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Rutger Bregman – Moralische Ambition – Review

Mit seinem neuen Buch „Moralische Ambition“ bringt der niederländische Historiker, Aktivist und Autor Rutger Bregman wieder massenhaft Steine ins Rollen. Während er in seinen bisherigen Büchern Beweise für die grundsätzlich gut angelegte Natur der Menschheit oder die Folgen des Klimawandels liefert, befasst sich das neue Buch mit Potenzialen. Sein Ansatz ist durchweg positiv; untermauert mit ermutigenden Praxisbeispielen aus der weltweiten Geschichte macht er deutlich, dass Veränderungen und Revolutionen immer klein starten – vielleicht zettelst du sogar die nächste an!

Was kann eine einzelne Person bewegen? Viele andere!

Rutger Bregman gibt uns in „Moralische Ambition“ zunächst die gültige Definition vor. Was sind überhaupt Ambitionen und was bedeutet Moral? Wenn es so einfach wäre, dass die besten Argumente überzeugen und alle sich sofort für das Gute überzeugen lassen, dann hätten wir heute weniger Probleme. Bregman steigt auch sehr interessant in die Realität des vollkommen nutzlosen Online-Aktivismus ein, der unter Umständen Massen aktivieren kann, aber in der Regel kaum zu tatsächlichen Erfolgen wie der Anpassung von Gesetzen oder dem tatsächlichen Aufhalten von Krankheiten führt. Das Buch enthält wieder einige sehr simple Grafiken und auch Fotografien, mit denen uns der Autor anfänglich auf den falschen Weg führt. Das eigene Ertappen hat einen enormen Lerneffekt, und schnell begreift man, welchen Mechanismen das Gehirn folgt und wie wichtig es ist, die eigentliche Ambition auf tatsächliche Umsetzbarkeit und Effektivität zu überprüfen.

Lieber realistisch bleiben, statt zu hoch anzusetzen

In „Moralische Ambition“ von Rutger Bregman spielt auch Intersektionalität eine große Rolle – heutzutage ein häufiger Grund für das gegenseitige Zerfleischen von Gruppen, die eigentlich in die gleiche Richtung wollen. Aber wenn der Feminismus nicht anti-rassistisch und anti-ableistisch ist, dann ist er für manche gleich gar nichts wert. Die Ambitionen so unrealistisch hoch zu stecken, dass sich das Ziel überhaupt nicht mehr erreichen lässt, ist nicht nur kontraproduktiv, sondern noch dazu extrem frustrierend für alle Beteiligten. Wie man Stillstand beenden und in die Aktion kommen kann, wird nach „Moralische Ambition“ von Rutger Bregman schnell klar. Ebenso wie die Kriterien, an denen man ein echtes Problem erkennen kann. Ein Buch, das nicht die Welt verändern wird, aber eines, das Individuen zum Handeln bringen kann.

„There’s no glory in prevention.“ – und somit weiß man auch nicht, welche Person die Welt nur aufgrund dieses Buches irgendwann ein kleines Stückchen besser machen wird.

Seiten: 336
Verlag: Rowohlt Verlag
ISBN-10: 3498007181
ISBN-13: 978-3498007188
VÖ: 12.11.2024

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