Lest die Review zu "The End, So Far" von SLIPKNOT bei krachfink.de

Slipknot – The End, So Far – Review

SLIPKNOT waren mit Sicherheit eine der krassesten Rockbands aller Zeiten, wie genau darf man den Albumtitel “The End, So Far” jetzt also verstehen? Die Wut ist seit 1995 mit Sicherheit nicht wesentlich abgekühlt. Aber mögliche Konsequenzen und körperliche Grenzen zwingen uns alle mit den Jahren, etwas gezügelter vorzugehen. Wie soll also eine in die Jahre gekommene Nu-Metal-Band die Standards, im Hinblick auf Eskalation und Kompromisslosigkeit gesetzt hat, jetzt an “We Are Not Your Kind” von 2019 anknüpfen?

Was ist Zufall und was pure Absicht?

Der Opener “Adderall” kommt einer Taufe ähnlich daher, langsam und schwerwiegend schreiten SLIPKNOT in Platte Nummer 7. Natürlich lässt sich jetzt auf Anhieb assoziieren, dass Corey mit diesem Song besser bei STONE SOUR aufgehoben wäre. Aber als ungewöhnlichen Opener und vor allem zeitgemäße Präsentation seiner über die Jahre gereiften, musikalischen Persönlichkeit, eignet sich das dezent als Drama inszenierte Lied auf jeden Fall. Interessant, ernst gemeint. Und ist es wirklich ein Zufall, dass der Bass hier massiv im Vordergrund steht, flankiert wird von engelsgleichen Chören und einen Gruß in Richtung Jenseits schickt?

Wir brauchen mit Sicherheit nicht über Coreys Stimmumfang – obwohl er zum Ende der Aufnahmen an Covid erkrankt war – oder die Brachialität des Sounds – gemischt von Joe Barresi (FU MANCHU, CLUTCH, QUEENS OF THE STONE AGE, MELVINS, L7, PARKWAY DRIVE…) zu diskutieren. Allerdings hapert es am Songwriting, denn das ist im besten Fall als wankelmütig zu beschreiben. Ja, “The End, So Far” hat einige wirklich bemerkenswerte Szene, die sich live heftig abfeiern lassen. Auch die Übergänge von melodisch zu guttural sind gelungen.

Was wollt ihr sein?

Letztendlich gibt es aber auch kaum komplette Kompositionen, die wirklich für die Ewigkeit hängenbleiben. Das ruhig startende und zwischendurch harmlos anschwellende “Yen” schwingt hektisch die Neunzigerjahrefahne und wendet sich somit eher an nostalgisch veranlagte Musikfans. Und lasst uns beim Stichwort Nostalgie bleiben. Traurig aber wahr, erst wenn die Gitarristen James Root und Mick Thomson sich selbst zitieren, klingt “The End, So Far” am besten.

Unter Strich ist hier vieles zu generisch (“Heirloom”) und dafür, dass SLIPKNOT durch die Pandemie etwas mehr Zeit hatten, hört man hier wenig vom erwarteten Feinschliff. “Isn’t it what you came here for?”, brüllt Taylor mit hochgekrempelten Armen und Schaum vorm Mund in “Warranty” und löst damit genau die Garantie ein, auf die Die-hard-Fans gewartet haben. Stampfender Implosions-Metal, zu dem sich ein Pit aufstellen, mit der Faust in der Luft skandieren und Bierbecher in die Luft werfen lässt. Und ehrlich gesagt… ja, deshalb bin ich hier, wenn auch offen für Neues.

Das ist nicht das Ende

“The End, So Far” ist erstmal nur ein ein vertragliches geregeltes Goodbye in Richtung des Labels Roadrunner Records, bei dem SLIPKNOT bis dahin – und in Zukunft nicht mehr – alle ihre Alben veröffentlicht haben. Und man kann nicht behaupten, dass diese, hoffentlich nicht letzte, Album uninspiriert wirkt. “Medicine For The Dead” wird live, mit opulenter Inszenierung, Spaß bringen. Ein gut Fahrt aufnehmender Song, in dem die Band ihre komplette Bandbreite zeigt, definitiv ein kreatives Highlight. SLIPKNOT testen schon einiges Neues aus, probieren einfach mal an, was ihnen in dieser Phase der Diskografie stehen könnten und verzetteln sich noch etwas (“H377”). Das bleibt spannend.

Dauer: 57:32
Label: Roadrunner Records
VÖ: 30.09.2022

Tracklist “The End, So Far” von SLIPKNOT
Adderall
The Dying Song (Time To Sing)
The Chapeltown Rag
Yen
Hive Mind
Warranty
Medicine For The Dead
Acidic
Heirloom
H377
De Sade
Finale

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