Sloe Paul – Searching/Finding – Review
Nichts beschreibt die Musik von SLOE PAUL besser als der Name SLOE PAUL selbst. Man neigt noch dazu, ein E anzuhängen, um das rigorose Slackertum und die konsequente Verweigerung von Trends zu unterstreichen. Der Künstler macht Musik direkt aus dem Bauch, kompositorisch und verdammt kreativ. Verdammt deshalb, weil damit nicht viele Euronen zu generieren sind. Aber für ihn und alle, die ihm zuhören, steckt eben auch verdammt viel drin. Im Vergleich zu SLOE PAULs bisherigem Schaffen ist „Searching/Finding“ im Klang stark verengt, aber gleichzeitig durch Bläser und eine unterschwellige Abgehalftertheit auch schon beinahe überbordend.

Verdammt kreativ, verdammt echt
„Searching/Finding“ von SLOE PAUL sucht seine Inspirationen auf jeden Fall bei Brian Wilson und den BEATLES, also nicht im Kleinklein. Gleichzeitig zeigt ein Song wie „What I Dream At Night“, dass SLOE PAUL auch in der Gegenwart andockt – etwa bei Künstlern wie YUNGBLUD (vgl.“Supermoon“). SLOE PAUL selbst empfiehlt seine Musik für die kalten, dunklen Tage. Understatement at its best. „First Day“ gehört zu den Songs, die sich vermeintlich banal geben. Der simpel dahin getupfte und von Synthies gedoppelte Bossa Nova muss nicht zwangsläufig zum Aufhellen dienen. Er kann ebenso eine Verstärkung für schöne, leichte Momente sein. Der Jazz transferiert die Unvorhersehbarkeit des Lebens, SLOE PAUL neigt aber nicht dazu, zu verkomplizieren.
Kein Rennen, kein Refrain – nur Resonanz
Meistens geht es nicht ums Finden, sondern ums Suchen. „Searching/Finding“ von SLOE PAUL setzt genau da an. Den Run auf die nächste Hook oder den griffigen Refrain gibt man schnell auf. Stattdessen lässt man den butterweichen Gesang von Paul Abbrecht auf die Seele perlen und folgt dem Bass und dem Vibraphon. Die dadurch erzeugte Mood – an dieser Stelle ein Fachbegriff – ist abhängig von der Resonanz, die man beim Zuhören mitgibt. Und obwohl „Searching/Finding“ reduziert wirkt und die leise Strahlkraft von SLOE PAUL selbst ausgeht, ist die Platte eine pralle Gemeinschaftsleistung. Zehn Menschen griffen in die Saiten, steuerten Saxophon, Drums und Bass bei. Interessant, dass alle Songs doch wie aus einem Guss wirken. Das Genre Experimental-Pop aus der Review zum Vorgänger „Remote“ ist überholt, einer wie SLOE PAUL neigt zur dauerhaften Reinvention. Von künstlerischer Rastlosigkeit kann keine Rede sein, der Wandel ist natürlich.
Dauer: 43:47
Label: Treibender Teppich
VÖ: 24.10.2025
Tracklist „Searching/Finding“ von SLOE PAUL
Venus Weeks
Badger
Butterfly
What I Dream At Night
Joy Will Find You
First Day Of Eternal Spring
November
Winter In Vegas
Mountain
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