Oceans Archive

Oceans-Bandfoto-2020-von-Niklas-Karrenbauer

Selbst wenn es nachvollziehbar ist, dass OCEANSin der aktuellen Situation ihren Zyklus in mehrere Teile splitten und mit “Hell Is Where The Heart Is Part II: Longing” nun dementsprechend den zweiten Teil vorlegen, am Stück wäre die Wirkung intensiver gewesen. Diese Kritik ergibt wahrscheinlich im Zeitalter von Streaming keinen Sinn, denn man kann sich die einzelnen Parts aneinanderreihen. In dieser schnelllebigen Zeit hat sich allerdings der erste Teil schon verflüchtigt und man kann nicht einfach so eine Verbindung herstellen. Das Intro “Longing” täuscht dystopische Zustände an und verdeutlicht aber auch, dass OCEANS ganz offensichtlich einen größeren Plan haben. Entgegen der Erwartung, dass wir es jetzt mit technisch-kühlen Metalcore oder gar vertracktem Djent zu tun bekommen, bleibt die Band ihrer organischen Herangehensweise treu.
Stark inszenierter Nu-Metal mit einer geschmeidigen Hook, der erste richtige Song “Home” bleibt sofort im Ohr hängen. OCEANS haben ihr eigenes Rezept gefunden, was in erster Linie deshalb überzeugt, weil sie dafür genau die bereits existenten Zutaten ausgewählt haben, die zu ihnen passen und diese ungewöhnlich präsentieren. Prügelndes und kurz aufflammendes Black-Metal-Drumming, eine zuckrige Emo-Hook zum Hängenbleiben und poppig-metallische Abfahrten. Selbst wenn das gepanscht klingt, dann wirkt es doch immer irgendwie originell und nicht wie aus dem Baukasten. Als bitterer Nachgeschmack bleibt leider die kurze Spieldauer hängen, etwas mehr Selbstbewusstsein und Vertrauen in ihrer Hörerschaft sollten OCEANS schon haben. Selbt wenn man in “I Want To Be Whole Again” die intensive Auseinandersetzung, vor allem mit dem Klangbild der Komposition, deutlich hört, dann fehlt es doch an Möglichkeiten, sich mit der Veröffentlichung zu verbinden.
“Hell Is Where The Heart Is Part II: Longing” von OCEANS wirkt eher wie ein fein angerichteter Happen, der aber eigentlich nur Lust auf ein Album macht. Die ganze Geschichte erschließt sich (noch) nicht und dementsprechend bleiben die 13 Minuten etwas schwere- und orientierungslos im Raum hängen. Das war bei der vorherigen EP “We Are Nøt Okay” und dem Album “The Sun And The Cold” anders, besser gelungen. Bleibt abzuwarten, ob OCEANS auch diesen Zyklus noch in Zusammenhang bringen können oder daraus bald ein großes, zusammenhängendes Album ableiten können. Die progressiven Ansätze und die Kunst, nur die Guten ins Töpfchen zu legen, befähigen OCEANS zu mehr.
https://youtu.be/rOhmfirwsLE
Dauer: 13:12
Label: Nuclear Blast
VÖ: 29.07.2022
Tracklist “Hell Is Where The Heart Is Part II: Longing” von OCEANS
Longing
Home
I Want To Be Whole Again
Living=Dying

Oceans – The Sun And The Cold Artwork