Lest die Review zu "Ein bisschen Seele" von SEBASTIAN MADSEN bei krachfink.de

Sebastian Madsen – Ein bisschen Seele – Review

Hat es tatsächlich jemanden gewundert, dass SEBASTIAN MADSEN mit „Ein bisschen Seele“ nun ein Soul-Album veröffentlicht? Also mich nicht, denn von jeher ist doch genau sein emotionsgeladener Gesang das Zünglein an der Waage, das seine Indie-Rockband MADSEN von anderen Rockbands abgehoben hat. Natürlich ohne die Leistung seiner Bandkollegen schmälern zu wollen. So en passant mit dem gewissen Nachdruck zu überzeugen, ist allerdings etwas anderes, als jetzt wirklich mit dem Anspruch rauszugehen, Musik zu schreiben, die Menschen berührt. Gleich vorweg, es ist ihm vortrefflich gesungen: Stimmlich, musikalisch, inhaltlich und sogar mit deutscher Sprache.

SEBASTIAN MADSEN 2022, Foto von Joris Felix

Mit Liebe kontern

Man muss keinen Master in Psychologie haben, um zu ahnen, warum SEBASTIAN MADSEN den lang gehegten Wunsch mit „Ein bisschen Seele“ gerade jetzt in die Tat umgesetzt hat. Es ist nur fair, wenn die Welt uns invasiv mit Katastrophenmeldungen und Schreckensmeldungen drangsaliert, mit einer Überdosis Liebe und Gefühl zu kontern. Noch dazu waren er und seine Freundin während der Pandemie räumlich getrennt, was heftigen Liebeskummer auslöste.

Es gibt schon Kriterien, an denen sich ablesen lässt, ob die Idee mit dem Soul funktioniert, denn Körper und Seele hängen untrennbar zusammen. Und wenn sich der Körper wie von selbst an den Falsettgesang von SEBASTIAN MADSEN in „Das Gewitter“ schmiegen will, oder wenn der Popo schon beim Opener von selbst anfängt zu wackeln, dann sind das untrügliche Zeichen.

Dancing in the dark

Vor allem gewinnt man sofort den Eindruck, dass es hier, ganz gleich aus welcher Perspektive die Geschichte erzählt wird, tatsächlich um Sebastian selbst geht. SEBASTIAN MADSEN scheint wie ein Freund aus der Ferne an der Seite der Zuhörenden zu stehen. Einfach weil man spürt, dass er in „Immer wenn die Nacht“ eigentlich von seinen Erfahrungen erzählt und somit ein Eingeweihter ist. Und auch „Sei nur du selbst“, das Duett mit DRANGSAL, stellt seine eigenen Zweifel in den Mittelpunkt.

Aber eben nicht weinerlich und überschattet von unangenehmem Selbstmitleid, sondern eher zaghaft motivierend und somit heilsam für andere. Mit ihm und Max Gruber, sind es dann schon zwei, die sich nackig machen und zugeben, dass Selbstfindung ein schmerzhafter und auch unendlich andauernder Prozess sein kann. Außerdem ihm sind noch Martin Wenk, Trompeter bei CALEXICO, LISA WHO und die Multiinstrumentalistin Anne de Wolff auf dem Album zu hören.

Musikalisch ist „Ein bisschen Seele“ von SEBASTIAN MADSEN deutlich mehr, als man erwarten würde. Vielschichtige und kreative Instrumentierung, die häufig angenehm aus der Zeit gefallen wirkt, was bei diesem Genre natürlich ausschließlich positiv zu werten ist. Anfangs werkelte er mit seinem Bruder Johannes zu zweit im Madsen-Studio, doch schnell war klar, dass die Musik Bläser- und Streicherarrangements vertragen können.

Das wiederum rief den erfahrenen Arrangeur Markus Trockel auf den Plan, der maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass die Musik so toll klingt. Die Themen Liebe, Trennung, Zweifel und Trauer sind sowieso universell und sowieso nicht an Jahrzehnte gebunden. Abgesehen vom augenzwinkernden „Immer nur am Handy“, kann dieses Album also Generationen überstehen.

Dauer: 34:08
Label: IBESSA
VÖ: 30.09.2022

Tracklist „Ein bisschen Seele“ von SEBASTIAN MADSEN
Ein bisschen Seele
Sei nur Du selbst
Ich löse mich auf
Die Einsamkeit
Immer wenn die Nacht
Immer nur am Handy
Baby ich liebe Dich
Das Gewitter
Als bei uns Sommer war
Gefühle für Dich

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