKANON steigen in ihr Album “#rktkn3” ziemlich unmissverständlich ein. Auf Ambient ausgelegte, breite Synthieflächen ebenen mit dem ersten Song „Ricky“ den Weg für die folgende, kreative Werkschau von Jef, Pieter, Lode und Pieter-Paul. Kunst schwebt wie immer über allem, Aufnahmefähigkeit ist Bedingung. Progressive Vorlieben und die Bereitschaft zur musikalischen Katharsis sind ebenfalls hilfreich. “#rktkn3” findet fernab jeglicher Strukturen statt, wütet in allen verschiedenen Beeten und klingt trotzdem jederzeit unverkennbar nach RAKETKANON. Die künstlerische Herangehensweise stößt den Hörer ab und gibt ihm gleichzeitig die Möglichkeit, neue Sichtweisen und neue Wege zu erkunden.

RAKETKANON reizen Grenzen aus

“Harry” hat einen ähnlichen Zug wie der Opener, legt Flächen aus, setzt auf Rhythmen und das bekannte Spiel namens “erst aufbauen, dann alles wieder zerlegen”. Damit ist auch schon klargestellt, dass RAKETKANON nicht für Jedermann und schon gar nicht für mit Zucker verwöhnte Publikumsaffen geeignet sind. Die Beziehung, die RAKETKANON zum Hörer aufbauen, ist äußerst ambivalent. Häufig komplett entrückt und abgekoppelt und in anderen Momenten krabbeln sie dem Hörer beinahe ins Ohr, fordern Nähe. “Mélody” lässt in knappen vier Minuten alle Gegensätze mit voller Wucht aufeinanderprallen und erschafft damit eine abstrakte Tristesse. Gleich darauf verfrachten uns RAKETKANON in eine Art Werkshalle, überfallen uns mit gefühlten 180 bpm und animalischen Schreien. Der Titel “Hannibal” könnte nicht besser sein und die Sirenen sind absolut angebracht. Mir ist nicht immer klar, was RAKETKANON von mir wollen, aber ich mag das.

Wachsen tut weh

Manchmal gehen RAKETKANON aber, selbst für mein Empfinden, zu weit, reizen einige Strecken zu lange aus und kommen einfach zu keinem (Höhe)Punkt. Während “Robin” und “Mido” eine gewisse Sogkraft entwickeln, mit Repetition überzeugen und langsam Spitzen aufbauen, plätschert “Lou” ereignislos vor sich hin. Der Song “Ernest” erübrigt sich selbst, wirkt unfertig und eigentlich nicht originär genug, um zwischen den anderen Songs zu bestehen. Aber RAKETKANON haben mal wieder die Sinne angeregt, neue Impulse gesetzt und mit “#rktkn3” ein spannendes Album veröffentlicht. Dass man bei der Kunst nicht alles versteht und Provokation auch manchmal aushalten muss, sollte normal sein. Die schönste Aussicht gibt es immer erst auf dem Berg und mit dem Lift hochfahren ist scheiße.

Passt gut zu, …
Aufnahmefähigkeit und Lust am Entdecken.

Tracklist “#rktkn3” von RAKETKANON
Ricky
Fons
Melody
Hannibal
Robin
Lou
Harry
Ernest
Mido

Dauer: 32:45
Label: Alcopop!
VÖ: 05.04.2019

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