Siouxsie_&_the_Banshees-Kaleidoscope

Siouxsie And The Banshees – Kaleidoscope – Review

Es gibt verdammt viele Gründe, warum man 41 (sic!) Jahre nach der Veröffentlichung auf “Kaleidoscope”, das dritte Album von SIOUXSIE AND THE BANSHEES aufmerksam machen sollte. Die britische Post-Punkband rund um die charismatische Sängerin Siouxsie Sioux hat damals ihren Stil extrem geändert, damit die Szene extrem bereichert, erweitert und u. a. großen Einfluss auf Robert Smith von THE CURE, RADIOHEAD, WEEKND und andere Künstler*innen gehabt. Robert Smith – wir sind hier ja im Klassikerbereich, deshalb gerne mal ein paar Fakten – spielte auch selbst einige Jahre bei der Band Gitarre.

Transformation von innen heraus

Was genau war denn so anders auf “Kaleidoscope”, dem angeblich immer wegweisenden, dritten Album? Zum einen die erhöhte Tanzbarkeit, die die Band durch verstärkte, elektronische Instrumente erzeugte. So richtig happy konnte eine Band wie SIOUXSIE AND THE BANSHEES natürlich nicht glaubhaft sein. Schon der Opener “Happy House” triefte vor Zynismus, war aber gemeinsam mit “Christine” die bestmögliche Singleauskopplung. Der Reiz aus Düsternis und das Gefühl von permanenten, imaginären Patchouli-Geruch in der Nase, führten die Band letztendlich in die Charts. Aber eben in die Sparte: S wie schräg.

Hochkarätige Besetzung

Der Produzent Nigel Gray wusste, wie man den Sound von SIOUXSIE AND THE BANSHEES auf “Kaleidoscope” entsprechend beeinflussen musste, noch dazu gibt es mittlerweile eine ordentliche Remastered-Version. Einen maßgeblichen Anteil an der Besonderheit von diesem Klassiker hat der Schlagzeuger Peter Edward Clarke aka Budgie, der in Songs wie “Tenant” (hat nichts mit dem aktuellen Kinofilm zu tun, oder doch?! Stichwort Zeitschleifen und unterschiedliche Dimensionen) und “Trophy” den Ohrgasmus bis ins Unendliche ausreizte und mit “Hybrid” (natürlich unbeabsichtigt) das Intro für 98% aller Pop-Punkbands erschuf.

Nur dass er den Beat eben bis zum Ende des Songs mehr oder weniger durchzog. Er wurde 2013 übrigens auf Platz 28 in die Liste der “The 100 Greatest Drummers of Alternative Music” gewählt. “Kaleidoscope” von SIOUXSIE AND THE BANSHEES wirft auch die Frage auf, wann das Saxofon vom Eurodance okkupiert wurde, um dort dann elendig zu verenden. Umso erfreulicher, dass Bands wie die VIAGRA BOYS das Instrument wieder ausgegraben und cool gemacht haben.

Dauerhaft betörend, damals wie heute

Wie schön und drängend man instrumental komponieren kann, zeigen SIOUXSIE AND THE BANSHEES mit “Clockface”, dessen Text wohl eher als vertonte Stimmung verstanden werden kann. Hier setzt die Band die Synthies zaghaft aber optimal ein. Und wer denkt, dass wäre ein nebenbei abgefallener Restposten, liegt vollkommen falsch. Die Gitarre spielt Steve Jones (u.a. SEX PISTOLS, MEGADETH, IGGY POP, DURAN DURAN…), der im Übrigen einen Platz auf der vom Rolling Stone kuratierten Liste “100 Greatest Guitarists of All Time” belegt.

Im folgenden “Lunar Camel” wirken die Synthies schon wesentlich experimenteller und so weiß man nicht genau, was man von der Atmosphäre, die eher an einen sleep twitch erinnert (das Gefühl, wenn man beim Einschlafen ins Nichts fällt), halten soll. “Red Light” hingegen knallt auch heute noch ordentlich, die Beats wirken in Kombination mit dem Fotoknipsgeräusch gleichermaßen dominant, wie im Nichts verpuffend. Im herrlich düsteren “Paradise Place” klingt die Band, was sie häufig tat, arabisch anmutend und Siouxsie Sioux liefert wohl eine ihrer besten Gesangsperformances überhaupt ab. Dass hier mal wieder der Bass ein Wörtchen mitzureden hat, verdeutlicht wie unwesentlich er urplötzlich mit diesem Album wurde. “Kaleidoscope” sei allen ans Herz gelegt, die wissen wollen, wie alles anfing.

Dauer: 40:44
Label: Polydor (Universal Music)
VÖ: 01.08.1980

Tracklist “Kaleidoscope” von SIOUXSIE AND THE BANSHEES
Happy House
Tenant
Trophy
Hybrid
Clockface
Lunar Camel
Christine
Desert Kisses
Red Light
Paradise Place
Skin

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