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Stefan Kuhlmann – Umweg zum Sommer – Review

„Umweg zum Sommer“ von Stefan Kuhlmann ist ein herrlicher Roman über einen hängengebliebenen Rock-Onkel und dessen altklugen Neffen Karl. Ohne zu pathetisch oder vorhersehbar zu sein, intensiviert die Geschichte den Wunsch nach Freiheit. Botschaften hält der Autor gleich mehrere bereit: Erst auf dem Weg findet man zum Ziel, und Verbundenheit hat viele Facetten.

Wenn die Grenzen unüberwindbar sind

Stefan Kuhlmann schreibt viel für Film und Fernsehen, und das merkt man „Umweg zum Sommer“ deutlich an. Seine Beschreibungen sind nicht unnötig verkünstelt, er zeichnet die Charaktere schnell so scharf, dass man sich einen Eindruck machen und mit ihnen verbinden kann. Onkel Martin stößt mit seiner bewusst eingesetzten Verpeiltheit an viele Grenzen und wird gezwungen, sich zu reflektieren. Eigentlich soll er nur einige Wochen auf seinen Neffen Karl, das wandelnde Lexikon mit Hang zum Klugscheißen, aufpassen. Da er noch einen wichtigen Gig in Portugal am Bass spielen muss, will er ihn zwischenparken – hat die Rechnung aber ohne den Jungen gemacht.

Wir erleben die gleiche Reise aus zwei Perspektiven

„Umweg zum Sommer“ von Stefan Kuhlmann nutzt die unterschiedlichen Perspektiven der beiden optimal. Und so erleben wir die Reise durch die Augen eines verstockten Kindes, geradewegs auf dem Weg zum Teenager, und durch die des Onkels, der irgendwie nie wirklich erwachsen wurde. Die Dialoge zwischen den beiden sind zuckersüß, gegenseitig weisen sie sich in die Schranken und arbeiten sich an den vermeintlichen Unzulänglichkeiten des anderen ab. Aufgrund der Situation müssen sie aber miteinander zurechtkommen und finden nach und nach ihren passenden Umgang miteinander.

Verlängerter oder vorgezogener Sommer

„Umweg zum Sommer“ von Stefan Kuhlmann führt uns von Berlin über den Bodensee, durch Frankreich, Spanien und Portugal. Die Beschreibungen von Landschaft, Menschen und Gerüchen sind so greifbar, dass man sich beinahe als blinder Passagier fühlt. Ein herrlich warmes Buch mit schönem Ausgang und einigen Erkenntnissen, die nachhallen. Lässt sich auch außerhalb des Sommers lesen – um Erinnerungen an den letzten nachzuspüren oder sich auf den nächsten vorzufreuen. Lasst euch nicht von dem uninspirierten Artwork abschrecken, denn ich habe das Buch in einem Rutsch mit Freude durchgelesen.

Seiten: 352
Verlag: Rowohlt
ISBN-10: 3499015986
ISBN-13: 978-3499015984
VÖ: 13.05.2025

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Stefan Kuhlmann Autorenseite beim Verlag

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