07 schubsen_stuehle ruecken in formationen

Schubsen – Stühle rücken in Formationen – Review

SCHUBSEN aus Nürnberg beginnen ihr zweites Album „Stühle rücken in Formationen“ mit einer intensiven Stimmung, mit der andere Bands ihre Finale einleiten. Hitziges Getrommel von Drummer Tornado baut augenblicklich eine elektrisch aufgeladene Stimmung auf, die unmissverständlich klar macht, dass hier nun etwas Bedeutungsvolles passiert. „Im Netz“ explodiert unerwartet mit einem alarmierenden Riff von Gitarrist Friedo, Sänger Krupat sammelt schnell die Teile auf und gibt der bösen Vorahnung Halt durch eine Art Refrain.

Diese Vehemenz bewahren sich SCHUBSEN im weiteren Verlauf von „Stühle rücken in Formation“, in den ruhigen Momenten ebenso wie in den lauteren. Die Zeit ist reif für SCHUBSEN und ihre Zweifel, ihre schonungslosen Beobachtungen und ihre Bestandsaufnahme, die keinen Anfang, kein Ende und keine Lösung zu haben scheint.

„Der Augenblick weint um die Zukunft, die wir niemals hatten“

SCHUBSEN bringen ganz viel liebenswerte Eigenheiten mit. Wer aber unbedingt einen Anhaltspunkt braucht, darf sich eine Mischung aus DIE NERVEN, LAFOTE, KALA BRISELLA und TUROBSTAAT vorstellen. Abgrenzend zu den Referenzbands, bauen SCHUBSEN ihre Songs noch deutlich sperriger auf. Sänger Robert Krupar trägt seine Inhalte glasklar, unmissverständlich dringlich, ja schon fast theatralisch vor („P.S.“). Das Leben ist ein einziges Schauspiel, da sind wir uns schon mal einig. Als Hörer fühlt man sich angenehm unangenehm von ihm direkt angesprochen und in die Pflicht genommen, sich mit SCHUBSEN auseinanderzusetzen.

Jeder Ton scheint entscheidend – SCHUBSEN bauen klaustrophobische Passagen genauso gut, wie argwöhnisch flirrende und im Raum schwebende. Es liegt an der musikalischen Erfahrung der einzelnen Bandmitglieder, dass SCHUBSEN in der Lage sind, Melodien zu schreiben, die klagen, singen, zetern und heilen.

SCHUBSEN haben etwas zu sagen

Es gibt auf „Stühle rücken in Formationen“ viele Feinheiten zu entdecken. „Abendrot und Morgengrauen“ leitet mit hypnotischem Trommeln, provokantem Gitarrenfeedback und einer Phantom-der-Oper-Bassline von Bassist Habery ein. „Mosaike“ besticht durch dramatische Gesang, der sich mit dringlichem, gehetztem Flüstern duelliert und einer prononcierten Performance, die an GOETHES ERBEN erinnert. Nicht nur die Texte treffen also ins Schwarze bei SCHUBSEN, auch die musikalischen Arrangements sind detailliert durchdacht und werden zur Intensivierung der Inhalte optimiert.

Produziert wurde von Hannes Plattmeier, der unter anderem bereits gute Arbeit für Bands wie MESSER geleistet hat. Jedes einzelne Steinchen im musikalischen Klangkaleidoskop wurde perfekt in Szene gesetzt. „Stühle rücken in Formationen“ ist kein leichtes Album für nebenbei. SCHUBSEN fordern vom Hörer die Aufmerksamkeit und Kraft zurück, die sie selbst in das Album gesteckt haben. Und wenn man das Gefühl hat, dass das Album einen direkt anspricht, wenn eine Art Verbindung entsteht, dann ist das ein untrüglicher Beweis für ein besonderes Album.

Für Leute, die …
gerne etwas fühlen.

Tracklist “Stühle rücken in Formationen“ von SCHUBSEN
Im Netz
Vorzeichen
Ein Versprechen, kein Versprechen
P.S.
Abendrot und Morgengrauen
Cocktails
Mosaike
Nebelspuren

Dauer: 30:02
Label: Mono-Ton Records
VÖ: 01.03.2019

Alben, die Dir auch gefallen könnten:
Interview mit SCHUBSEN zum Album “Das Öffnen der Visiere”
SCHUBSEN – Das Öffnen der Visiere
PHILEAS FOGG – Kopf, unten
BRAUSEPÖTER – Tourist (EP)
KEELE – Kalte Wände
ALARMSTUFE GERD – s/t
ULF – Es ist gut
POGENDROBLEM lassen das „Shirt an“
JOSEPH BOYS – Rochus
KONTROLLE – Demo (Re-Release)
MESSER – No Future Days
KRAMSKY – Metaego
LETO – Wider
KALA BRISELLA – Lost In Labour
SENOR KAROSHI – Krise (EP)
SCHUBSEN – Sprachfetzen (EP)
ILLEGALE FARBEN – unbedeutend ungenau>
Podcast Folge 15 mit Jo von SCHUBSEN und Lisa Closer über die „Sprachfetzen“ EP

SCHUBSEN bei Facebook

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert