Lest die Review zu "Tod dem Diktator" von SCHWINDEL bei krachfink.de

Schwindel – Tod dem Diktator – Review

Man muss sich nicht lange mit „Tod des Diktators“ von SCHWINDEL auseinandersetzen, um zu wissen, dass die Stimmung bei der deutschen Punkband alles andere als rosig ist. Der Bandname ist keine spaßige Abwandlung von Taumel oder sonstiger positiver Benommenheit. Er ist ein Magnet für das Gefühl, rückwärts im Dunkeln im Looping zu sitzen, wenn man sich die aktuellen Entwicklungen weltweit anschaut.

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SCHWINDEL, Foto von Adrien Bossa

Zynismus, Zähneknirschen und rohe Emotion

Vertraute Floskeln wie „gern geschehen“ und „nichts zu danken“ werden von SCHWINDEL auf „Tod des Diktators“ ganz tief in Zynismus getaucht. Wer will es ihnen verübeln – instrumentelle Kommunikation hat mittlerweile Einzug in nahezu jeden Lebensbereich gefunden. SCHWINDEL wecken häufig Assoziationen zu Alex PASCOWs einst übersteuertem Gesang – man nimmt ihnen die geifernde Wut zwischen den gefletschten Zähnen ab. Trotz oder gerade wegen einiger schiefer Töne sind SCHWINDEL glaubwürdig. Für eine Band aus Berlin wirkt das Trio angenehm angespitzt, herrlich melancholisch-dissonant – und dabei völlig ungekünstelt. Vieles scheint roh arrangiert, manches stolpert charmant, doch genau das verleiht ihrer Musik Charakter. Man nimmt ihnen jedes Wort, jeden Akkord ab. Nicht Perfektion, sondern gelebte Emotion zählt hier.

Treffsicher, wenn es nötig ist

Selbst „Felsen“, das zunächst wie eine mediokre TURBOSTAAT-Demo wirkt, überzeugt letztlich mit einem poetischen Interlude und einem Extra an Schmackes. Ehrlich, nahbar, eigen. Die ersten Querverweise zerschlagen SCHWINDEL schon beim ersten Durchlauf – mit Tendenzen von RAZZIA startend, eskalieren sie dann in „Gnadenhof“ und im Titelsong mit Hardcore-Kante. Das hält „Tod des Diktators“ angenehm spannend und macht Lust auf echte Konzerte mit der Band.

Substanz, Haltung, Überraschungen

In Songs wie „Foto von Brad Pitt“ tun SCHWINDEL mittlerweile gleich mehrere doppelte Böden auf. Das einstige Sexsymbol hat einen ordentlichen Abstieg hingelegt, steht als Synonym für die vermeintlich gute, alte Zeit und eine gewisse Rückständigkeit. „Kaputt“ legt keinen Wert auf Hittauglichkeit, zerrt und rüttelt am Tempo und fordert pogende Meute. „Reclaim Spazierengehen“ schließt direkt an, nimmt – wie einst ANTITAINMENT – die pseudoemotionalen Texte ins Visier und stellt den Lauf der Zeit als Problemlöser in Frage.

Düsterer Soundtrack für düstere Zeiten

Das stellt eine Seite von SCHWINDEL aus: Mit ausgestreckter Faust nach vorne boxen, das können sie. Aber eben auch substanzielle Meinungen äußern, die nicht das Fähnchen des Punk-Mainstreams schwenken. In „Sollbruchstelle“ zaubern sie aus dem Nichts einen sich nach Western streckenden Höhepunkt, der unerwartet die Bandbreite von SCHWINDEL in eine unvorhersehbare Richtung erweitert. SCHWINDEL liefern mit „Tod des Diktators“ ein ehrliches, wütendes und vielschichtiges Punk-Album, das nicht gefallen will, sondern trifft.

Dauer: 36:58
Label: Flight13 Records
VÖ: 06.06.2025

Tracklist „Tod dem Diktator“ von SCHWINDEL
Schwindel muss vernichtet werden
Nix zu danken
Zufallsprinzip
Foto von Brad Pitt
Kaputt
Reclaim Spazierengehen
Felsen
Sollbruch
Gnadenhof
Tod dem Diktator

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