Spoil Engine – Renaissance Noir – Review
Die belgische Band SPOIL ENGINE zieht mit ihrem fünften Album „Renaissance Noire“ die Daumenschrauben etwas an. Dass der Melodic Death Metal des Quartetts streckenweise Tiefe erreicht, liegt nicht zuletzt an der enormen Bandbreite, die die Sängerin Iris Goessens abliefert. Das instrumentale Dreieck, klassisch bestehend aus Gitarre, Bass und Drums, steht ihr zuverlässig zur Seite und bietet unterschiedlichen Nährboden für ihre stimmliche Flexibilität.
Gewaltiges Tempo
„R!OT” macht seinem Namen und der Funktion als zündender Opener alle Ehre. Gerade mal eine halbe Sekunde gönnen uns SPOIL ENGINE, bevor wir direkt mitten im Song stehen. SPOIL ENGINE packen uns am Schlafittchen wie Homer Simpson seinen Sohn Bart. Bevor man sich orientieren kann, knallt auch schon die erste Hook – genauso muss das sein! Statt Klassik und Bombast als Kontrast zur Harschheit, wählen SPOIL ENGINE Nu-Metal-Synthies und einprägsame Refrains mit ganz leichtem Pop-Nachgeschmack. Was Steven, Matthjis und Davy in manchen Momenten („Warzone“, „The Hallow (feat. Jeff Walker)“) an Druck erzeugen könnten – mit einer Gitarre! – ist beachtlich. Und gerade im Melodic Death Metal ist der Spot vermehrt auf mitsingbare Gitarrenmelodien gerichtet und SPOIL ENGINGE gelingen einige gute Ohrwurmhaken.
Der große Hit ist leider auf „Renaissance Noire” nicht dabei, dafür hat sich aber auch kein echter Stinker eingeschlichen und es gibt einige Spitzen. Das gut bangbare Intro zu „No Flowers For A Pig” oder die zwingende Wucht von „R!OT“, den krass angespitzten Gastauftritt von Jeff Walker – Sänger und Bassist der mächtigen CARCASS – in „The Hallow (feat. Jeff Walker)“, das Riffgewitter in „Venom“ oder das angemessen zurückgenommene und feinfühlig inszenierte „Golden Cage“.
Talent im Überangebot
Im Vergleich zu Alissa White-Gluz von ARCH ENEMY, die beim Klargesang immer gleich die ganz großen Fässer aufmacht, hat Goessens einen tollen sphärisch anmutenden Klargesang mit dem Charme der Achtzigerjahre im Angebot („The Void“, „Medicine“). Die weniger harten Momente werden also nicht vollends aufgeweicht, sondern in eine ganz andere Richtung gelenkt. Das wiederum ist ein Alleinstellungsmerkmal von SPOIL ENGINE und stark umgesetzt. Die gesanglichen und musikalischen Stärken ergänzen sich aber nicht durchweg. Manchmal stehlen sie sich gegenseitig die Show. Wenn es dann aber zur gelungenen Fusion kommt, lassen SPOIL ENGINE alles explodieren und beeindrucken. Also, pure Luxusprobleme für die HörerInnen. Schade, dass sich die Band Ende 2019 noch selbst als Female Fronted Melodic Death Metal ausweist. Das ist selbstverständlich kein Genre und das Geschlecht hinterm Mikro sollte keinen Unterschied machen.
Dauer: 44:06
Label: Arising Empire
VÖ: 15.11.2019
Tracklist “Renaissance Noire” von SPOIL ENGINE
R!OT
Medicine
The Hallow (feat. Jeff Walker)
Venom
Golden Cage
Frostbite
Warzone
No Flowers For A Pig
The Void
Storms Of Tragedy
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