Lest die Review zum Buch "Getraut" von Susanne Fröhlich bei krachfink.de

Susanne Fröhlich – Getraut -Roman

Mit ihrem neuen Roman “Getraut” macht die Bestseller-Autorin, Moderatorin und Podcasterin – gemeinsam mit Bärbel Schäfer betreibt sie den Podcast “Ausgesprochen: Fröhlich mit Schäfer” – das Dutzend voll. Bereits zum 12. Mal dürfen wir mit der Protagonistin Andrea Schnidt mitfiebern, mit ihr zweifeln und schmunzeln. Wer neu dazukommt, sollte auf jeden Fall mit dem ersten Band “Frisch gepresst” einsteigen und darf sich dann beinahe über die ganze Lebensgeschichte von Frau Schnidt freuen.

Seit dem Erstling ist einiges passiert, sehr viele Figuren sind uns über die Jahre erhalten geblieben und mittlerweile mit all ihren Stärken und Schwächen richtig ans Herz gewachsen. Ihre Leben haben sich verändert und es gab so einige Enden und noch viel mehr Neuanfänge. “Getraut” startet mit der Hochzeit von Ex-Schwiegervater Rudi und seiner Irene, beide trauen sich und das im hohen Alter. Und im Umfeld von Andrea Schnidt gibt es so einige, die sich auch mal (oder etwas) trauen könnten. Sie eingeschlossen.

Wer traut sich hier was?

Genau wie alle anderen Bände der Reihe, schnauft man “Getraut” von Susanne Fröhlich förmlich weg. Obwohl es nicht um die Entschärfung einer Atombombe oder die Aufklärung komplexer Mordfälle geht, sondern um vermeintlich profane Dinge. Es ist hilfreich, dass man die meisten Personen nicht umständlich einführen muss und es deshalb sofort losgeht, mit den Verwirrungen und Missverständnissen, die häufig an Slapstick grenzen. Noch dazu hat Susanne Fröhlich ein gutes Gespür dafür, neue Figuren rasch zu skizzieren, sodass man sofort einen Eindruck von ihnen bekommt und ungefähr einschätzen kann, mit wem man es zu tun hat.

Wahrscheinlich ist “Getraut” im Vergleich zu den anderen Romanen tatsächlich besonders vollgepackt, weshalb man sich noch gut und gerne 200 Seiten mehr gewünscht hätte. Das Wort trauen wird von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Zum einen geht es natürlich um die Trauung im Sinne von Hochzeit, aber Andrea Schnidt traut nun auch Menschen, denen sie vorher misstraut hat. Sie traut sich selbst auf neue berufliche Pfade, lernt neue Menschen kennen, die sich nach jemandem sehnen, dem sie bedingungslos trauen können und erfährt selbst Misstrauen, wenn es beispielsweise um die Betreuung ihres Enkels Halvar geht.

Es kommt meistens anders, als man denkt

Susanne Fröhlich würde sicherlich abstreiten, dass “Getraut” viel mit ihrem eigenen Leben zu tun hat. Aber nicht nur ihr feiner Humor eindeutig schimmert durch, den man durch den Podcast natürlich noch besser mitbekommt, als über die Moderation einer Büchersendung im MDR. Sie berichtet dort auch aus ihrem Privatleben von ähnliche Erfahrungen und Konstellationen, zum Beispiel wenn es um Alzheimer und die Betreuung von Senioren geht. In “Getraut” führt sie diese Begebenheiten natürlich ad absurdum und treibt sie auf die Spitze. Die Erkenntnisse, die man daraus ziehen kann, sind dahingegen wieder äußerst realistisch.

Da wäre zum einen das Ablaufen von Zeit und der Fakt, dass man diese nicht aufhalten kann, aber trotzdem nicht daran verzweifeln muss. Und es beinhaltet zum anderen auch die Tatsache, dass es für einen Neuanfang nie zu spät ist und alles immer ganz anders kommt, als man denkt. Und meistens sogar besser, auch wenn es anfangs nicht so scheint. Bleibt zu hoffen, dass “Getraut” nicht der letzte Roman ist und uns Susanne Fröhlich gemeinsam mit Andrea Schnidt noch ins Altenheim schickt.

Seiten: 336
Verlag: Knaur HC
ISBN-10: 342622805X
ISBN-13:  978-3426228050
VÖ: 01.02.2023

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