Rolling Blackouts Coastal Fever – Sideways to New Italy – Review
Die australischen Indierocker von ROLLING BLACKOUTS COASTAL FEVER grätschen schnörkellos in ihr zweites Album “Sideways To New Italy”. Das Quartett bezieht sich damit inhaltlich auf ihre Wurzeln , genaugenommen sogar auf das Dorf New Italy in der Nähe der Northern Rivers, in dem der Schlagzeuger Marcel Tussie aufgewachsen ist. Italienische Einwanderer bauten sich dort Statuen, die sie an ihre Heimat erinnern sollten. Der Band ging es ähnlich. Auf ihrem letzten Tourzyklus wollten sie sich auch irgendwie ein Stück Heimat mit an Bord nehmen und auch auf Distanz verbunden bleiben.
Mögen die Gitarren mit euch sein
Es fällt also überhaupt sich schwer, sich als HörerIn umgehend in das schützende Netz, gewebt aus drei dreifaltigen Gitarrenmacht, fallen zu lassen. Dabei ist es vollkommen gleichgültig, ob ROLLING BLACKOUT COASTAL FEVER gemäßigt, treibend oder schneller unterwegs sind. Und genau wie beim erste Album “Hope Downs”, kann man zwar bemerkenswerte Melodien ausmachen und die Songs wunderbar auseinanderhalten, aber keine Spitze krönen. Der beruhigende Sog erzeugt sich auch auf “Sideways To New Italy” aus der gesamten Atmosphäre. Und auch wenn alle Songs einem schlüssigen Verlauf folgen, scheren ROLLING BLACKOUT COASTAL FEVER immer wieder unvermittelt aus und lassen den Songs seitwärts ausschlagen, ohne sie zwingend zu beschneiden und in das typische Song-Korsett zwängen zu wollen. Sanfte Toneskapaden wirken nicht halb so hart und musikalisch anspruchsvoll, wie sie tatsächlich sind. Wer daran Spaß hat, sollte einfach mal “Cameo” im Hinblick auf Timing, Hall und Zusammenspiel analysieren.
Pedantisches Kunstwerk aus Tönen
Die prägnanten Gitarrenmelodien in “She’s There”, “Cars In Space” oder “Sunglasses At The Wedding” wandeln sich innerhalb der Songs von Irrlichtern zu den Rahmen markierenden, bunten Leuchtfeuern. Wobei man die Lorbeeren nicht einzig und allein der Saitenfraktion überlassen sollte. Der neckische Bass(-einstieg) in “The Only One” oder die dezente, aber kreative Schlagzeugarbeit, tragen keinen unwesentlichen Teil dazu bei. Alles Fragmente, die das Album eben über den Standard hieven. Ganz zu schweigen von den unzähligen Details, wie Mundharmonika und Bläsereinsatz. Deutliche Verbesserung ist beim Klang zu verzeichnen, was dem Sound natürlich stark zugutekommt. Joker, die die gewisse Ähnlichkeit zu THE SMITHS, CLOUDS NOTHING oder THE WAR ON DRUGS bestätigen, muss man nicht ziehen und kann sie getrost in der Tasche stecken lassen. ROLLING BLACKOUT COASTAL FEVER schaffen das auch alleine.
Next step, please
Was am Anfang “nur” wie angenehm einlullender Indierock klingt, ist bei genauem Hinhören ein fast schon pedantische Kunstwerk aus Tönen. Jede Millisekunde wurde auf ihre Wertigkeit geprüft und jede noch so mikroskopisch kleine Nuance hat ihre Berechtigung. Selbst wenn man es mal nicht wirklich benennen kann, – weil ROLLING BLACKOUTS COASTAL FEVER auf “Sideways To New Italy” wieder gelungen ist, etwas Ungreifbares zwischen den Noten und Texten zu verstecken – ist das zweite Album noch intensiver als das erste.
Dauer: 39:44
Label: Sub Pop / Cargo
VÖ: 05.06.2020
Tracklist “Sideways To New Italy” von ROLLING BLACKOUTS COASTAL FEVER
The Second Of The First
Falling Thunder
She’s There
Beautiful Steven
The Only One
Cars In Space
Cameo
Not Tonight
Sunglasses At The Wedding
The Cool Change
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