Tausend Augen Westend Artwork

Tausend Augen – Westend – Review

TAUSEND AUGEN sind einer dieser Bands, bei denen man sich nie so sicher sind, was sie eigentlich von einem wollen. Der Noise-Krautrock-Mix auf ihrem Album “Westend” ist aber echt gut gelungen und unterhaltsam, von daher kann uns das auch ziemlich wumpe sein. Die drei Bois treten teilweise in Ganzkörperkostümen auf. Gehört zu der unüberlegten Scheiße, die man irgendwann man anfängt, dann überdenkt und dann eben einfach weiter durchzieht, um nicht dumm dazustehen. Wenn man das Trio irgendwie musikalisch vergleichen wird, dann wohl am ehesten mit ODD COUPLE oder mit ganz größenwahnsinnig gleich mit KRAFTWERK.

TAUSEND AUGEN, 2021

Taschenspieler erklären die Welt

TAUSEND AUGEN scheren sich eigentlich um fast nichts. Sie kombinieren Siebzigerjahre-Krautrock mit Synthies, teils ironischen und teil bitterernsten, die Gesellschaft kritisierenden, Texten. Das klingt in manchen Momenten authentisch rückwärtsgewandt, aber immer auch offen und doch inhaltlich nachvollziehbar. Wer jetzt bei TAUSEND AUGEN den Ohrwurm einpflanzt, ist gar nicht eindeutig geklärt. Bei “Silberne Maschine” ist es der Synthie-Dreiklang, der sich stetig einfrisst und wohl in diesem Leben nie mehr vergessen wird. “Mana Mana” (ok, wer hat jetzt Di di di didi gedacht?!) schlägt einen lockeren ABBA-Takt ein, der von futuristischen Blubbergeräuschen und Gitarren durchstoßen wird. Und “Sonne” zeigt eine interessant verzerrte Psycho-Variation von MARILYN MANSONs “Mister Superstar”, die sofort hängenbleibt, schon alleine wegen dem herrlich trappelnden Schlagzeug.

Hirn auf Null

Beim düster schunkelnden “White Noise” nimmt der Post-Punk Überhand und man erhält die Gelegenheit sich einmal das Gehirn zu neutralisieren. Wer Erfahrung mit Tinnitus hat, weiß wie angenehm das sein kann. Noch dazu ist white noise auch als Metapher zu verstehen. Die in die Leerstellen hüpfenden Gitarren bluesen den Song mächtig auf. In “Geisterstadt”, dem längsten Song der Platte, lösen uns TAUSEND AUGEN den letzten Rest an Frust auf, entschleunigen den Song mithilfe von bizarr wabernden Achtzigerjahrensynthies und einem an den Herzschlag angepassten Takt auf das Mindeste.

Der Reiz liegt im Verborgenen

Die drei Musiker schichten ihre Kompositionen smart und äußerst unkonventiell auf. Doch damit nicht genug: Wie bei einem Yenga-Turm nehmen sie hier und da wieder einen Klotz heraus, setzen ihn an andere Stelle wieder quer ein, drehen ihn vorher um oder legen ihn auf die Seite. Man hat den Eindruck, je genauer man versucht die Musik deutlich zu machen, umso weiter entfernt man sich davon. TAUSEND AUGEN erweitern mit “Westend” das Spektrum von “dem was geht” und öffnen die Ohren für andere Ideen. Am Ende weiß man immer noch nicht so genau, was die Band will, aber das ist auch gut so. Kunst darf auch kryptisch und unanalysierbar bleiben.

Dauer: 40:16
Label: This Charming Man
VÖ: 27.11.2020

Tracklist “Westend” von TAUSEND AUGEN
Westend
Silberne Maschinen
Mana Mana
White Noise
Geisterstadt
Im Licht
Sonne

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