Statues – Holocene – Review
Die Schweden von STATUES veröffentlichen mit „Holocene“ ihr zweites Album und schon das Debüt „Adult Lobotomy“ konnte mich vom Fleck weg begeistern. Ungeschminkt und ehrlich gelingt es dem Trio Emotionen zu wecken, die so bittersüß sind, dass man sich beschwingt fühlt und gleichzeitig einfach nur ergeben auf dem Boden legen möchte. Dabei orientieren sie sich lediglich an ihren Vorbildern HÜSKER DÜ, HOT SNAKES und WIPERS, trotzdem fühlt sich ihr Sound nie wie ein billiger Abklatsch an. Sie haben die Tonabfolgen und Stimmungen einfach über die letzten Jahrzehnte verinnerlicht und teilen eine gewisse musikalische DNA.
Mut zum Punkt
Auf „Holocence“ gönnen sich STATUES den Mut zum Punkt. Die Band war nie auffällig ausschweifend, musizierte immer sehr fokussiert und auch ohne großes Fingerhakeln eindrucksvoll. Aber jetzt schnappt die Band uns die sprichwörtliche Wurst vor der Nase weg. Auch das gehört zu den Tricks, die Bob Mould (siehe Review zu „Blue Hearts“) etabliert hat. So ähnlich wird es auch mit dem Ende des Lebens sein. Keine Zeit, um das Outfit zu überprüfen oder das Wetter abzustimmen und es wird sicher immer etwas hinzuzufügen sein. In „Grab The Bags And Run“ kündigen STATUES an, dass sie sich Dissens wünschen.
Und im folgenden „Lockdown“ klingen sie durchaus angespitzter und angriffslustiger, bereit zur harten Debatte. Dabei bedienen sich die Post-Punker nicht der Temposchraube, es sind eher Phrasierungen von Sänger und Gitarrist Johan und alarmierende Takte, die die Stimmung verändern. In „Shitstorm“ – grundsätzlich eine unschöne Angelegenheit für die alle Beteiligten – arbeiten STATUES mit dem puren Gegensatz. Versöhnlicher und friedlicher könnte kein Song der Schweden klingen, der Bass wiegt den Song gemächlich zum Finale.
Alte Underdogs zum Mitreisen gesucht?
Alles an „Holocene“ klingt nach Underground, die Band ist sich im Klaren darüber, dass sie mit diesem Sound eher Liebhaber und weniger die Charts erreichen. Etwas scherbelig und dumpf kommt alles daher und genau das, macht den Sound und die Anziehungskraft aus. Was das Trio in „Ending The Holocene“ auffährt, wäre eine Verstärkung durch Streicher und viel TamTam würdig. Es wimmeln so viele schöne Momente auf dem Album, die man erst nach mehreren Durchläufen zu schätzen weiß. „Holocene“ ist mitnichten ein Album, das die HörerInnen anspringt. Das sind die drei Kerls von STATUES aber auch nicht. STATUES halten es einfach und genau das zeichnet sie aus. Alte Underdogs zum Mitreisen gesucht?! Gerne!
STATUES sind der schillernde Phoenix, der aus der Asche von STARMARKET und KVLAR auferstanden ist. Mit „Holocene“ bestätigt das Trio den guten Start und die Vorschusslorbeeren, die ich schon damals an anderer Stelle vergeben habe. Holozän bedeutet sinngemäß „das Neue“ und irgendwie ist es genau das, was wir brauchen. Altes, überdacht und in neue Formen gegossen.
Dauer: 32:31
Label: Lövely Records
VÖ: 30.10.2020
Tracklist „Holocene“ von STATUES
The Salt
Something In The Water
Cardia Arrest
Grab The Bags And Run
Lockdown
Shitstorm
Ending The Holocene
Manifest Destiny
Sleepytown
Black Smoke
Shotgut
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