Slug Boys – Listen To The Slug Boys – Review
Auf ihrem Debüt „Listen To Slug Boys“ vereint die britisch-norwegisch-schwedische Post-Punkband nur das Beste. Was auf den ersten Blick wie das dreiste Abkupfern von VIAGRA BOYS, FAT DOG, WARMDUSCHER und THE DAMNED wirkt, hat auf jeden Fall genug eigene Strahlkraft. Es gibt massig Szenen, die einem vertraut vorkommen, trotzdem darf die Musik von SLUG BOYS als reine Verneigung vor den Inspirationen gewertet werden. Der Punk ist rüde schunkelnd, wuchtet sich mit aller Macht gegen die Tristesse und legt es nicht darauf an, wahnsinnig eloquent zu sein und den prägnanten Spruch für die nächste Demo zu liefern.
Zwischen Zitat und Zunder
Produziert wurde „Listen To Slug Boys“ von SLUG BOYS angenehm kratzig, die Dynamik der Songs kann sich komplett entfalten. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man sofort den Drang verspürt, die Band live zu erleben. Das Quintett schnörkelt nicht, verlässt sich auf Gitarren, Bass, Drums und enthusiastisch vorgetragene Texte. Alle Kompositionen könnte man bei einem Konzert zu einem langen Mash-up verdichten, ohne dass man einen Mangel an Variation beklagen könnte.
An erster Stelle steht die Musik
Die Musiker verlassen sich in erster Linie auf die pure Energie ihrer Songs. Keine Experimente, kein unnötiges Gefrickel. Dass der Opener „Glasnost“ sich äußerst kritisch mit dem Krieg in der Ukraine auseinandersetzt, und mit pointierten politischen Statements überzeugt, wird von der impulsiven Musik beinahe überdeckt. So manches Statement – oder den Schwanensee im Opener – entdeckt man erst nach mehreren Durchgängen, wenn die Musik aufgrund der Wiederholung an Dominanz verliert. Das spricht eindeutig für „Listen To Slug Boys“, es lässt sich einiges entdecken und die Platte ist nicht eindimensional.
Der eigenwillige Schulterschluss mit dem Post-Punk
Wobei SLUG BOYS natürlich auch offensichtliche und sofort ankernde Haken setzen – das tun sie aber mit so minimalem Aufwand („For Love“), dass andere Bands neidisch werden können. „One Of Us“ gibt sich im Refrain batzig, dazwischen graben sich die Gitarren aber immer wieder frei und mäandern mit fluffigen Melodien gegen den harten Gesang an. Sänger Jake ist maximal angespitzt, aber meilenweit entfernt von dem harschen Unterton, den bspw. Joe Talbot von den IDLES an den Tag legt. Man nimmt den SLUG BOYS ab, dass sie feinfühlig sind, obwohl die grob hakenschlagenden Melodien und Oi-Gesänge („Painkiller“) eine gewisse Kälte transferieren. Der gut integrierte New-Wave-Anteil ist düster, tendiert manchmal minimal zu Klezmer.
Auf den einen großen Hit, der die Welt erobert, legt es die Band nicht an. Das Debüt ist eher eine gut kuratierte Visitenkarte ihrer Möglichkeiten. Was nicht bedeutet, dass sie nicht dazu in der Lage wären. SLUG BOYS werden sich mit ihrem Debüt den Weg freiboxen und ihren Platz neben den üblichen Verdächtigen behaupten können. „Listen To Slug Boys“ klingt wie eine Kneipenschlägerei zwischen Post Punk, Oi und New Wave, roh, direkt und erstaunlich charmant. SLUG BOYS kopieren nicht, sie küssen ihre Einflüsse mit Anlauf.
Dauer: 34:02
Label: Oslo Syndrome Records
VÖ: 31.10.2025
Tracklist „Listen To Slug Boys“ von SLUG BOYS
Glasnost
Dear Life
Mother Mary
Slug Boys Anthem
For Love
One of Us
Painkiller
Saab 900
Why
Slug Boys Love Song
Forever
The War (intro) The War
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